Kunst trifft auf Design, und Design rückt in die Kunstsphäre vor. Unsere Gegenüberstellung schlägt eine Brücke zwischen den beiden Bereichen. Dass ihnen ein gemeinsamer konzeptueller Konsens und große Aussagekraft innewohnen können, beweisen die vorgestellten Designobjekte mit den korrespondierenden Immendorff-Kunstwerken. Sie veranschaulichen, daß Gestaltungshöhe und Qualität das notwendige Bindeglied zwischen den Disziplinen ist.
Aufregende, visionäre und innovative Objektgestaltung ist das Ergebnis neuer Materialien und Technologien. Das aktuelle Design ist skulptural und evoziert die totale Transparenz. Philippe Starck, der den sensationell bequemen Kult-Stuhl "Louis Ghost" geschaffen hat, meint sogar, daß Hesteller Kartell mit seinen neuentwicklten Werkstoffen ein Stück Philisophie und Humanismus praktiziere. Zu der neuen Designergeneration, die ebenfalls für Kartell abeitet, zählt beispielhaft Ferrucio Laviani, der in seinen Schöpfungen Tradition und Moderne verbindet. Beinahe magisch geht er mit Dingen des täglichen Lebens um und gibt unserer Umwelt einen Hauch von Zauber und barocker Üppigkeit. Auch die Designerin Patricia Urquiola spielt mit ihrem Entwurf T-Table meisterhaft mit dem Licht und der Leichtigkeit des durchsichtigen Gegenstands.
Der Trend "Kunst und Design" ist auch ein Marktfaktor. Der anhaltende Boom im Kunstmarkt der letzten Zeit und seit vier Jahren auch im Designsektor ist überwältigend. Spitzenwerke der Design-Größen werden mittlerweile in Millionenhöhe gehandelt. So verbuchte Camard & Associés 2005 im Auktionshaus Drouot über 1,5 Mio. Euro für ein "Fauteil á la Siréne" von Eileen Gray. Carlo Mollinos Esstisch von 1949, Holz mit Glasplatte, wurde 2005 bei Chritie's in New York für 3,8 Mill. Dollar an die Händlerin Cristina Grajales verkauft. Ein Ergebnis, das nicht nur einen neuen Auktionsrekord für ein Möbelstück des 20. Jahrhunderts darstellt, sondern gleichermaßen dokumentiert, wie sehr sich der junge Design-Markt noch immer im Prozeß der Preisbildung befindet. Die hohen Preise erklären sich durch die steigende Angebots-Knappheit in der Spitzenkategorie; außerdem sind die kaufkräftigen amerikanischen und zunehmend auch asiatischen Sammler sehr präsent auf diesem Markt. Für diese scheint es keine obere Preisgrenze zu geben.
"Design befindet sich heute in extrem guten Kunstsammlungen", beobachtet Carina Villinger, Designexpertin bei Christie's in New York. "Die Sammler entdecken gerade, daß sich ihre Contemporary Art sehr gut mit einer Design-Kollektion kombinieren läßt", stellt auch Marc Brendan, Direktor der Barry Friedmann Galleries in New York, fest. Die erste Designmesse zur "Art Miami-Basel" im Dezember 2005 hatte erfolgreich Kunstkunden in die neuen Design-Kojen geführt. "Seit wir im Jahr 2000 zum ersten Mal eine Design-Auktion in New York abgehalten haben, ist der Umsatz stetig gewachsen", meint auch Alexander Payne, der in London ansässige Direktor des Design Departmen von Phillips, de Pury & Company. Auch der Contemporary-Kunstmarkt rückt in geschlossener Formation nach vorn. Es gab in London wieder Rekordumsätze. Sotheby's schaffte am 22. Juni 19,3 Mill. Pfund, Christie's übertrumpfte dies einen Abend später mit 24,5 Mill. Als Grund für den anhaltenden Preisdruck wird von den Auktionshäusern nun die wachsende Beteiligung asiatischer und russischer Käufer angeführt, ähnlich wie beim Designmarkt.
Die etablierten deutschen Künstler sind, Sotheby's Experte Tobias Meyer zufolge, nach einer Zeit des Pausierens fast schon wieder billig und warten auf erneute Aufwertung. Das gilt insbesondere für Jörg Immendorff, den wohl bekanntesten noch lebenden deutschen Künstler. Seine Werke sind trotz persönlicher, gesundheitlicher und eigener öffentlicher Rückschläge heute präsenter und international anerkannter, als jemals zuvor. Werke des Altmeisters stehen nach Expertenmeinung vor einer bedeutenden Wertsteigerung. Seismograph der Entwicklung ist Kunst-Tycoon Saatchi, der Immendorff in seine Sammlung aufgenommen hat. In wenigen Jahren werden Immendorff-Bilder die Werke seiner Kollegen Markus Lüpertz und Georg Baselitz bei weitem übertreffen. Das bedeutet eine voraussichtliche Steigerung von 500 % und mehr. Im Oktober 2005 nimmt Immendorff die begehrte Auszeichnung "Goslarer Kaiserring" in Empfang, seine sechste übrigens. Die Druckgrafik, die wir Ihnen in Korrespondenz mit den Designobjekten vorstellen, ist ein wesentlicher Bestandteil in Jörg Immendorffs Werken. Bei allen hier angebotenen Arbeiten handelt es sich ausschliesslich um sehr aufwendig gedruckte Originalgrafik. Unsere Kunstauswahl ist auch ein Hinweis auf das Lebensgefühl des Künstlers, der immer wieder seinen Stil und seine künstlerischen Aussagen verändert und in Frage gestellt hat.
Was ein Designobjekt zu einem Klassiker macht, ist der Bezug zu seiner Verwendung zusammen mit seiner Fähigkeit, zu altern und dabei an Wert zu gewinnen. Immendorffs Bilder haben seit Jahrzehnten ihre Gültigkeit behalten und kristallisieren sich als die zukünftig bleibenden Kunstwerke heraus. In Korrespondenz mit den luftigen Designobjekten erleben wir seine Kunst in gesteigerter, überwältigender Atmosphäre.
Information
Design-Kartellmuseum - www.kartell.it
Londons Museum für internationales Design - www.designmuseum.org
Designobjekte: www.arteviva.de