„Die Zahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland steigt seit Jahren. Viele dieser Eingriffe könnten vermieden werden. Ein untragbarer Zustand“, sagt Prof. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Uniklinik in Bad Abbach. Die Praxiserfahrung der Ärzte des Orthopädischen Diagnostik- und Behand-lungszentrums vor den Toren Regensburgs zeigt: Ein großer Teil der Patienten, der anderswo bereits einen Operationstermin hatte, war nach der Behandlung in Bad Abbach auch ohne chirurgischen Eingriff wieder beschwerdefrei.
Professor Grifka nennt ein Beispiel: „Was nach einer Diagnose via Kernspin-tomographen heute oft als Bandscheibenvorfall interpretiert wird, ist in 30 Prozent der Fälle gar keiner und muss schon gar nicht operiert werden. Die Schmerzen haben oft ganz andere Ursachen und können sich dann nach einer Operation sogar noch verschlimmern“, sagt der Klinikchef, der laut Magazin Focus zu den führenden Orthopäden in Deutschland zählt.
„Wachsende Verunsicherung der Patienten abbauen“
Ein weiteres Problem: Patienten mit Rückenschmerzen wissen meist nicht, welcher Facharzt für ihre speziellen Rückenbeschwerden der richtige ist. „Verbunden mit den zu häufigen Operationen führt das zu einer wachsenden Verunsicherung bei den Betroffenen“, sagt Sektionsleiter Dr. Florian Faber.
Das Klinikum Bad Abbach geht deshalb jetzt bei der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen einen anderen Weg. Unter dem Dach des neuen Wirbelsäulenzentrums werden in Zukunft Spezialisten mit Qualifikationen für Orthopädie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, für Allgemeinchirurgie, Schmerztherapie, Physikalische Therapie und Rehabilitation, für Manuelle Therapie und Sportmedizin direkt sowohl in den Sprechstunden zur Diagnose als auch bei der Behandlung Hand in Hand zusammenarbeiten. Bei Bedarf werden noch auf Rückenbeschwerden spezialisierte Psychologen, Tumorexperten, Kinderorthopäden und Physiotherapeuten hinzugezogen.
Dem Wirbelsäulenpatienten erspart die Konzentration der unterschiedlichsten Fachgebiete in einer Klinik Wege und Zeit. Und sie gibt ihm die Sicherheit für eine lückenlose Behandlung seiner Wirbelsäulenbeschwerden auf höchstem Niveau.
Vernetzte Kompetenz für bestmöglichen Behandlungserfolg
„Unser Ziel ist es, in Zukunft Erkrankungen der Wirbelsäule, vom Kindesalter bis zum Senioren, Wirbelsäulenverkrümmungen oder Einengungen des Wirbel-kanals, Bandscheibenvorfälle, Osteoporose-Folgen oder auch Wirbelbrüche auf höchstem technischen und wissenschaftlichen Stand zu versorgen - konservativ oder wenn wirklich nötig selbstverständlich auch operativ“, so Sektionsleiter Priv.-Doz. Dr. Achim Benditz. Diese konzentrierte Kompetenz unter einem Dach sei eine Voraussetzung für bestmöglichen Behandlungserfolg und helfe vor allem auch, Überbehandlungen zu vermeiden.
Zweitmeinungs-Sprechstunde: Überprüfung der Diagnosen
Teil der neuen Sektion Wirbelsäule ist eine Zweitmeinungs-Sprechstunde für Patienten. Diese „Akut-Sprechstunde“ bietet die Möglichkeit, sich vor einer anstehenden Operation nochmals Expertenrat über die Notwendigkeit oder die Möglichkeiten einer Alternativbehandlung einzuholen. Die Praxis beweise den Bedarf für eine solche Zweitmeinungsberatung, sagt Sektionsleiter Dr. Daniel Boluki. Seine Erfahrung: „In vielen Fällen können wir mit einer Alternative zur angeratenen Operation helfen“.
Mit der Eröffnung der neuen Sektion Wirbelsäule wird in der Orthopädischen Klinik deshalb jetzt auch die Sprechstundenkapazität um mehr als 50 Prozent von 2100 auf 3600 Patienten pro Jahr steigen. „Zweitmeinungspatienten erhalten so noch schneller Termine und auch die Wartezeiten für alle übrigen Patienten der Orthopädischen Uniklinik werden sich in Zukunft spürbar verkürzen“, sagt Professor Grifka.
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