Das ist eine schöne Utopie. Das kann es doch gar nicht geben, werden die meisten sagen und auf unser derzeitiges Wirtschaftssystem verweisen. Dieses basiert in erster Linie auf einem exponentiellen Wachstum und darauf, dass unser Wohlstand auf Kosten anderer erwirtschaftet wird: Auf Kosten von Natur und Umwelt, der Menschen in der Dritten Welt und zukünftiger Generationen.
Dass man durch unternehmerisches Handeln sehr wohl Werte schaffen kann, die nicht auf Kosten Dritter erzeugt werden, zeigt ein einzigartiges Wirtschaftsmodell, das seit einigen Jahren in Costa Rica buchstäblich heranwächst. Es ist ein Leuchtturmprojekt, das in Mittelamerika den Weg zu einem anderen Umgang mit den eigenen Ressourcen zeigt: Vor fünf Jahren hat die Freiburger Querdenker GmbH den ersten BaumInvest-Fonds aufgelegt, um im Norden Costa Ricas mit dem Geld deutscher Investoren eine Region mit vorwiegend einheimischen Edelhölzern aufzuforsten. Inzwischen ist bereits der dritte Fonds platziert und ein ganzes Firmengeflecht entstanden, das vor allem ein Ziel verfolgt: "Wir wollen mit unserem Wirtschaften einen Mehrwert für die Menschen und für die Umwelt schaffen",sagt Leo Pröstler, Geschäftsführer von Querdenker. Oder auf den Punkt gebracht: "Wir können auch anders!"
Aus den Anfängen vor fünf Jahren ist ein umfangreiches Aufforstungsprojekt geworden. Auf einer Gesamtfläche von 1200 Hektar wachsen bisher 700.000 Bäume heran. Und weil seit Dezember 2011 bereits der dritte Fonds gezeichnet werden kann, werden die nächsten Aufforstungsflächen bald folgen.
Mehr noch als diese Zahlen beeindrucken jedoch die Aktivitäten selbst: Zunächst wird die Artenvielfalt in Costa Rica gestärkt, denn auf den costa-ricanischen Fincas sind keine Monokulturen aufgeforstet worden, sondern Mischwälder mit inzwischen neun verschiedenen heimischen Edelhölzern. "Wir verstehen uns als Teil eines Bio-Korridors, der in ganz Mittelamerika geschaffen werden soll", erklärt Stefan Pröstler, Sohn des Initiators und Geschäftsführer der vor Ort angesiedelten Aufforstungsfirma Puro Verde.
Doch das ist längst nicht alles: Auf allen Fincas wird Waldfeldbau betrieben. Durch die Erträge, die dieser abwirft, sind in den vergangenen Jahren auf allen BaumInvest-Fincas 160 langfristige Arbeitsplätze entstanden. Die Mitarbeiter leben inzwischen von und mit dem Wald, den sie für BaumInvest aufgeforstet haben, und von den zusätzlichen Aktivitäten, die daraus entstanden sind. Sie kultivieren zwischen den Bäumen Ananas, Maniok, Ingwer, Tomaten, Paprika und Tiquisque und schaffen damit einen Mehrwert, der weit über die Aufforstung hinausgeht. Inzwischen gibt es sogar ein erstes Produkt aus Waldfeldbau für den deutschen Markt: Unter dem Namen GingerVerde wird ein Ingwersaft-Konzentrat vertrieben, das mit Apfelsaft von Kaiserstühler Streuobstwiesen sowie Orangen- und Maracujasaft gemischt ist.
Durch ihre Arbeit als Waldfeldbauern sichern sie ihre Ernährung und versorgen lokale Märkte - ohne Raubbau an der Natur zu betreiben. Sie sind als Kleinbauern integriert in die sozialen Strukturen vor Ort und werden gleichzeitig durch regelmäßige Schulungen weit über das für ihre Arbeit notwendige Maß hinaus fortgebildet. Außerdem sind bisher z.B. Hühner- und Schweinezuchten, kleine Biogasanlagen und sogar ein Wasserkraftwerk entstanden. "Mit all diesen Aktivitäten bringen wir viel mehr Leute in Arbeit als in einem reinen Forstbetrieb", sagt Stefan Pröstler. Der PuroVerde-Chef hat durch dieses neue Konzept große Aufmerksamkeit auf das Projekt gezogen und ist mittlerweile sowohl in wissenschaftlichen Fachkreisen und als auch unter Politikern gut vernetzt. Mit seinem kompetenten und interdisziplinären Team in Costa Rica und im Austausch mit deutschen und costa-ricanischen Universitäten entwickelt er das Projekt ständig weiter.
Ein Beispiel für diese Kooperationen ist der "VisionsWald", ein 650 Hektar großes Grundstück im Nordosten Costa Ricas mit intakten Wäldern, brach liegendem Weideland und einer ehemaligen Kokosnussplantage. Der VisionsWald dient auch als "sozial-ökologisches Freiluftlabor". Die Erkenntnisse daraus sollen nicht nur eins zu eins auf die BaumInvest-Fincas übertragen werden, sondern auch in die Ausbildung von Forstwissenschaftlern einfließen.
Nicht zuletzt profitiert das Klima vom Engagement der deutschen Investoren. Mit jedem Euro, der für die Aufforstung in Costa Rica zur Verfügung gestellt wird, wird ein Projekt gefördert, das im Kleinen das macht, wozu die Weltgemeinschaft im Großen derzeit nicht in der Lage zu sein scheint: Es verringert durch die langfristige Speicherung in Edelholz die CO2-Last der Atmosphäre. Diese Leistung wurde vom TÜV Süd nach dem CarbonFix Standard geprüft und ist für den ersten BaumInvest-Fonds bereits abgeschlossen. Der zweite wird demnächst folgen. BaumInvest ist damit weltweit das zweite Aufforstungsprojekt, das nach dem Carbon-Fix-Standard zertifiziert wurde und auf dem besten Weg, den sogenannten Gold Standard zu erlangen, den bekanntesten internationalen Standard in Sachen CO2.
Und damit zeigt Querdenker auch eine Antwort auf die derzeitige Finanzkrise auf: Während die meisten Investitionen Gewinne auf Kosten der Natur, der Arbeitskräfte oder zukünftiger Generationen erwirtschaften, macht Querdenker das genaue Gegenteil: Es sorgt mit dem Kapital der Investoren und Projektpartner dafür, dass vor Ort in Costa Rica ein Mehrwert geschaffen wird, der sich mit einer höheren Artenvielfalt und einem besseren Leben für alle Beteiligten nachweisen lässt.
Weil das Wirken von Querdenker sehr komplex ist, hat Initiator Leo Pröstler das Umweltjournalisten-Team Horst Hamm und Ilona Jerger damit beauftragt, das Projekt in Costa Rica unter die Lupe zu nehmen und deutschen Lesern transparent zu machen. Herausgekommen ist die erste Ausgabe des MehrWERT-Magazins, ein neues Wirtschaftsmagazin, das über Unternehmer, Firmen und Projekte berichten will, die erfolgreich mit der Natur wirtschaften.
"MehrWERT - verantwortlich wirtschaften, besser leben" berichtet in seiner ersten Ausgabe von PuroVerde, BaumInvest sowie dem VisionsWald und zeigt im Detail, in welcher Weise Boden, Luft, Wasser, Menschen vom Engagement der Investoren profitieren und wie die Artenvielfalt gesichert wird.
Als neues Wirtschaftsmagazin beschreibt MehrWERT die unternehmerische Antwort auf die Untätigkeit der meisten Politiker. Immer mehr Firmenchefs werden sich ihrer Verantwortung für künftige Generationen bewusst und gehen mit gutem Beispiel voran. Sie zeigen, was möglich ist, und ermutigen damit Politiker, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen.
MehrWERT wird in jeder Ausgabe solche Bespiele zeigen und Querdenker und Entrepreneure vorstellen, die bei den Worten Krise und Katastrophe nicht weghören, sondern Firmen gründen und Projekte initiieren, von denen die Welt etwas hat.
Einige Themen der ersten Ausgabe:
- Wir sind das Geld. Was Anleger über grüne Fonds wissen sollten
- Wirtschaftsmodell mit Mehrwert. Wie aus einem kleinen Aufforstungsprojekt ein nachahmenswertes Wirtschaftsmodell wurde
- Georg Schramm. Ein Porträt des zornigen Kabarettisten und engagierten Bürgers
- Waldmeister Deutschland. Während bei uns der Wald gedeiht, kreischt in anderen Ländern die Kettensäge
- Neuer Schwung fürs Klima. Wenn Zwerg Samoa und Riese China dem Rest der Weltvorauseilen
MehrWERT, das mit einer Auflage von 70.000 Exemplaren an den Start geht, soll 2013 mit zwei weiteren Ausgaben erscheinen. Zurzeit werden mögliche Kooperationspartner gesucht.
Exemplare bei: Querdenker, Goethestr. 20, 79100 Freiburg, Tel. 0761/150636-0, E-Mail: info@querdenkergmbh.de. Link: www.querdenkergmbh.de