- Internationaler Bio-Markt wächst nachhaltig
- Bio-Wein und Naturkosmetik im Nürnberger Scheinwerferlicht
Bio-Produkte bedeuten Genuss und Lebensqualität. Sie stehen für die Verbindung von höchster Qualität und unbeschwertem Konsum. 2.740 Aussteller präsentieren sich auf der BioFach 2008, Weltleitmesse für Bio-Produkte und wichtigster Branchentreff der Bio-Welt, den erwarteten rund 45.000 Fachbesuchern. Die BioFach, die vom 21. bis 24. Februar in Nürnberg stattfindet, wartet 2008 mit einem weiteren Highlight auf – der neuen Weinhalle 4A. Diese rückt den Bio-Wein ins Rampenlicht. Kulinarische Erlebniswelten bescheren den Fachbesuchern der Weinhalle Bio-Hochgenuss. In der Halle 7A und einem Teil der Halle 7 feiert die Vivaness, Fachmesse für Naturkosmetik und Wellness, ihren ersten Geburtstag. Die 2007 flügge gewordene schöne Tochter der BioFach gedeiht prächtig und wächst weiter. Schon 2007 verzeichnete sie mit auf Anhieb 161 Ausstellern einen Zuwachs von 70 % gegenüber dem Vorjahr.
Auf dem internationalen Bio-Markt – wie auf den beiden Fachmessen BioFach und Vivaness – hält der Wachstumstrend weiter an.
40 Mrd. US-Dollar Umsatz im internationalen Bio-Markt
Die Bio-Branche boomt und immer mehr Unternehmen steigen in den Markt ein. In Ländern wie USA, Deutschland, Dänemark, Schweiz, Österreich und Großbritannien sind die Vermarktungsstrukturen gut entwickelt. Käufer können hier aus einem großen Angebot an Bio-Produkten in Supermärkten, Naturkostläden, auf Wochenmärkten, bei Lieferdiensten oder auch in ausgewählten Restaurants und Hotels wählen.
Die stark ansteigende Nachfrage in einwohnerstarken Ländern wie Deutschland und USA führt zu einem Sog auf den internationalen Märkten. Zunehmend erfasst dieser die Erzeugerländer und fördert dort die Umstellungen auf Öko-Landbau. Das Länderranking der weltweiten ökologischen Anbaufläche von insgesamt 30,4 Mio. ha führt mit 12,3 Mio. ha Australien an, gefolgt von China (2,3 Mio. ha) und Argentinien (2,2 Mio. ha). In Europa werden aktuell rund 7,3 Mio. ha ökologisch bewirtschaftet, davon 6,6 Mio. ha. – das entspricht mehr als 4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche – in der EU. (Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, Schweiz).
Im Jahr 2007 werden die weltweiten Ausgaben für Bio-Lebensmittel erstmalig die 40 Mrd. US-Dollar-Marke überspringen, so Amarjit Sahota von der Londoner Unternehmensberatung Organic Monitor. Obwohl die meisten Regionen der Welt von hohen Wachstumsraten berichten, ist umsatzbezogen das größte Wachstum in Nordamerika und Europa zu beobachten. Organic Monitor geht davon aus, dass weltweit im Jahr 2010 die Schwelle von 60 Mrd. US-Dollar erreicht wird.
Bio-Boom erfasst in Deutschland alle Vermarktungswege
Naturkostläden und direkt vermarktende Bio-Bauern gelten als Wegbereiter der Branche auf dem deutschen Bio-Markt. Aktuell erzielen der LEH, die Discounter sowie Bio-Supermärkte das größte Marktwachstum.
Der ökologische Landbau konnte in Deutschland 2006 einen Zuwachs von 18.133 auf 825.539 ha verzeichnen. Dies geht aus einem Bericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Die Zahl der Ökobetriebe in der Landwirtschaft stieg um 537 auf 17.557. Damit arbeiten 4,6 % der Betriebe in Deutschland auf 4,9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach den Richtlinien des Öko-Landbaus.
Die Gesamtzahl der im Bio-Sektor tätigen Unternehmen, also Erzeuger, Verarbeiter, Importeure und Händler, ist in Deutschland 2006 um 8,8 % auf 23.978 gestiegen. Nach wie vor wächst die Verarbeitungs- und Importbranche zahlenmäßig schneller als die Erzeugung.
Der Bio-Boom in Deutschland hält nun schon das dritte Jahr in Folge an – bei kaum veränderten Realeinkommen der Verbraucher. 2006 betrug der Umsatz mit Bio-Produkten 4,6 Mrd. EUR. Das entspricht einem Zuwachs von 18 % gegenüber dem Vorjahr. Anteilig ist der LEH – inklusive Discounter sowie Obst- und Gemüsefachgeschäfte – mit 49 %, und der Naturkostfachhandel mit 23 % am stärksten an diesem Umsatz beteiligt. Gefolgt werden diese von der Direktvermarktung mit 11 % Anteil, Sonstigen wie Drogeriemärkten, Versandhandel etc. mit 7 %, Metzgereien/Bäckereien und Reformhäusern mit jeweils 5 %. (Prof. Dr. Ulrich Hamm, Universität Kassel, Deutschland)
Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) liegt der Umsatz mit Bio-Produkten in Deutschland bei knapp einem Drittel des europäischen Umsatzes. Deutschland ist, gefolgt von Großbritannien, Italien und Frankreich, mit Abstand der größte Bio-Markt Europas. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) schätzt das Wachstum 2007 auf ca. 15 %, den Umsatz auf über 5 Mrd. EUR.
Viel Bewegung im osteuropäischen Bio-Markt
Polen , Ungarn , Tschechien und die Slowakei gehören zu den aufstrebenden osteuropäischen Bio-Märkten. Polens Bio-Produktion legte 2006 stark zu, die Zahl der Bio-Betriebe stieg um 28 % auf 9.188. Die Zahl der Verarbeiter verdoppelte sich auf 156, so die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn, Deutschland. Ungarn exportiert rund 90 % seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Aber auch der Binnenmarkt für Bio-Produkte wächst zusehends. Die Slowakei exportiert wie Ungarn 90 % der Öko-Produktion mangels heimischer Kaufkraft vor allem nach Österreich, Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich und in die Niederlande. Ziel des slowakischen Landwirtschaftsministeriums ist es, bis 2009 eine Bio-Fläche von 120.000 ha bzw. 5 % Flächenanteil zu erreichen. In Tschechien bewirtschaften 912 Bio-Betriebe 6,45 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Trotz hoher Bio-Anteile kann die Nachfrage nicht mit einheimischen Bio-Produkten gedeckt werden. Die Zahl der Hersteller und Weiterverarbeiter ist noch zu gering.
Bio-Wachstum rund ums Mittelmeer hält an
Frankreichs Bio-Fläche vergrößerte sich zwischen 2001 und 2006 um 31 % auf 500.000 ha. Sie beträgt 2 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Der Bio-Umsatz wird von der französischen Unternehmensberatung Ecozept in Montpellier auf 2 Mrd. EUR geschätzt. Die Bio-Anbaufläche in Spanien wurde 2006 um 15 % auf 926.360 ha ausgedehnt. Neben Andalusien, dem Hauptmotor für das Bio-Wachstum in Spanien, sind Aragon, Extremadura und Katalonien weitere wichtige Bio-Anbauregionen. Von den rund 19.200 spanischen Bio-Betrieben sind 17.200 Erzeuger. Knapp 2.000 Firmen beschäftigen sich mit der Weiterverarbeitung und dem Handel von Bio-Produkten. Die Zahl der Bio-Unternehmen stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 10 %. Die Anzahl von Bio-Bauern, -Herstellern und -Händlern in Italien hat sich nach Angaben des italienischen Wirtschaftsinstituts Nomisma im Jahr 2006 auf 44.733 von zuvor 40.965 deutlich erhöht. Der Umsatz beträgt dabei 2,6 Mrd. EUR.
Doch auch ein Blick über die Alpen lohnt: Im vergangenen Jahr wuchs der Bio-Markt in Österreich um 35 % und erreichte Ende 2006 rund 200 Mio. EUR. Das entspricht nach Angaben der österreichischen Marketingorganisation RollAMA 5 % des Umsatzes im LEH. Zu den beliebtesten Bio-Produkten der Österreicher gehört die Milch. Jeder siebte Liter kommt von einem Bio-Hof. Der Anteil der Discounter am Bio-Markt nimmt auch in Österreich kontinuierlich zu und liegt bei 27 %.
40 % Plus bei der Bio-Umstellungsfläche in Großbritannien
Der Umsatz mit Bio-Produkten betrug in Großbritannien 2006 rund 2,9 Mrd. EUR. Das entspricht einer Steigerung um 22 % gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen zehn Jahren lag die durchschnittliche Wachstumsrate bei 27 %. Im Januar 2007 wurden 613.470 ha biologisch bewirtschaftet, 3,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die Umstellungsfläche nahm 2006 um 40 % zu. (Organic Market Report 2007, Soil Association, Großbritannien)
USA: Größter Bio-Markt weltweit mit 21 % Zuwachs
Zunehmend mehr konventionelle Supermärkte steigen in den amerikanischen Bio-Markt ein und bieten ihren Kunden ein begrenztes Bio-Sortiment. Neu-Einsteiger sind beispielsweise Bigg’s in Cincinnati mit 12 und Hannaford mit 159 Supermärkten im Nordosten der USA.
2006 wurden in den USA Bio-Produkte im Wert von rund 17 Mrd. US-Dollar abgesetzt. Das entspricht einem Anteil am Gesamtlebensmittelmarkt von 3 %. Nach Angaben der US-Amerikanischen Organic Trade Association (OTA) wuchs der Bio-Markt 2006 in den USA um 21 %.
Lifestyle of Health and Sustainability unterstützt Lust auf mehr Bio Gesundheit und Nachhaltigkeit sind Eckpfeiler des gleichnamigen Lifestyle-Trends. Zukunftsforscher sind sich einig: Gesundes Genießen boomt nachhaltig. Kaum ein Thema ist enger mit Genuss und Werte-Renaissance verbunden wie das Essen. Zudem ist Bio eng verknüpft mit aktuellen Fragen der sozialen, ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit. Die Spitze des Bio-Lebensmittel-Hypes ist noch nicht erreicht und der Bio-Markt birgt nach wie vor viel internationales Wachstums-Potential.