Es ist der erste von Pirelli entwickelte Ultra High Performance Reifen, der Naturkautschuk der Guayule enthält. Die Guayule wird aufgrund ihres hohen Milchsaft-Gehalts (Latex) als Kautschukpflanze genutzt. Sie wächst in Wüstengebieten, gehört nicht zu den Nahrungspflanzen, gedeiht mit wenig Wasser sowie ohne Pestizide und ist daher eine echte Alternative zum Kautschukbaum (Hevea brasiliensis).
Der innovative Prototyp von Pirelli stellte bereits einen ersten Rekord auf. Denn vom Beginn der ersten den Rohstoff betreffenden Forschungsarbeiten bis zum ersten Praxistest des Reifen-Prototyps vergingen lediglich zwei Jahre. Im Jahr 2013 hatte Pirelli mit dem Chemie-Konzern Versalis (Eni) die exklusive Lieferung von Guayule-Naturkautschuk für die Reifen-Produktion vereinbart. Innerhalb dieser sehr kurzen Zeit erforschten die Wissenschaftler des Herstellers die Merkmale des neuen Rohstoffs unter Labor-Bedingungen, um festzustellen, wie er am besten für den Einsatz auf der Straße nutzbar ist.
Zur erfolgreichen Realisierung des Programms trug auch ein von Versalis durchgeführtes Forschungsprojekt bei. In dessen Mittelpunkt standen Technologien zur Kautschuk-Gewinnung sowie die harzartige Natur der Guayule.
Die Ergebnisse der Studie ermöglichten es Versalis, Pirelli einen Werkstoff zur Verfügung zu stellen, der sowohl die Performance-Ansprüche erfüllt als auch mit den nicht elastisch verformbaren Bestandteilen eines Reifens kompatibel ist.
Die von Versalis durchgeführte Studie ist Teil eines Entwicklungs-Programms mit dem Ziel, eine breite technologische Plattform zu installieren, die den industriellen Einsatz von Guayule ermöglicht. Dazu gehörte in der ersten Phase der experimentelle Anbau der Pflanze in Südeuropa. Es folgte das Entwickeln verschiedener Technologien zur Gewinnung des Naturkautschuks für die Reifenproduktion.
Auf der italienischen Teststrecke wurde der Prototyp unter extremen Einsatzbedingungen erprobt – auch auf nasser Fahrbahn. Er zeigte dabei die gleiche Performance wie die Vergleichsreifen, die synthetische Polymere aus chemisch hergestellten Ölen enthielten. Dass die neuen Reifen an einem Maserati Ghibli getestet wurden, war kein Zufall. Dieses leistungsstarke Auto stellt besonders hohe Anforderungen an die Reifen.
Chemisch erzeugte Polymere durch alternative und erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen, gehört zu den vorrangigen Aufgaben der Forschungs-Abteilung von Pirelli, die seit vielen Jahren zu den führenden Entwicklern nachhaltiger Mobilitäts-Lösungen zählt.
Neben der Entwicklung dieser neuen Biopolymere als ein Hauptbestandteil moderner Reifenmischungen fertigt Pirelli bereits Reifen, die nachwachsende Rohstoffe verwenden. Dazu gehört aus Reishülsen gewonnenes Silika. Reishülsen sind nicht genießbar und werden daher üblicherweise verbrannt. Dieses Engagement von Pirelli sichert nicht nur eine konstante Performance-Verbesserung der Reifen, sondern führt auch zu immer höheren Standards bei der Umweltverträglichkeit der Produkte und der Produktionsverfahren.
Dazu Sergio Lombardini, Direktor der Abteilung Forschung und Technik und technologische Innovationen von Versalis: „Für Versalis ist Guayule das perfekte
Biomaterial, um eine wirklich ganzheitliche Bioraffinerie zu entwickeln. Indem wir eine technologische Plattform für den nachhaltigen Einsatz von Guayule einsetzen, wird es möglich sein, neben Reifen auch Harze zu produzieren, die sowohl in der Automotive- als auch in der Bau-Branche eingesetzt werden können. Darüber hinaus lassen sich weitere Bestandteile dieses Biomaterials in der Pharmazie und im Gesundheitswesen nutzen. Die Zusammenarbeit mit Pirelli kann die Erfolgs-Aussichten dieses innovativen und aussichtsreichen Projekts nur vergrößern."
Fabrizio Sanvito, Projekt-Manager bei Pirelli, ergänzt: "Der Praxistest unserer Guayule-Reifen verlief überaus positiv. Die Wahl eines besonders leistungsstarken Automobils als Testfahrzeug ergab sich aus der Notwendigkeit, die Reifen höchstmöglich zu beanspruchen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. Nach dem Erfolg in der ersten Phase wägen wir nun die Möglichkeiten ab, den Prototypen auch unter winterlichen Bedingungen zu testen."