Ungedüngte Magerwiesen mit dem typischen Borstgras waren die natürlichen Lebensräume der einst im Solling weit verbreiteten Blume. Intensive Grünlandbewirtschaftung mit Düngung und frühzeitiger Mahd ließen die Population auf ein einziges Vorkommen mit weniger als fünfzig Pflanzen schwinden.
Seit 2014 läuft das Wiederansiedlungsprojekt mit ersten sichtbaren Erfolgen. „Inzwischen blühen wieder so viele Arnika, dass wir die Arnika-Samen auch direkt in dafür vorbereiteten Flächen aussäen können. Unser Ziel ist ein langfristig überlebensfähiger Arnika-Bestand im Solling“, beschreibt Naturschutz-Förster Ulrich Schlette das Konzept. Unterstützung erhält der Förster im Niedersächsischen Forstamt Neuhaus auch von der Wissenschaft und dem Naturschutz. Professor Dr. Winfried Türk von der Hochschule stand Schlette mit Rat zur Seite. Rund 1.000 Pflanzen müssen laut Prof. Türk vorhanden sein, damit sich eine stabile Population halten kann. Die Untere Naturschutzbehörde vom Landkreis Holzminden erteilte die Genehmigung für die ungewöhnliche Samenernte und Wiederansiedlung.
In den vier Jahren seit Projektbeginn wurden genügend Erfahrungen gesammelt, um die Arnika an geeigneten Standorten erfolgreich wieder zu etablieren. Diese Erfahrungen möchte auch Dr. Ansgar Hoppe vom Projektbüro Landschaftspflege und Gebietsmanagement beim Landkreis Holzminden nutzen, um weitere Flächen wieder mit Arnika zu besiedeln. Dazu wird er in den nächsten Jahren geeignete Standorte auswählen und in Abstimmung mit den Grundeigentümern und Bewirtschaftern die Rückkehr der Arnika in den Solling fördern.
Walter Hennecke ist mit dem Zwischenergebnis ebenfalls zufrieden. Der Leiter des Forstamtes Neuhaus ist verantwortlich für mehr als 500 Hektar Wiesen und Weiden hauptsächlich im Solling. Er bewertet das Projekt als weiteren Baustein für eine erfolgreiche Naturschutzarbeit im Forstamt Neuhaus. „Die Landesforsten sind einer der wichtigsten Partner der Naturschutzbehörden wenn es um das gemeinsame Ziel geht, artenreiches Grünlandes in unserer Region zu erhalten“, betont Hennecke die Anstrengungen zum Schutz seiner Wiesenflächen. Das Forstamt Neuhaus ließ ein Grünlandkonzept entwickeln. Wie seit 25 Jahren erfolgreich mit dem LÖWE-Programm für den Wald soll das Konzept die naturnahe und landschaftsgerechte Pflege des Grünlands sichern. Kernpunkt ist darin ist der Verzicht auf Düngung und Pestizideinsatz.
Hintergrund:
Die Arnika, oder Berg-Wohlverleih, ist eine einst weit verbreitete Art der ungedüngten Borstgrasrasen. Sie wuchs als Weideunkraut auf den Allmendweiden und den ungedüngten Wiesen der Bauern.
Im Solling war die Art noch in den 1960er Jahren auf den mageren Wiesen und Weiden weit verbreitet. 2013 existierte nur noch ein Restvorkommen mit wenigen und zudem stark überalterten Exemplaren. Alle übrigen Populationen waren durch Nutzungsaufgabe (Aufforstung, Weihnachtbaumkulturen) oder Intensivierung (Düngung, zu frühe Mahd/Beweidung) erloschen. Auf Flächen des Forstamtes Neuhaus entwickeln sich durch die extensive Bewirtschaftung ohne Düngung wieder potentiell geeignete Standorte für die Arnika. Die langfristige Erhaltung der Flächen ist durch Beweidung oder Mahd gesichert. Dazu arbeitet das Forstamt Neuhaus mit Landwirten als Pächtern zusammen oder pflegt die Flächen in Eigenregie.
Arnika gehört zu den Nationalen Verantwortungsarten, für die Deutschland international eine besondere Verantwortung besitzt, weil sie nur hier vorkommen oder weil ein hoher Anteil der Weltpopulation hier vorkommt. Sie ist eine der Zielarten für das magere Grünland im Solling.