Ausbleibende Renditen bedrohen Garantieversprechen
"Die geheime Gefahr für Ihre Altersvorsorge" titelte in diesem Zusammenhang jüngst Die Welt. Dabei sind die Gefahren, die derzeit von den Wertpapieren für Anleger ausgehen, längst kein Geheimnis mehr. Unter dem Joch des Niedrigzinses werfen die Staatsanleihen nämlich so gut wie keine Zinsen mehr ab. Aber genau diese Zinsen benötigen die Anleger - also die Versicherungsgesellschaften - um ihr Finanzpolster zur Einhaltung der eigenen Zinsversprechen gegenüber ihren Kunden zu gewährleisten. Und die Zinsversprechen sind hoch, bei Altverträgen bis zu 4 %. Vor allem im Hinblick darauf, diese Vereinbarung auch noch in Jahren erfüllen zu können, geraten die Versicherungsgesellschaften also zunehmend unter Druck. "Doch nicht nur die ausbleibenden Gewinne aus den Staatsanleihen sind derzeit problematisch", meint Jens Heidenreich, Pressesprecher des Verbraucherschutzprojektes LV-Doktor.
Marktschwankung könnte Versicherern das Genick brechen
Bezug nimmt Heidenreich dabei auf einen Artike von Die Weltl, der den Investmentprofi Dan Fuss zitiert: "Es wird viel weniger gehandelt als vor fünf oder zehn Jahren." Die Lage sei, nach Einschätzung des Finanzexperten, so dramatisch, dass der Markt derzeit regelrecht austrockne. "Und das kann böse für die Versicherer ausgehen.", weiß Jens Heidenreich und fügt hinzu: "Sollte es nämlich zu einer Erschütterung am Markt kommen, haben die Assekuranzen keine Möglichkeit mehr, die Wertpapiere an den Mann zu bringen und müssen zusehen, dass deren Wert in den Keller sinkt."
Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Assetmanagement (DVFA) scheint die Auffassung des Projektsprechers zu teilen, denn Die Welt schreibt, dass mehr als 58 Prozent der Mitglieder die Liquidität des Marktes als problematisch einschätzen.
Assekuranzen versuchen zu beschwichtigen und Krise zu verschleiern
Trotz der Einschätzung der Finanzexperten und Analysten winken die Versicherer wieder einmal ab und sehen keinen akuten Handlungsbedarf. "Natürlich, sonst müssten sie ja riesige Versäumnisse in der Anlagepolitik der vergangenen Jahrzehnte einräumen", echauffiert sich Heidenreich und kritisiert, dass man den eigenen Kunden damit vorgaukele, alles sei in bester Ordnung und diese somit über die Gefahren eines mögliche (Teil)Verlustes ihrer Ersparnisse hinwegtäusche.
Das belegt auch die Tatsache, dass sich der Finanzriese Allianz auf Anfrage von Die Welt dazu, ob es nicht gefährlich sei, rund 15 % der Versichertengelder in Staatsanleihen zu investieren, grundsätzlich nicht positionieren wollte.
Lebensversicherungskunden sollten Reißleine ziehen, bevor es zu spät ist
Nach Meinung des LV-Doktor-Sprechers sollten Lebensversicherungskunden nicht erst warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern Konsequenzen ziehen, solange sie noch die Möglichkeit dazu haben. "Die aktuellen Warnungen des Internationalen Währungsfonds sind katastrophal und auch die neueste Studie der MainFirst Bank zeigt, dass Kunden, die ihre Ersparnisse retten wollen, nicht mehr viel Zeit bleibt. Wenn sich die Branche derzeit tatsächlich am Abgrund befindet und bereits in wenigen Monaten vier von zehn Lebensversicherern in die Verlustzone rutschen, dann ist nur derjenige auf der sicheren Seite, der bis dahin aus seinem Vertrag ausgestiegen ist."
Heidenreich warnt jedoch vor überstürztem Handeln und einer vorschnellen Kündigung auf eigene Faust: "Erst einmal mit dem kostenfreien Rückkaufswertrechner prüfen, wie viel die Versicherung derzeit wert ist und diesen Wert dann NUR von einem Fachmann zurückholen lassen."