Fragwürdige Durchsetzung - Kündigungswelle geschickt verhindert
Gregor Gysi kritisierte bereits vor wenigen Tagen zu recht auf seiner Facebook-Seite "[...], dass sie das kurzfristig machen ohne öffentliche Debatte, damit die Versicherten keine Möglichkeit haben, zu kündigen. Weil wenn die kündigen würden, hätten sie nämlich noch einen höheren Anspruch, bevor das neue Gesetz in Kraft tritt." Dieser ist nunmehr verwirkt und Kunden, die ab sofort ihre Lebensversicherung kündigen, werden es nicht leicht haben, von den Versicherungen noch einen anständigen Rückkaufswert oder eine anständige Ablaufleistung zu bekommen. Bei ordentlichem ablauf wird nach 30 Jahren meist nicht viel mehr drin sein, als die eingezahlten Gelder und die Rendite bleibt bei den Unternehmen.
Kürzung der Bewertungsreserven kann Ablaufleistung empfindlich verringern
Dass das Reformpaket dem Grundsatz folgt, die Garantiezusagen an die Kunden über die Ansprüche der Aktionäre zu setzen - die BaFin will künftig die Ausschüttung von Dividenden so lange verbieten, bis alle Kundenzusagen erfüllt sind - klingt auf den ersten Blick gut. Auf den zweiten Blick offenbart sich jedoch der ein oder andere Pferdefuß. So können Versicherer nämlich, um diesen Sicherungsbedarf zu decken, die Ausschüttung der Bewertungsreserven kürzen. Das bedeutet, dass all jene, die vorzeitig ihre Lebensversicherung kündigen, enorme Einbußen hinnehmen müssen. "Im schlimmsten Fall kann sich die Ablaufleistung dadurch sogar um bis zu 1.000 Euro verringern.", befürchtet LV-Doktor. Wer kontrolliert also, wie hoch der Sicherungsbedarf tatsächlich ist und eine Senkung der Überschussbeteiligung wirklich rechtfertigt?
Das Verbraucherschutzprojekt LV-Doktor hatte erst vor Kurzem dem Portal Banktip.de Rede und Antwort zum Thema Lebensversicherung gestanden und im Interview auf die Interessenkonflikte von Lebensversicherern, Aktionären und Kunden hingewiesen.
"Kunden, die ihre Lebensversicherung kündigen, brauchen eine Lobby"
"Gerade die Aussagen von Herrn Gysi und das neue Reformpaket machen wieder einmal deutlich: Kunden, die vorzeitig ihre Lebensversicherung kündigen möchten, passen nicht ins Raster. Sowohl die Bundesregierung als auch die Assekuranzen wollen die Versicherten mit Macht in den Verträgen halten, deshalb lassen sie sich eine Menge einfallen, um einen vorzeitigen Austritt für Betroffene so unlukrativ wie möglich zu gestalten.", schimpft Jens Heidenreich, Pressesprecher von LV-Doktor und führt weiter aus: "Aber das Reformpaket löst doch nicht die Ursache der Krise und verbessert auch nicht die Renditeaussichten für die Kunden!" Gerade deshalb sei es so wichtig, dass das Projekt LV-Doktor all jenen eine Lobby bietet, die sich die falschen Versprechungen und die schlechte Anlagepolitik der Assekuranzen nicht länger anschauen und ihre Lebensversicherung kündigen wollen.
"GDV und BaFin zum Trotz unterstützt LV-Doktor Kunden nach bestem Wissen und Gewissen, die ihre Lebensversicherung kündigen beziehungsweise komplett rückabwickeln wollen und fordert für diese sämtliche einbezahlte Prämien nebst Zinsen zurück. Es muss endlich Schluss damit sein, dass die Versicherungsgesellschaften (mutwillig) Kundengelder fragwürdig verwalten, um sich die mageren Gewinne am Ende selbst einzuverleiben und die Regierung dabei auch noch tatenlos zusieht. Schlimmer noch, dieses Verhalten sogar unterstützt!" echauffiert sich Heidenreich.