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Strategie im Kampf gegen Parkinson- Psychosen

(lifePR) (München, )
In einer  neurologischen Klinik in München sitzt der 74-jährige Herr P., ein langjähriger Parkinson-Patient. Trotz seiner motorischen Einschränkungen genießt er eine gute Lebensqualität, bis ihn plötzlich psychotische Symptome heimsuchen. Er sieht Menschen, die nicht existieren, und ist fest davon überzeugt, dass er und seine Frau überwacht werden. Seine Geschichte ist kein Einzelfall, sondern spiegelt eine der größten Herausforderungen in der Behandlung der
Parkinsonkrankheit wider.

Parkinson, oft nur mit den typischen motorischen Symptomen wie Zittern und Bewegungsarmut in Verbindung gebracht, zeigt bei genauerem Hinsehen eine weit komplexere und belastendere Facette. Psychotische Symptome, wie Wahnvorstellungen und optische Halluzinationen, treten häufig bei Parkinson-Patienten auf und stellen eine immense Belastung für die Betroffenen und ihre Angehörigen dar. Während akustische Halluzinationen bei Schizophrenie dominieren, sind es bei Parkinson meist visuelle Halluzinationen, die die Patienten in Schrecken versetzen.

Dr. Alkomiet Hasan aus Augsburg und Dr. Johannes Levin aus München, führende Experten auf diesem Gebiet, erklären, dass die Prävalenz dieser Symptome bei Parkinson-Patienten erschreckend hoch ist. Schätzungen zufolge entwickeln 20-60 % der Betroffenen im Laufe ihrer Erkrankung psychotische Symptome. Besonders häufig treten diese im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit auf und sind einer der Hauptgründe, warum Patienten nicht mehr zu Hause, sondern in Pflegeeinrichtungen betreut werden müssen.

Die Ursachen sind vielfältig. Hauptsächlich werden die dopaminerge Ersatztherapie und eine Reihe weiterer Faktoren wie Alter, lange Erkrankungsdauer, Tagesmüdigkeit und Schlafstörungen genannt. Vor allem Medikamente zur Behandlung motorischer Symptome können psychotische Episoden auslösen. Hierbei sind insbesondere Amantadin, MAO-B-Hemmer, Dopaminagonisten und COMT-Hemmer kritisch.

Die Diagnostik dieser Symptome erfordert ein geschultes Auge und detaillierte Kenntnis der Risikofaktoren. Dr. Levin betont, dass fulminante psychotische Symptome oft eindeutig zu erkennen sind, während subtilere Formen eine gründlichere Untersuchung erfordern. Eine regelmäßige Abfrage von Symptomen und die Einbeziehung der Angehörigen sind essenziell.

Die Behandlung psychotischer Symptome bei Parkinson ist komplex und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Nicht-pharmakologische Maßnahmen, wie die Optimierung des zirkadianen Rhythmus und die Aufrechterhaltung normaler Sinneseindrücke, sind erste Schritte. Doch oft reicht dies nicht aus.

Die pharmakologischen Strategien beginnen meist mit der Anpassung der Parkinsonmedikation. Eine Dosisreduktion oder die Veränderung der Medikamentenzusammensetzung kann helfen, jedoch besteht immer das Risiko einer Verschlechterung der motorischen Symptome. Sollte dies nicht ausreichen, kommen Antipsychotika wie Quetiapin und Clozapin zum Einsatz. Während Quetiapin weniger sedierend wirkt, gilt Clozapin als wirksamstes Mittel, bringt jedoch Risiken wie Agranulozytose und Myokarditis mit sich.

Ein besonders schwieriger Fall ist der von Herrn P. Trotz der Reduktion der L-Dopa-Dosis und der Verteilung auf mehrere Gaben besserten sich seine psychotischen Symptome nicht. Erst eine stationäre Behandlung und die gezielte Gabe von Clozapin brachte schließlich den ersehnten Erfolg. Doch die Therapie blieb nicht ohne Nebenwirkungen, die sorgfältig überwacht und gemanagt werden mussten.

Die Zukunft der Behandlung sieht Dr. Hasan auch in der Erforschung neuer antipsychotischer Substanzen und in der Elektrokonvulsionstherapie (EKT), die bei therapierefraktären Fällen von Parkinsonpsychosen angewendet werden kann. Obwohl diese Methoden vielversprechend sind, bleibt die umfassende und individuelle Betreuung der Patienten das A und O.

Die Berichte von Herrn P. und vielen anderen Patienten verdeutlichen, dass die Bekämpfung psychotischer Symptome bei Parkinson eine intensive und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Nur durch das Zusammenspiel von Neurologie und Psychiatrie und den Einsatz maßgeschneiderter Therapieansätze kann den Betroffenen wirkungsvoll geholfen werden.

Jürgen Zender, 27.05.2024
Quelle: Info Neurologie+Psychiatrie, 4/24

Parkinson Journal

Das Parkinson Journal, vor drei Jahren als Blog des selbst an Parkinson erkrankten Jürgen Zender ins Leben gerufen, ist mittlerweile eine einzigartige Sammlung von Informationen und Tools rund um das Thema Morbus Parkinson geworden. Seine zahlreichen Beiträge (Texte, Videos, Ratgeber, Verzeichnisse oder Podcasts ), geschrieben oder produziert von namhaften Autoren oder Betroffenen selbst, sind über die Jahre zum Wegbegleiter vieler Betroffener, Angehöriger und Ratsuchender geworden. Wenn der Trend so bleibt, wie er sich bereits heute abzeichnet, werden das Parkinson Journal in diesem Jahr erstmals über 200.000 Seitenaufrufe erleben und auf Instagram die 7.000 Follower Marke überschreiten.
Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.
Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.
Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.
Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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