Wir haben die Autorin zur Entstehung des Buches befragt:
Verlag: Annelie Sand, so heißen Sie nicht wirklich?
A.S.: Der Name ist ein Sprachspiel, dessen Hintergrund man leicht errät: Ich habe mit dem Begriff Analysand Scrabble gespielt. Ich wollte einen Fantasienamen, der als solcher zu erkennen ist, aber auch ein normaler Name sein könnte.
Verlag: Über die eigene Psychoanalyse zu schreiben, ist zweifellos ein Wagnis. Das wollten Sie dann doch nicht ganz ungeschützt eingehen?
A.S.: Ich habe eine Weile überlegt, den Klarnamen zu nehmen, zumal ich im Buch aus meinen Romanen zitiere und wir die Frage diskutieren, in wieweit es hilft, traumatische Ereignisse literarisch zu verarbeiten und ob man überhaupt noch eine Analyse braucht, wenn man sich schon alles von der Seele geschrieben hat. Aber – ja – ich hatte Sorge um mich und um meine Familie, die auch mit meiner Geschichte zurechtkommen muss.
Verlag: Warum haben Sie überhaupt über Ihre Psychoanalyse geschrieben?
A.S.: Weil sie eine großartige Erfahrung war, die mir sehr geholfen hat. Weil so viele Leute darüber erstaunt waren, dass ich mich tatsächlich auf die Couch gelegt habe, manche – zum Beispiel mein Hausarzt – mir sogar davon abraten wollten. Weil ich zuvor eine Verhaltenstherapie ausprobiert hatte und dann vergleichen konnte. Ich wollte den vorherrschenden Vorurteilen einen positiven Erfahrungsbericht gegenüberstellen.
Verlag: Wie hat Ihr Analytiker auf die Idee reagiert?
AS.: Das würde man wohl als ambivalent bezeichnen. Er sollte ja von Anfang an mit mir an diesem Buch schreiben. Da hatte er schon ordentlich Skrupel, ob er das denn dürfe ... Wir haben erst nach der Analyse, als er bereits im Ruhestand war, mit der Textarbeit begonnen, und in gewisser Weise unsere Gespräche schriftlich wiederholt. Ich kann sagen, da haben wir beide einen Riesenspaß gehabt.
Verlag: Sie sprechen aber auch die ernsten Themen, wegen derer Sie sich Hilfe gesucht hatten, an: ein Jugendtrauma und seine Folgen, viel Misstrauen, das dann wiederum zu Krisen in der analytischen Beziehung geführt hat.
A.S.: Ich habe – manchmal mit etwas Galgenhumor – über meine Analysezeit gereimt:
»Die Couch ist eine Achterbahn, kann schneller oder sachter fahr'n.«
Während des Erzählprozesses und auch beim Schreiben bin ich durchaus an meine Grenzen gegangen. Ich wusste aber, dass ich einen zuverlässigen Analytiker an meiner Seite hatte, und wollte durchaus auch zeigen, was durch eine Analyse alles möglich sein kann: Ich hätte z. B. nie gedacht, dass ich meine Albträume loswerde, dass eine solch vertrauensvolle, gute und lockere Beziehung zwischen zwei an sich fremden Menschen entstehen kann, dass mir etwas, das mir immer »unerhört!« und unaussprechlich erschienen ist, mal leicht über die Lippen kommen würde. – Wie in diesem Interview.