Auf den ersten Blick stiegen auch die Erlöse der Generikahersteller. Gemessen an den Listenpreisen verzeichnet das unabhängige Marktforschungsinstitut IMS HEALTH im Vergleich zum 1. Halbjahr 2008 eine Umsatzsteigerung von 122 Millionen Euro (6,8 Prozent) auf insgesamt 1,9 Milliarden Euro.
Wirklich freuen können sich die Unternehmen über diese Entwicklung aber nicht. Denn die Listenpreise bilden die Realität des GKV-Arzneimittelmarkts wegen der Rabattverträge nicht mehr ab. Der Brutto-Mehrerlös von 122 Millionen Euro wäre bereits dann komplett aufgezehrt, wenn die Generikahersteller auf ihren gesamten GKV-Umsatz 6,4 Prozent Rabatt gewährt hätten. Die tatsächlichen Rabatte dürften zumal bei Wirkstoffverträgen jedoch weit darüber liegen. Der höhere Generikaabsatz geht also mit schrumpfenden Netto-Erlösen einher.
Nach Patentablauf steigt die Anzahl der Verordnungen des nun generikafähigen Wirkstoffs rapide. Erst wenn preisgünstige Generika mit dieser Substanz im Markt verfügbar sind, können die Ärzte, deren Verordnungen über das monetäre Instrument "Arzneimittelrichtgröße" gesteuert wird, alle die Patienten leitliniengerecht behandeln, die an der Krankheit leiden, für die der Wirkstoff zugelassen ist. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Generikapreise unterschreiten die Preise ihrer Referenzarzneimittel um bis zu 70 Prozent und mehr. Generika erhöhen also nicht nur stets die Wirtschaftlichkeit, sondern sie sichern auch die Qualität der Pharmakotherapie.
Die jetzigen Rahmenbedingungen, vor allem aber Rabattverträge mit Marktexklusivität, gefährden die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der Generikaindustrie akut. Längerfristig steht der GKV ein Oligopol ins Haus, das ihr die Preise diktieren wird. Entlastungen der Krankenkassen um einige Milliarden Euro pro Jahr sind dann Schnee von gestern.