Das Gastspiel der schnellsten Sportwagen der Welt auf der engen und kurvenreichen Strecke war auch in diesem Jahr nichts für schwache Nerven.
Bis 90 Sekunden vor Schluss des von mehreren Safety-Car-Phasen unterbrochenen 2:45-Stunden-Rennens sah Timo Bernhard wie der sichere Sieger aus, konnte mit einer starken Leistung alle Angriffe des schnellsten Acura mit David Brabham im Cockpit erfolgreich abwehren. Doch zwei Runden vor dem Ziel rutschte er mit blockierenden Rädern ins Kiesbett.
"Natürlich ist es bitter, wenn man so kurz vor dem Ziel um den Lohn seiner Arbeit gebracht wird", sagte Timo Bernhard, der den von Penske Racing eingesetzten RS Spyder mit der Startnummer 7 nach gut einer Stunde von Romain Dumas übernommen hatte. "Doch in den letzten Runden hat mich meine Crew aufgefordert, etwas langsamer zu fahren, um Benzin zu sparen. Dadurch konnte David überhaupt erst aufschließen. Außerdem wurde ich ein paarmal beim Überrunden aufgehalten. Aber der zweite Platz ist besser, als keine Punkte zu holen." Romain Dumas meinte: "Die vielen Gelbphasen haben uns heute den Sieg gekostet. Manchmal profitiert man von ihnen, manchmal machen sie einem das Rennen kaputt. Da ist man machtlos. Immer wenn wir uns von unseren Verfolgern abgesetzt hatten, ging das Safety Car auf die Strecke und der schöne Vorsprung war wieder weg."
Im zweiten RS Spyder von Penske Racing kamen Vorjahressieger Sascha Maassen(Aachen) und Patrick Long (USA) als Dritte ins Ziel. Mit einem Traumstart konnte sich der Amerikaner an die Spitze des Feldes setzen, verlor dann aber erst die Führung und durch die erste Gelbphase des Rennens noch weitere Positionen. Als Sascha Maassen den in Weissach entwickelten und gebauten Sportprototyp mit der Startnummer 6 übernahm, stellte er mit einer tollen Aufholjagd in der zweiten Rennhälfte den Kontakt zur Spitze wieder her und erkämpfte schließlich noch einen verdienten Podiumplatz. Im Ziel trauerte er trotzdem der verpassten Chance nach: "Schade, wir hatten einen tollen Start und ein schnelles Auto. Wir hätten heute gewinnen können."
Durch eine unverschuldete Kollision kurz vor dem Ziel verloren Butch Leitzinger (USA) und Marino Franchitti (Großbritannien) im vom US-Privatteam Dyson Racing eingesetzten RS Spyder mit der Startnummer 20 eine sichere Top-3-Platzierung. Der Podiumplatz wäre ein passendes Jubiläumsgeschenk für Teamchef Rob Dyson gewesen, der vor 25 Jahren in Lime Rock mit einem Porsche 962 seinen ersten Sieg als Profirennfahrer geholt hatte. Sie belegten schließlich den sechsten Platz in der Klasse LMP2. Ihre Teamkollegen Chris Dyson (USA) und Guy Smith (Großbritannien) waren mit der Startnummer 16 bereits zuvor ausgefallen.
In der Klasse GT2 für leicht modifizierte Seriensportwagen feierten Jörg Bergmeister (Langenfeld) und Wolf Henzler (Nürtingen) im 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsport ihren nach Sebring und Salt Lake City dritten Saisonsieg. Damit bauten sie ihre souveräne Führung in der Meisterschaft weiter aus. Den Doppelsieg der erstmals mit dem neuen Vierliter-Motor angetretenen 911 GT3 RSR stellten Dirk Werner (Berlin) und Richard Westbrook (Großbritannien) vom Team Farnbacher Loles Racing sicher. "Unsere Crew hat uns in der Box in Führung gebracht", sagte Jörg Bergmeister, "und als wir erst einmal vorne lagen, haben wir uns aus allen Rangeleien herausgehalten und das Rennen sicher kontrolliert. Unser Auto ist, glaube ich, das einzige ohne den kleinsten Kratzer."
Der Doppelsieg der 911 GT3 RSR tröstete Porsche-Motorsportchef Hartmut Kristen etwas über das Pech der RS Spyder hinweg. "Das ist ein tolles Ergebnis. Alles was wir über den Winter an dem Auto gemacht haben, hat sich ausgezahlt", sagte er. "Unsere Fahrer und Teams haben einen tollen Job gemacht. Schade, dass es für Timo und Romain nicht ganz zum Sieg gereicht hat. Sie haben aber wichtige Punkte für die Meisterschaft geholt. Und das nächste Rennen ist schon in einer Woche."
Statistik: 5. von 11 Rennen der American Le Mans Series in Lime Rock, Connecticut
Rennergebnis
1. Brabham/Sharp (AUS/USA), Acura ARX-01B (LMP2), 168 Runden
2. Bernhard/Dumas (D/F), Porsche RS Spyder (LMP2), 168
3. Maassen/Long (D/USA), Porsche RS Spyder (LMP2), 168
4. Werner/Luhr (D/D), Audi R10 (LMP1), 167
5. Fernandez/Diaz (MEX/MEX), Acura ARX-01B (LMP2), 166
6. Montagny/Andretti (F/USA), Acura ARX-01B (LMP2), 165
7. Leitzinger/Franchitti (USA/GB), Porsche RS Spyder (LMP2), 164
8. Magnussen/O'Connell (DK/USA), Chevrolet Corvette (GT1), 157
9. Bergmeister/Henzler (D/D), Porsche 911 GT3 RSR (GT2), 154
10. Field/Berry (USA/USA), Lola B06/10 AER (LMP1), 154
Ergebnis Klasse LMP2
1. Brabham/Sharp (AUS/USA), Acura ARX-01B (LMP2), 168 Runden
2. Bernhard/Dumas (D/F), Porsche RS Spyder (LMP2), 168
3. Maassen/Long (D/USA), Porsche RS Spyder (LMP2), 168
4. Fernandez/Diaz (MEX/MEX), Acura ARX-01B (LMP2), 166
5. Montagny/Andretti (F/USA), Acura ARX-01B (LMP2), 165
6. Leitzinger/Franchitti (USA/GB), Porsche RS Spyder (LMP2), 164
Weitere Klassensieger
LMP1: Werner/Luhr (D/D), Audi R10
GT1: O'Connell/Magnussen (USA/DK), Chevrolet Corvette
GT2: Bergmeister/Henzler (D/D), Porsche 911 GT3 RSR
Punktestände Fahrer Klasse LMP2
1. Timo Bernhard, Porsche, 102
Romain Dumas, Porsche, 102
2. David Brabham, Acura, 78
Scott Sharp, Acura, 78
3. Sascha Maassen, Porsche, 55
Patrick Long, Porsche, 55
4. Butch Leitzinger, Porsche, 52
Marino Franchitti, Porsche, 52
5. Chris Dyson, Porsche, 43
Guy Smith, Porsche, 43
Hersteller Klasse LMP2 - Motor
1. Porsche, 102
2. Acura, 89
Hersteller Klasse LMP2 - Chassis
1. Porsche, 102
2. Acura, 89
Teams Klasse LMP2
1. Penske Racing, Porsche, 102
2. Highcroft Racing, Acura, 78
3. Dyson Racing, Porsche, 60
Fahrer Klasse GT2
1. Jörg Bergmeister, Porsche, 88
Wolf Henzler, Porsche, 88
2. Dominik Farnbacher, Ferrari, 77
Dirk Müller, Ferrari, 77
3. Johannes van Overbeek , Porsche, 62
Patrick Pilet,Porsche, 62
Hersteller Klasse GT2
1. Porsche, 102
2. Ferrari, 89
Teams Klasse GT2
1. Flying Lizard Motorsports, Porsche, 102
2. Tafel Racing, Ferrari, 83
Der 6. Lauf der American Le Mans Series wird am 19. Juli 2008 in Mid-Ohio im US-Bundesstaat Ohio ausgetragen.
Daten und Fakten
Das ist die American Le Mans Series
Die American Le Mans Series (ALMS) wurde 1999 ins Leben gerufen. Das Reglement basiert auf dem Regelwerk der 24 Stunden von Le Mans. In dieser Saison werden elf Rennen in den USA und Kanada gefahren. Die traditionellen Höhepunkte sind die 12 Stunden von Sebring und das 1000-Meilen-Rennen "Petit Le Mans" in Road Atlanta. Die meisten Rennen dauern 2:45 Stunden.
Die ALMS ist das amerikanische Gegenstück zur in Europa beheimateten Le Mans Series (LMS).
Das Starterfeld bilden zwei unterschiedliche Sportfahrzeug-Kategorien:
Sportprototypen und Seriensportwagen. Sie sind in vier Klassen eingeteilt:
Klasse LMP1: Sportprototypen mit bis zu 750 PS und einem Mindestgewicht von 925 Kilogramm (in der LMS: 750 PS/900 Kilogramm). Leistungsgewicht: rund 1,2 kg/PS.
Klasse LMP2: Sportprototypen mit rund 475 PS (bei Saugmotoren) und 800 Kilogramm Mindestgewicht (in der LMS: 475 PS/825 Kilogramm).
Leistungsgewicht: rund 1,7 kg/PS. In dieser Klasse startet der Porsche RS Spyder.
Klasse GT1: Stark modifizierte Seriensportwagen mit bis zu 650 PS und einem hohen Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm (in der LMS: 650 PS/1.125
- 1.325 Kilogramm).
Klasse GT2: Leicht modifizierte Seriensportwagen mit 450 bis 470 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm (in der LMS: 450 bis 470 PS/1.125 - 1.325 Kilogramm). In dieser Klasse ist der Porsche 911 GT3 RSR am Start.
Alle Rennwagen starten gleichzeitig, werden aber nach Klassen getrennt gewertet. Dieses System sorgt für abwechslungsreiche und spannende Rennen mit vielen Überholmanövern. Punkte gibt es nur für die Platzierung in der jeweiligen Klasse. Meistertitel werden in den Klassen LMP1 und LMP2 für Fahrer, Chassis- und Motorenhersteller, Teams und Reifenlieferanten vergeben, in den Klassen GT1 und GT2 für Fahrer, Automobilhersteller und Teams. Porsche gewann mit dem RS Spyder sowohl 2006 als auch 2007 die Meistertitel für Fahrer (Sascha Maassen/Lucas Luhr bzw. Timo Bernhard/Romain Dumas) sowie für Hersteller Chassis, Hersteller Motor und Team (Penske Racing).