Der geschlossene Jugendwerkhof diente als strafvollzugsähnliche Disziplinierungseinrichtung des Jugendhilfesystems der DDR. Hierhin wurden 14 bis 18-jährige Kinder und Jugendliche aus anderen Einrichtungen eingewiesen, wenn sie den strengen Normen der "sozialistischen Persönlichkeitsentwicklung" nicht entsprachen. Sie hatten keine Straftaten begangen. Ihr Problem war, aus schwierigen Familien zu stammen, sich an den zugewiesenen Arbeitsstellen nicht einfügen zu können, die falsche Musik zu hören. Kein Gericht sprach ein Urteil, keine unabhängige Instanz prüfte die Einweisung. Für tausende von unbequemen DDR-Jugendlichen wurde der geschlossene Jugendwerkhof zum Synonym für Angst, Drill und Strafe.
Der piccolo Jugendclub ist diesen Jugendlichen und ihren Geschichten auf der Spur. Was verbindet uns 20 Jahre nach dem Fall der Mauer mit ihnen?
In einem ersten Schritt wurden DDR Klischees zur Seite geräumt und bewältigt. Langsam schälte sich die Universalität des Themas heraus. Die Biographien der Insassen hatten viel mit dem zu tun, was auch heute noch in Kinderstuben Schaden macht. Missbrauch und Vernachlässigung, verschärft durch Staatswillkür und Disziplinierungswahn. Am Beispiel eines Mädchens, gespielt von Mai-An Nguyen, erhält das Schicksal ein Gesicht.
Die erarbeiteten Figuren und Geschichten sind frei erfunden und Ergebnis der thematischen Auseinandersetzung mit dem GJWH Torgau.
Kennst du die Stadt in der die
Sonne nie lacht, das ist Torgau,
wo man aus Menschen Idioten macht.
I Hass you Torgau
(Zelleninschrift im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau)
Es spielen: Julia Engler, Florian Donath, Ruth-Maria Thomas, Mai-An Nguyen, Heike Zadow, Clemens Schiesko, Erik Born, Marianne Jordan, Katharina Bergunde, Sarah During, Lucie Thiede, Carolina Goretzky und Isabel Witkowski
KARTEN unter: 0355 - 23 687 oder info@piccolo-cottbus.de