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Beruf und Familie sind in Deutschland nur schwer unter einen Hut zu bringen

OECD-Studie Babies and Bosses

(lifePR) (Berlin, )
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Trotz großzügiger finanzieller Leistungen für Familien wachsen in Deutschland mehr Kinder in Armut auf als im OECD-Schnitt – Mehr Betreuungsangebote würden vor allem Alleinerziehenden helfen.

Obwohl Deutschland im OECD-Vergleich einen großen Anteil seiner Wirtschaftsleistung in die Unterstützung von Familien und Kindern investiert, leben hierzulande mehr Kinder in wirtschaftlich prekären Verhältnissen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass der Staat in Deutschland für Kinder zwar vergleichsweise großzügige finanzielle Zuschüsse gewährt, aber nur in geringem Umfang die Rahmenbedingungen bietet, damit Eltern selbst einen Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage leisten können. Zu diesem Ergebnis kommt ein Ländervergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Rund 3,0 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) wendet Deutschland für die Familienförderung auf (Kindergeld, Steuererleichterungen und Dienstleistungen). Im Schnitt über 24 OECD-Länder für die Daten verfügbar sind, sind es nur 2,4 Prozent. Der Anteil der Dienstleistungen etwa zur Kinderbetreuung liegt dagegen nur bei 0,77Prozent am BIP, im OECD-Schnitt sind es 0,9 Prozent. In den nordischen Ländern, Frankreich den Niederlanden, die in ähnlichem Umfang wie Deutschland Familien unterstützen, werden für Dienstleistungen zwischen 40 und 60 Prozent des Gesamtbudgets der Familienförderung ausgegeben. In Deutschland sind es nur rund 25 Prozent (alle Zahlen 2003).

Die geringen Aufwendungen schlagen sich auch im Angebot nieder: So stehen in Deutschland nur für 9 Prozent der 0 bis 3-jährigen Betreuungsplätze zur Verfügung. Im OECD-Mittel sind es 23 Prozent. In den nordischen Ländern werden hier Werte zwischen 40 und 60 Prozent erreicht. "Deutschland könnte durch mehr Betreuungsplätze die Arbeitsaufnahme von Frauen erleichtern und dadurch auch die wirtschaftliche und soziale Situation für Familien verbessern", sagte Willem Adema, Experte für Familienpolitik im OECD-Direktorat für Beschäftigung, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Gerade Alleinerziehenden könnte so geholfen werden. Zwar profitieren auch sie von den finanziellen Transfers. Möglichkeiten und Anreize, um durch eigene Arbeit ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern, bestehen aber kaum. So liegt die Beschäftigungsquote bei Alleinerziehenden mit 62 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt von 71Prozent (2005). Der Anteil der Kinder, die in einem Haushalt mit weniger als der Hälfte des gewichteten Durchschnittseikommens leben, liegt in Deutschland mit 12,8 Prozent über dem OECD-Schnitt von 12 Prozent. Dabei sind Kinder, die nur mit einem Elternteil leben besonders häufig von Armut betroffen. "Die Erfahrung aus anderen OECD-Ländern zeigt, dass Alleinerziehende Betreuungsmöglichkeiten angeboten werden müssen, sie aber auch zur Arbeitsaufnahme ermuntert werden sollten", sagte Adema.

Insgesamt schneidet Deutschland bei sechs wichtigen Indikatoren zur Balance zwischen Beruf und Familien teils deutlich schlechter ab als der OECD-Schnitt (siehe Tabelle). Allerdings gehen Reformen wie das neue Elterngeld und der Ausbau der Kinderbetreuung in die richtige Richtung. So schafft die verkürzte Bezugsdauer des Elterngeldes nun mehr Anreize, dass Eltern früher wieder in den Beruf zurückkehren. "Damit wird verhindert, dass Frauen, die sich in der Regel um Kinder kümmern, zu lange aus dem Job sind und später Einbußen hinnehmen müssen", so Adema. Auch die Auflage, dass für das Elterngeld die volle Bezugsdauer nur gewährt wird, wenn beide Elternteile sich am Erziehungsurlaub beteiligen, dürfte sich positiv auswirken. Vergleichbare Maßnahmen in anderen Ländern haben dazu geführt, dass sich Väter etwas mehr an der Kindererziehung beteiligen.

Auch wenn es auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, eine Entschädigung zu zahlen wenn ein Elternteil nicht arbeitet und sich statt dessen um die Kinder kümmert, so sind die Effekte oft desaströs. Sie zerstören die Anreize zur Arbeitsaufnahme und führen dazu, wenn solche Transfers zu lange bezahlt werden, dass Arbeitgeber vor der Einstellung von Frauen zurückschrecken oder in geringerem Umfang in deren Karriere investieren. So verzeichnen unter 17 OECD Ländern, für die Daten zur Verfügung stehen, nur Japan und Korea einen größeren Lohnabstand zwischen Männern und Frauen als Deutschland (siehe Grafik).

Welche Bedeutung eine gute Balance zwischen Beruf und Familie mittlerweile auch für die demografische Entwicklung hat, sieht man, wenn Frauenerwerbsquote und Geburtenrate für die OECD-Länder einander gegenübergestellt werden. Waren 1980 noch in Ländern mit einer geringen Erwerbsbeteiligung von Frauen die Geburtenraten hoch, so hat sich das Verhältnis mittlerweile umgekehrt. Heute haben in der OECD die Länder die höchsten Geburtsraten, in denen auch überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten, also in der Lage sind, Beruf und Familie gut miteinander in Einklang zu bringen.

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