„Solidarität ist ein großes Wort“, erklärte Kromberg, der stellvertretend für den kurzfristig verhinderten Oberbürgermeister Thomas Kufen das Wort ergriff, „aber schon mit kleinen Gesten realisierbar. Wenn ich die Zahlen zu sexuellem Missbrauch von Kindern höre, wird mir schwindelig. Es ist klar, wir müssen etwas tun. Und weil wir in Essen eine Kultur der Anerkennung fördern möchten, freue ich mich, dass der Preis an dieses wichtige Projekt geht.“
thyssenkrupp-Vorstand Oliver Burkhard betonte, wie wichtig auch dem Stahlunternehmen das Mitwirken am Essener Solidaritätspreis ist: „thyssenkrupp ist ein Teil von Essen, ein Teil des Ruhrgebietes, ein Teil der Gesellschaft. Wir meinen es Ernst mit unserem Versprechen.“
„Die Solidargemeinschaft ist eine gute Sache“, machte Novitas BKK-Vorständin Kirsten Budde in ihrer Laudatio deutlich, „die Starken stehen für die Schwachen ein, die Jungen für die Alten, die Alleinstehenden für die Familien. Das ist gut – aber es reicht nicht. Unsere Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass immer wieder einzelne Helfer mehr tun und mit anpacken.“ Auch Budde zeigte sich von dem Projekt begeistert: „Je mehr wir die Kinder und ihr Umfeld stärken, umso mehr schwächen wir die Täter.“
Stellvertretend für die vielen Unterstützer des Gemeinschaftsprojektes nahmen Alfred Seidensticker, ehemaliger Essener Grundschullehrer, und Jerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung Hänsel + Gretel, den Preis entgegen. Jerome Braun, der die „Notinsel“ für Kinder ins Leben gerufen hat, verriet: „Meine Lieblingsstation ist die Nein-Sage-Station. Kinder sollen spüren und merken, dass sie die wichtigsten Personen sind. Sie dürfen und sollen „Nein“ sagen!“
„Viele Schulen haben „ECHT KLASSE!“ fest in ihr Programm aufgenommen“, so Alfred Seidensticker. „Es gibt Kinder, die sich nach dem Besuch der Ausstellung geöffnet haben. Das ist einerseits natürlich wahnsinnig bedrückend. Aber es freut uns auch, dass sie dadurch den Mut hatten, sich mitzuteilen.“
Über das Projekt
„ECHT KLASSE!“ zieht derzeit als Wanderausstellung durch Schulen im Ruhrgebiet und wendet sich gezielt an Grundschulen und 5./6. Klassen. In Form eines Mitmachparcours sollen Kinder frühzeitig und spielerisch damit vertraut werden, wie sie Missbrauch erkennen und sich davor schützen können. Die einzelnen Stationen sind mit Texten, Bildern und handlungsorientierten Objekten gestaltet.
Die Ausstellung ist inzwischen in rund 80 Schulen im Ruhrgebiet gezeigt worden und hat über 20.000 Kinder erreicht. Etwa 3.000 Eltern haben zudem an begleitenden Elternabenden teilgenommen, und 1.000 Lehrer wurden zum Thema geschult.
Hintergrund zum Solidaritätspreis
Der Essener Solidaritätspreis ehrt Gruppen oder Personen, die in beispielhafter Weise Solidarität üben. Der Preis wird seit 2006 jährlich von der thyssenkrupp AG und der Novitas BKK vergeben. Seit 2015 ist Oberbürgermeister Thomas Kufen Schirmherr. Im vorigen Jahr wurde das Netzwerk „Essen packt an“ ausgezeichnet.