- 9 von 10 Befragten haben ihr Konsumverhalten aufgrund hoher Preise geändert
- Mehr als ein Drittel der Deutschen kauft nur noch das Nötigste ein
- Die junge Generation schaut mehrheitlich optimistisch in die Zukunft
Bereits im vergangenen Jahr war mehr als ein Drittel der Deutschen zuversichtlich, dass die Inflation abflauen würde. Diese Erwartung erfüllte sich tatsächlich: Im Herbst 2024 lag die Inflationsrate in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit Jahren, was zu einem positiven Stimmungstrend führte. Dieser Optimismus scheint sich 2024 weiter fortzusetzen. Aktuell geben mehr als 20 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Inflation keine Sorgen bereitet – ein Anstieg von rund 7 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023. Zudem erwarten 45,4 Prozent der Deutschen, dass sich die Inflation 2025 weiter normalisieren wird – ein Anstieg von 10,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr (2023: 35,2 Prozent). Besonders optimistisch zeigen sich Männer (57 Prozent), Familien, die Kinder außerhalb des Haushalts finanziell unterstützen (54,3 Prozent), sowie Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen über 2.500 Euro (53,6 Prozent). Auch jüngere Menschen unter 30 Jahren äußern mehrheitlich (50,8 Prozent) eine positive Erwartung. Diese Zahlen spiegeln wider, dass – wenn auch nicht die Wirtschaft – immerhin der Optimismus wächst.
Trotz positiver Signale aus einzelnen Bevölkerungsgruppen machen sich weiterhin viele Deutsche Sorgen um ihre finanzielle Situation, vor allem um steigende Lebenshaltungskosten (2024: 60,2 Prozent; 2023: 63,2 Prozent), um eine unzureichende Rente oder Altersvorsorge (2024: 37,2 Prozent; 2023: 38 Prozent) und um den Wertverlust der eigenen Ersparnisse (konstant bei 28 Prozent). Zudem erwartet immer noch die Mehrheit der Deutschen (54,6 Prozent), dass die Inflation 2025 hoch bleiben wird. Diese Befürchtung ist besonders ausgeprägt bei Frauen (67,3 Prozent) und beispielsweise Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2.500 Euro (66,7 Prozent). Auch die meisten über 50-Jährigen fürchten eine weiterhin hohe Inflation (57,3 Prozent). Doch es ist zu vermuten, dass viele Befragte weniger die Inflationsrate an sich, sondern vielmehr das anhaltend hohe Preisniveau beunruhigt. Denn trotz gesunkener Inflation haben sich die Preise in vielen Bereichen des täglichen Lebens auf hohem Level eingependelt. Laut Verbraucherzentrale sind allein die Lebensmittelpreise innerhalb von nur drei Jahren um über 29 Prozent gestiegen (zwischen Juni 2021 und Juli 2024). Diese finanzielle Belastung ist im Alltag deutlich spürbar, besonders stark für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Doppel-Strategie: kurzfristig den Konsum einschränken, langfristig für die Zukunft vorsorgen
Wie haben die Deutschen auf die gestiegenen Preise 2024 reagiert? Die repräsentative Umfrage der norisbank zeigt, dass fast die gesamte Bevölkerung (89 Prozent) ihr Kaufverhalten angepasst und ihren Konsum reduziert hat. Es überrascht nicht, dass die Mehrheit verstärkt auf Angebote achtet (59,1 Prozent). Doch außergewöhnlich ist, dass mehr als ein Drittel der Deutschen nur noch das Nötigste kauft (34,1 Prozent) – selbst in der höheren Einkommensklasse trifft dies auf ein Viertel zu (25,6 Prozent). Zudem räumt ein Viertel der Befragten ein, auf bislang alltägliche Extras wie Ausflüge, Restaurantbesuche oder Fitnessstudio zu verzichten (24,7 Prozent). Markenprodukte stehen immer seltener auf dem Einkaufszettel (bei 24,3 Prozent). Und auch größere Anschaffungen, Luxus-Shopping oder Urlaubsreisen verschieben viele Befragte auf später (22 Prozent). Lediglich jede:r zehnte Deutsche bleibt von den Preissteigerungen unberührt.
Die finanzielle Anspannung, die Menschen durch die Inflation erleben, variiert – vor allem in Abhängigkeit vom Bildungsniveau und von den finanziellen Ressourcen. Je höher die Bildung, desto geringer scheinen die Sorgen zu sein: Während 75 Prozent der Befragten ohne Berufsabschluss oder mit Volks-/Hauptschulabschluss besorgt sind, trifft dies nur auf 62 Prozent der Menschen mit höherem Schulabschluss und lediglich auf 52,5 Prozent der Fach-/Hochschulabsolvent:innen zu. Einkommensschwache Haushalten haben in Zeiten hoher Inflation bzw. hoher Preise oft nur die Möglichkeit, spontan ihre Ausgaben zu minimieren – eine notwendige, aber nur kurzfristige Strategie. Eine langfristige Strategie wäre, das Geld so anzulegen, dass es zumindest die Chance hat, mit der Inflation Schritt zu halten. Dennoch ist 2024 das Interesse an Anlagen und Investments leicht gesunken (2024: 13,6 Prozent; 2023: 14,9) – vermutlich aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten. Nur 8,5 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen unter 2.500 Euro haben 2024 Geldanlagen genutzt oder nutzen können im Vergleich zu 16,9 Prozent der Haushalte mit höherem Einkommen. Überdurchschnittlich anlagefreudig sind leitende Angestellte (rund 20 Prozent) sowie Beamtinnen und Beamte (rund 27 Prozent). Diese Daten verdeutlichen, wie sehr eine bereits vorhandene finanzielle Sicherheit es erleichtert, gut auf die Inflation zu reagieren. Einkommensschwache Haushalte sind den Folgen der Inflation hingegen stärker ausgesetzt, stehen unter Druck und haben es schwerer, für die Zukunft vorzusorgen.
Mehr Informationen zur norisbank finden Sie unter www.norisbank.de.
Über die Umfrage
Die norisbank hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG bevölkerungsrepräsentativ nach Alter und Geschlecht 1.054 Personen ab 18 Jahren befragt. Die Online-Befragung wurde Mitte Oktober 2024 durchgeführt.