In der preußischen Zeit des 19. Jahrhunderts wurde das Stadtbild der Kurstadt von einst weltweitem Rang durch eine stark fortschreitende Industrialisierung nachhaltig verändert. Kriege und Besatzungszeiten nahmen im 20. Jahrhundert kolossalen Einfluss auf das Aachen wie wir es heute kennen, denn schließlich gingen rund 60 Prozent der historischen Bausubstanz durch Kriegseinwirkungen verloren. Insbesondere die Zeit des Wiederaufbaus hatte weitreichende Umgestaltungen in der Denkmalerhaltung, im Straßenbau und in der Architektur von Wohnhäusern und Verwaltungsbauten zur Folge.
Selbst denjenigen fallen deshalb Zuordnungen auf alten Fotografien beizeiten schwer, die das heutige Straßenbild unserer Stadt in und auswendig kennen. Viele Häuser, die üblicherweise als wichtige Orientierungspunkte dienen, sind schlichtweg nicht mehr vorhanden. Straßen wurden verbreitert, komplette Häuserzüge versetzt und auch die Verkehrsführung präsentiert sich stark modernisiert.
Vor diesem Hintergrund sind fotografische Fundstücke faszinierend, mit deren Hilfe sich die städtebauliche Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten nachvollziehen lässt.
Sicherlich finden sich in diversen Diasammlungen, Schuhschachteln oder Fotoalben fotografische "Leckerbissen" aus dem Aachen vergangener Tage. Eine Initiative der Aachener Pronto GmbH hebt nun diese Schätze. Entstehen soll eine Sammlung bisher unveröffentlichten Bildmaterials aus der geschichtsträchtigen Kaiserstadt. Von grundsätzlichem Interesse sind Fotografien, die in der Zeit zwischen 1890 und 1980 entstanden. Der Kern der Sammlung bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 1930 und 1970. Schwerpunkt der Initiative sind private Fotografien, keine Postkarten.
Bei den Aufnahmen muss es sich nicht zwangsläufig um reine Architekturaufnahmen handeln. Durchaus können Personen abgebildet sein. Allerdings sind Portraits, bei denen also Menschen das Hauptmotiv bilden, nicht von Interesse.
Initiator Jorg Mühlenberg: "Verwendung finden die Fotos zu einem späteren Zeitpunkt ggf. auf Internet-Seiten zur Stadtgeschichte oder werden dem Stadtarchiv, wissenschaftlichen Zwecken oder Geschichtsvereinen zugeführt. Eine kommerzielle Nutzung der Fotos ist nicht geplant."
Die aus privater Hand bereitgestellten interessanten Fotoabzüge oder Dias werden digitalisiert und katalogisiert. Dieser Vorgang nimmt jeweils nur wenige Minuten Zeit in Anspruch. Selbstverständlich verbleiben die Fotos im Besitz des Eigentümers. Für die Bereitstellung des Bildmaterials sowie das Einverständnis bzgl. einer etwaigen späteren Veröffentlichung erhält der Fotoeigentümer eine Aufwandspauschale in Höhe von acht Euro pro Bild.
Die Digitalisierung der Fotos wird in der Frère-Roger-Straße 1 (direkt neben dem Parkhaus am Dom) in einem Ladenlokal vorgenommen. Interessierte Bürger können unter der Telefonnummer 0241-560091-55 mehr Informationen in Erfahrung bringen sowie einen individuellen Termin vereinbaren.
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