Auf Einladung von Pfalzwein trafen sich Vertreter des Deutschen Weininstituts und der Pfälzer Weinbranche in Geinsheim zur offiziellen Weinlese-Eröffnung. „Die Winzer, die neuen Wein im Programm haben, müssen absolut professionell aufgestellt sein und haben viel Arbeit vor sich“, sagt Stephan Schindler, Vorstandsmitglied des Vereins Pfalzwein und Vizepräsident des Weinbauverbandes Pfalz im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Schindler hat daher „großen Respekt“ vor den Weinbaubetrieben, die sich in der eigentlichen Urlaubs- und Ruhephase der Winzer dem neuen Wein widmen und „praktisch rund um die Uhr damit beschäftigt sind“.
Ortega oder Solaris, so heißen häufig die frühreifen Trauben, die für die Produktion von neuem Wein angebaut werden. Aus diesen Sorten wird Federweißer oder Bitzler gewonnen, die Pfalz ist hierbei aufgrund ihres außergewöhnlich sonnigen und milden Klimas das deutsche Anbaugebiet mit den höchsten Marktanteilen. Etwa die Hälfte des in Deutschland erzeugten, neuen Weins stammt aus den Weinbergen entlang der Deutschen Weinstraße.
Die Hauptrebsorten wie Riesling oder Burgunder werden laut dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) etwa ab Mitte September geerntet. Fragezeichen gibt es noch bei der Prognose der Quantität. Wurde man im vergangenen Jahr noch von der Menge an Wein überrascht, halten sich die Experten dieses Jahr zurück. „Zum jetzigen Zeitpunkt eine realistische Prognose zur Erntemenge zu treffen ist sehr schwierig, das hat uns gerade das Vorjahr gezeigt. Was man aktuell sagen kann: der Zustand der Trauben ist hervorragend. Entscheidend über die Qualität des neuen Jahrgangs sind jedoch die kommenden vier bis sechs Wochen“, so Dr. Jürgen Oberhofer von der Abteilung Weinbau und Önologie des DLR in Neustadt-Mußbach. Oberhofer wünscht sich und den Winzern einen „schönen Altweibersommer“ bis zur Ernte mit regelmäßigen, aber nicht zu vielen Niederschlägen.
Auch Schindler verweist darauf, dass die nächsten Wochen besonders wichtig sind für die Qualität des Weines und betont: „Der Grundstein für einen qualitativ hochwertigen Wein wird im Weinberg gelegt. Im Keller folgt lediglich noch die Verfeinerung.“ Von daher sei es von entscheidender Bedeutung, den richtigen Zeitpunkt für die Ernte der jeweiligen Rebsorte zu wählen.
Der Familienbetrieb des Weinguts Nett hat sich entschieden, die Weinlese genau heute zu starten – mit der Lese der Rebsorte Solaris. Etwa in drei Wochen folgt dann die Ernte der weiteren Sorten. Insgesamt besitzt das Weingut eine Rebfläche von 21 Hektar. „Weiße Rebsorten nehmen rund 60 Prozent unserer Anbaufläche ein. Wir haben aber auch neue Rebsorten wie den Cabernet Blanc, den Goimont oder den Rosenmuskateller im Programm“, so Nett. Der Mischbetrieb baut zudem Spargel, Kartoffel und Obst selbst an. Alle Produkte werden über den Hofladen selbst vermarktet.