Nach dem aktuellen Bericht des Weltbiodiversitätsrates zum Artensterben befinden sich
60 % der von der EU geschützten Arten in einem schlechten Erhaltungszustand. Die Arten, denen es ohnehin schon schlecht geht, sind weiterhin auf dem Sinkflug: 34 % geht es schlechter und nur 14 % besser. In Deutschland ist jede dritte Tier- und Pflanzenart in ihrem Bestand bedroht, bei den Wirbeltieren sind es sogar zwei Drittel.
Der Verlust der Arten geht einher mit dem Verlust an Lebensräumen. So gibt auch der jüngste Nationale Bericht für die FFH-Richtlinie keine Entwarnung: der Erhaltungszustand von 41 % der Lebensraumtypen hat sich in den letzten 6 Jahren verschlechtert, nur bei 10 % ist eine Verbesserung festzustellen.
Wir haben es mit einer fortschreitenden Verschlechterung zu tun, obwohl die gesetzliche Verpflichtung zur Verbesserung besteht. Kein Wunder, werden doch nach wie vor jeden Tag über 60 ha Boden versiegelt und die Subventionen in der Landwirtschaft nicht ökologisch ausgerichtet. Hauptfaktoren für den Rückgang der Arten sind die Zerstörung der Lebensräume, der Stickstoffeintrag, der Pestizideinsatz und die industrielle Landwirtschaft.
„Daher darf Natur- und Artenschutz auch nicht auf Klimaschutz reduziert werden. Alle Faktoren, die zur Überlastung der planetaren Belastungsgrenzen und dem Artenschwund beitragen, müssen in den Blick genommen werden, auch die negativen Auswirkungen der Windenergie, der Freiflächenfotovoltaik und der Biogasanlagen“, so Harry Neumann, Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI).
Um das Artensterben wirksam zu stoppen, fordert die Naturschutzinitiative e.V. (NI) daher sofortige Maßnahmen:
- Konsequente Umsetzung des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 und dessen Biotopverbundes für den Schutz der Arten und deren Lebensräume, Ausweisung aller Natura 2000 Gebiete als Naturschutzgebiete
- Reform der europäischen Agrarpolitik nach dem Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“, damit sich der Schutz der biologischen Vielfalt für die Landwirte lohnt
- Drastische Reduzierung des Flächenverbrauchs für Straßen, Bau-, Gewerbe- und Industriegebiete zum Schutz von Lebensräumen und deren Vernetzung
- Konsequentes Umsetzen der nationalen Biodiversitätsstrategie
- Einsatz für eine ambitionierte europaweite Biodiversitätsstrategie, die deutlich mehr Gelder für den Naturschutz und die personelle Ausstattung der Naturschutzbehörden zur Verfügung stellt