Der neue Lehrstuhlinhaber wechselte von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität nach Witten. In Düsseldorf war er stellvertretender Direktor in der Abteilung für Allgemeinmedizin. Zuvor arbeitete Stefan Wilm an der Johann-Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.
Sein Studium absolvierte er in Kiel, Hamburg und Münster, in Manila auf den Philippinen und in München. "Ich bin nach Witten gekommen, weil ich die Grundhaltung der Universität sehr schätze." Hier werde der Patient als Mensch gesehen und nicht auf seine Krankheit reduziert. Außer dem Lehrstuhl leitet Wilm an der Universität Witten/Herdecke auch das Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin.
"Die persönliche, kontinuierliche therapeutische Beziehung des Hausarztes zu seinen Patienten ist und bleibt der Kern der allgemeinärztlichen Tätigkeit", betont der Wittener Arzt. Ein niedergelassener Haus- oder Allgemeinarzt ist primärer Ansprechpartner für die Patienten und in neun von zehn Fällen auch der abschließend behandelnde Arzt. Wenn der Patient zusätzlich von Spezialisten behandelt wird, kommt dem Allgemeinarzt eine koordinierende Rolle zu, indem er beispielsweise darauf achtet, dass es zu keinen sich widersprechenden oder unnötigen diagnostischen Maßnahmen und Therapien kommt. "Der Allgemeinarzt als Generalist sollte den Patienten auch vor Überversorgung schützen", so Wilm. Dieser Aspekt sei zum Nutzen des Einzelnen, aber nicht zuletzt auch für die weitere Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems von hoher Relevanz.
Mit der Einrichtung des neuen Lehrstuhls baut die Universität Witten/Herdecke (UWH) ihre Forschung und Lehre im Bereich der ambulanten allgemeinmedizinischen Primärversorgung weiter aus. Studierende der UWH sind bereits ab dem ersten Semester in allgemeinmedizinischen Praxen tätig. Sie können Allgemeinmedizin als Wahlfach im praktischen Jahr belegen. Die Fakultät für Medizin kooperiert mit rund 100 Lehrpraxen in der Region. Der neue Lehrstuhl- und Institutsleiter Stefan Wilm will die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen intensivieren. Bereits am 21. November 2007 wird es an der Universität Witten/Herdecke einen ersten "Tag der Forschung in der Hausarztpraxis" geben.
Einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit in Forschung und Lehre sieht Wilm in der Herausforderung, die sich für die Hausärzte dadurch ergibt, dass es immer mehr chronisch kranke und ältere Patienten geben wird. Wilm selbst zählt zu seinen Spezialgebieten die Geriatrie, die Altersmedizin. Bei den unterschiedlichen Modellen, wie ältere, häufig auch pflegebedürftige Menschen begleitet werden können, ist eine enge Verzahnung mit dem Wittener Institut für Pflegewissenschaft geplant.
Dr. Stefan Wilm ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Als Wissenschaftler wirkt er in verschiedenen nationalen und internationalen Versorgungsforschungsprojekten mit. Er gehört zu den Autoren anerkannter Leitlinien, in denen auf wissenschaftlich fundierter Basis Handlungsempfehlungen für Ärzte gegeben werden.