Die Tagespflege zählt in Deutschland zu den teilstationären Angeboten, die älteren Menschen die Möglichkeit bietet, tagsüber betreut zu werden und zu Hause wohnen bleiben zu können. Rund ein Fünftel aller Tagespflegen ist dabei in ein teilstationäres Quartierskonzept mit betreutem Wohnen eingebunden. Ambulante Tagespflegen stellen etwa ein Drittel aller Tagespflegen in Deutschland. Die verbleibenden rund 43 Prozent befinden sich im Verbund mit stationären Angeboten. Solitäre Tagespflegen gibt es in Deutschland kaum. Eine Tagespflegestätte kann in der Regel sowohl täglich als auch nur an einzelnen Wochentagen besucht werden. Einige Einrichtungen sind auch samstags und mitunter an Feiertagen geöffnet. Dieser besondere Charakter der Tagespflege eröffnet die Möglichkeit, mehr Kunden zu versorgen, als Plätze in der Einrichtung zur Verfügung stehen, da manche Senioren nur am Wochenende, andere wiederum nur unter der Woche oder nur an einzelnen Tagen die Dienste der Tagespflege in Anspruch nehmen. So weist die amtliche Pflegestatistik 2017 bei 66.484 Tagespflegeplätzen eine Auslastung von 155,8 Prozent aus – die vollstationäre Dauerpflege ist nach der amtlichen Statistik nur zu 90,4 Prozent ausgelastet.
Die hohe Auslastung der Tagespflege zeigt den großen Stellenwert, den die Tagespflege in Deutschland einnimmt. Der Boom der Tagespflegen begann im Jahr 2008, in dem das Pflegewohngeld (PWG) eingeführt wurde. Seit der Pflegereform waren Pflegebedürftige, die teilstationäre Pflege in Anspruch nahmen, dadurch privilegiert, dass ihnen auch bei voller Inanspruchnahme des Leistungsbudgets noch mindestens 50 Prozent der Sachleistungen oder des Pflegegeldes zur Verfügung standen. Nahmen sie die Leistungen der Tagespflege nach dem PWG nur zu 50 Prozent in Anspruch, blieb der volle Sachleistungsanspruch bzw. der volle Pflegegeldanspruch erhalten. War von 1999 bis 2007 die Zahl der Tagespflegeplätze um 62 Prozent gestiegen, so betrug der Anstieg von 2007 bis 2015 138 Prozent (von 21.600 auf 51.400 Tagespflegeplätze). Mit der Einführung des Pflegestärkungsgesetzes I (PSG I), das 100 Prozent Sachleistung für die Tagespflege ermöglichte, wurde das Wachstum weiter angetrieben, sodass die Zahl der Tagespflegeplätze in den vergangenen vier Jahren nochmals um gut 47 Prozent auf fast 75.350 Plätze stieg. Insgesamt nahm die Zahl der Tagespflegeplätze so in den vergangenen zwanzig Jahren um fast 470 Prozent zu. Für das Jahr 2029 kann unter Berücksichtigung aktueller Bauprojekte und der bisherigen Steigerungsrate von knapp 130.000 Tagespflegeplätzen ausgegangen werden.