Dazu zählen
- Dysphagie = Schluckstörungen
- Sialorrhö = das unwillkürliche Abfließen von Speichel aus dem Mund
- Gastroparese = Magen Lähmung bzw. verzögerte Entleerung des Magens
- Obstipation = Verstopfung
Die Gastroparese tritt bei siebzig bis hundert Prozent der Patienten in Erscheinung. Es gibt laut PD Dr. Lisa Klingelhöfer von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Dresden, einen eindeutigen Zusammenhang mit der Schwere der motorischen Symptome. Die Folgen sind dann meist Gewichtsverlust, Mangelernährung und Dehydrierung. Erschwerend kommt hinzu, dass bei gestörter Peristaltik und Absorption mit einem verzögerten oder schlechtesten falls mit gar keinem Effekt der oralen Parkinson Medikation zu rechnen ist.
Die Absicherung der Diagnose Gastroparese lässt sich unter anderem durch eine Magen-Entleerungs-Sintigraphie oder eine Echtzeit -Visualisierung in der MRT erreichen.
Steht die Diagnose Gastroparese fest, werden folgende nicht-medikamentöse Maßnahmen empfohlen:
- häufige, kleine Mahlzeiten
- fett- und ballaststoffreiche Kost vermeiden
- Flüssigkeitszufuhr erhöhen, vor allem während der Mahlzeiten
- ein bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit in aufrechter Position bleiben oder herumlaufen.
Eine ähnlich hohe Symptomhäufigkeit wie die Gastroparese hat die Obstipation (Verstopfung).
Man unterscheidet
- Slow-Tranist-Obstipation, bei der eine eingeschränkte Beweglichkeit vorliegt
- Outlet -Obstipation, wobei es sich um eine Störung der Darmentleerung handelt
Medikamentös wird der Arzt Prokinetika, Abführmittel, Einläufe oder auch hier eine Botulinumtoxin Injektion in Betracht ziehen.
Auf der Ebene der Parkinson Medikation gilt das Gleiche wie bei der Gastroparese, nämlich auf lösliches Levodopa oder komplett auf nicht orale Anwendungen umstellen.
Zwar sind bis zu 87% der Parkinson Patienten von einer Dysphagie (Schluckstörung) betroffen, aber nur 10% berichten spontan über entsprechende Beschwerden. Dabei haben mehr als ein Viertel Probleme, ihre Tabletten oder Kapseln zu schlucken. Man muss explizit danach fragen, betonte Prof. Dr. Carsten Buhmann von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Auch die Schluckstörung kann sich bereits sehr früh, d.h. vor Beginn der motorischen Symptome, manifestieren.
Als vorrangige Therapie wird der behandelnde Arzt eine Überweisung zum Logopäden in Betracht ziehen, der dann mit dem Patienten geeignete Techniken zur Vermeidung von Schluckstörungen trainiert. Wer beim Schlucken seiner Medikamente Probleme hat, sollte sie deshalb zusammen mit Apfelmus oder Ähnlichem zu sich nehmen. Aber auch hier kann man eine Umstellung der Darreichungsform der Parkinson Medikamente in Betracht ziehen.
Soweit eine Zusammenfassung des Kongress-Berichtes zum „Deutscher Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen“ von Dr, Anja Braunwarth.
Beim Verfassen dieses Beitrages habe ich 2 Dinge gelernt:
- Die Möglichkeiten meine Magen-Darm-Beschwerden zu lindern, sind noch lange nicht ausgereizt
- Der Zusammenhang zwischen gastrointesteralen Beschwerden und Parkinson mag den meisten Neurologen bekannt sein, aber zumindest meine persönliche Erfahrung zeigt, dass bei vielen Ärzten Parkinson auf der Liste der Ursachen für die Beschwerden ganz unten stehen oder dort erst gar nicht auftauchen.
Erst eine Komplextherapie in Bad Göggingen (nach 6 Jahren!) brachte die Erlösung. Nach dem Schildern meiner Symptome wurde dort um meine tägliche Levodopa-Dosis herum ein Medikamentenmix aus Xadago (Safinamid), Entacapon und einem Neuropflaster (Rotigotin) gebaut, der mit einer Zeit Verzögerung von 2-3 Tagen meine gastrointestinalen Beschwerden bis heute fast vollständig verschwinden ließ.
Voraussetzung für diesen ungewöhnlichen Erfolg, waren die Diagnose M. Parkinson im Jahre 2019 aufgrund motorischer Auffälligkeiten (Verlangsamung, fehlendes Armschwingen, Zahnradphänomen, Schluckbeschwerden) und die Erkenntnis des Bad Gögginger Neurologenteams über den Zusammenhang zwischen meiner Parkinson Erkrankung und meiner Magen-Darm-Symptomatik.
Fazit:
Das interdisziplinäre Wissen um die Parkinsonsymptomatik hat noch Luft nach oben und der aufgeklärte und gut informierte Patient ist eine wichtige Schnittstelle im Spannungsfeld der Diagnostik und Therapie. Mit meinem Wissen von heute, hätte ich mir sechs harte Jahre ersparen können.
Jürgen Zender, Oktober 2022