Teilnehmer der Exkursion waren die Landtagsabgeordneten Martin Rivoir (Ulm), Helen Heberer (Mannheim),Rita Haller-Haid (Tübingen) und Gabi Rolland (Freiburg).
Anlass für den Besuch war eine "kleine Anfrage" des Abgeordneten Martin Rivoir an die Landesregierung mit Fragen zur "Tourismus- und Öffenlichkeitskonzeption für das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten in Baden-Württemberg" gewesen, bei der es um die Sichtbarmachung des Unterwasser liegenden Erbes ging. Eine besondere Rolle spielte hier die von der Bodenseekonferenz in Auftrag gegebene Pfahlbaustudie, welche den Ausbau neuer Pfahlbauvermittlungszentren in Konstanz und Zürich favorisierte. Um zu erläutern, dass die jüngsten Welterbestätten bereits in vielen Museen Baden-Württembergs seit dem Beginn der Forschung zur Mitte des 19. Jahrhunderts Präsenz zeigen konnte am Fallbeispiel Unteruhldingen das Wirken eines Freilicht- und Forschungsmuseums vorgestellt werden. Museumsdirektor Dr. Gunter Schöbel konnte für das besucherstärkste Archäologiemuseum in Baden-Württemberg in Unteruhldingen am Bodensee mit einem Blick hinter die Kulissen die Aufgabenstellung eines der nichtstaatlichen Museen im Lande vermitteln. Als Gründung aus regionalen Wurzeln heraus, in der Trägerschaft des Pfahlbauvereins mit 700 Mitgliedern verfolgt die Einrichtung mit Forschungsinstitut und Freilichtmuseum wissenschaftliche und volksbildende Zwecke, beschäftigt bis zu 60 Mitarbeiter und versteht sich als dezentrales Museum für breite Bevölkerungsschichten. Mit 270 000 bis 300 000 Besuchern jährlich zählt es zu den Top-Ten-Destinationen am Bodensee und wurde kürzlich durch ausländische Reisejournalisten(Umfrage DZT) zusammen mit anderen Zielen am See auf Platz 9 der beliebtesten Attraktionen in Deutschland gewählt.
Ausgehend von der Besichtigung des Museumsarchivs mit insgesamt 2,2 Mio. Bestandseinheiten war die Ausstellung "Das Erbe der Pfahlbauer" mit über 1000 Funden aus den Welterbestätten das erste Ziel. Einer Vorstellung des Masterplans des Museums für die nächsten 5 Jahre folgte der Rundgang durch die neueste Installation zum Weltkulturerbe - das ARCHAEORAMA - und das Freilichtmuseum mit seinen 23 rekonstruierten Pfahlbauhäusern und den Steinzeitparcours für Familien.
Die Abgeordneten des Wissenschaftsausschusses erlebten als "ganz normale" Besucher recht unterschiedliche Museumsvermittlungsmodule. Traditionelle Darstellungsformen mit Spitzenfunden, Hightech-Inszenierungen und Multimediashows, die klassische Besucherführung von Mensch zu Mensch und speziell für Familien, Schüler, Feriengäste oder Senioren ausgeformte Museumspräsentationen.
Eine Diskussion über die Situation der etwa 1200 nichtstaatlichen Museen in Baden-Württemberg, meist in kommunaler oder Vereinsträgerschaft führte dazu, sich auch Gedanken zu neuen Museumsformen unter den Fragen der Partizipation und Integration zu machen, um deren Überleben in einer modernen Gesellschaft zu sichern. Die Fragen blieben dabei nicht nur auf die bessere "Sichtbarmachung" für die Pfahlbauten als Weltkulturerbe in der Gesellschaft beschränkt. Zukunftsfragen sollen im Kreise der parlamentarischen Ausschüsse für die gesamte Baden-Württembergische Museumslandschaft ihre Fortsetzung finden. Ob die älteste Kunst der Menschheit aus den Höhlen der Alb, die Pfahlbauer, Kelten oder Römer in Baden-Württemberg - die Archäologie leistet für die Geschichte des Landes und das Kulturerbe einen essentiellen Beitrag. Dabei kommt den Museen als Bildungseinrichtungen und sozialen Orten durch alle Bürgerschichten hindurch eine besondere Vermittlungsrolle zu. Eine Institution, die es in nahezu jeder Gemeinde in Baden-Württemberg gibt und die sich ständig neuen gesellschaftlich relevanten Aufgaben zu stellen hat und dafür auch die Unterstützung der Landespolitik braucht. Auch die Kulturpolitik in den Museen braucht eine Zukunftsdiskussion in Baden-Württemberg -so die Runde - bevor es für den Ausschuss mit dem Schiff auf den Bodensee weiterging, nach Bregenz.