Regionspräsident Hauke Jagau zeigte sich vom Ideenreichtum und der Vielfalt der Projekte positiv überrascht. "Die große Zahl der Bewerbungen zeigt einerseits, welche Bandbreite von interkulturellen Initiativen wir bereits in der Region Hannover haben, andererseits ist der Zuspruch auch ein Beleg dafür, dass noch ein großer Bedarf besteht, das Zusammenleben der Kulturen konkret voranzutreiben", so Jagau.
Die Einrichtung eines Integrationsfonds für die Region Hannover sei ein wichtiges Signal, sagte Michaela Michalowitz, Vorsitzende des Ausschusses für Gleichstellung. "'Miteinander - Gemeinsam für Integration' ist nicht nur der Titel dieses Fonds, sondern definiert auch die gesellschaftliche Aufgabe, der wir uns zu stellen haben. In diesem Zusammenhang ist auch die große Resonanz von insgesamt 101 eingegangenen Projektideen zu sehen", so Michalowitz. Am 1. Dezember 2009 beschließt der Regionsausschuss den Vorschlag über die Mittelvergabe.
Die sechsköpfige Jury hat bei ihrer Entscheidung besonderen Wert auf Innovation, Vorbildcharakter und Nachhaltigkeit der Projekte in den Bereichen Bildung, Ausbildung und Beschäftigung gelegt. Besonderes Augenmerk wurde außerdem auf Vorhaben gerichtet, die die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen mit Migrationshintergrund oder das Miteinander älterer Menschen fördern. Daneben wurden auch Projekte ausgewählt, die ganz spezielle Probleme aufgreifen oder von etablierten Förderprogrammen in der Regel nicht unterstützt werden - weil zum Beispiel der Eigenanteil, der dafür aufgebracht werden muss, zu hoch ist. Die maximale Fördersumme pro Projekt wurde vorab auf 30.000 Euro festgelegt.
Die größte Summe erhalten nach dem Vorschlag der Jury mit jeweils 20.000 Euro das Kulturzentrum FAUST in Hannover-Linden sowie der hannoversche Verein UMUT zur Unterstützung von Migrantinnen und Migranten. Während FAUST nach einem Modell einer so genannten "Wir-Stadtgesellschaft" ein Netz von multikulturellen, mehrsprachigen Projekten und Bildungsangeboten im Stadtteil aufbauen will, soll, konzentriert sich UMUT auf die Verbesserung der Versorgung und Integration speziell von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen.
15.000 Euro gehen an pro familia, dem größten Anbieter für nichtschulische Sexualpädagogik für Kinder und Jugendliche in der Region Hannover: Mit einem Projekt will die Beratungsstelle unter anderem den Dialog zwischen Jugendlichen beiderlei Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft und kultureller oder religiöser Zugehörigkeit fördern.
Zur Ausbildung von Mediatorinnen und Mediatoren in Laatzen und Garbsen bekommt intEx e.V. 12.500 Euro. Der Verein setzt sich zum Ziel, Existenzgründerinnen und -gründer mit Migrationshintergrund zu qualifizieren. Das Projekt der Stadtteilmediatoren als Konfliktlöser ist aus der Erkenntnis gewachsen, dass Streit und Auseinandersetzungen oft auf interkulturellen Missverständnissen und unterschiedlichen Konfliktkulturen basieren.
Mit 10.000 Euro wird ein Projekt des Fördervereins Lister Turm unterstützt, das Schülerinnen und Schüler von siebten Klassen aus Haupt- und Förderschulen an außerschulischen Lernorten auf den Übergang zum Beruf vorbereiten will. Ebenfalls 10.000 Euro bekommt Sozialarbeiter Matthias Christmann, der mit ehrenamtlichen Mitarbeitern eine Fahrradwerkstatt in Linden-Süd betreibt. Die Garage ist bereits jetzt ein Treffpunkt von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, die nun unter anderem um einen kostenlosen mobilen Fahrradreparaturdienst erweitert werden soll, um den Austausch im Stadtteil zu fördern.
"Die Vielfalt der Projektideen hat meine Erwartungen weit übertroffen", sagte Jury-Mitglied Sybille Naß vom hannoverschen Verein kargah. Ein wichtiges Kriterium in der Bewertung der Projektideen sei die Förderung der Eigeninitiative und Teilhabechancen von Migrantinnen und Migranten im Sinne eines Miteinanders auf Augenhöhe gewesen. "Somit hat der Integrationsfond neben der konkreten Projektförderung und Anerkennung auch eine sehr wichtige Signalwirkung die gesellschaftliche Partizipation von Migrantinnen und Migranten in der Region Hannover zu stärken", so Naß.
"Es ist unglaublich beeindruckend, wie viele Menschen bereits ehrenamtlich und oft schon viele Jahre lang auf dem Felde Integration engagiert arbeiten, indem sie etwa Kinder bei Hausaufgaben unterstützen oder Frauen mit neuen Ideen beim Deutschlernen fördern", sagte Ute von Wrangell, langjährige Leiterin der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung. "Diese Antragstellenden wissen genau, wo der Schuh in ihrem Umfeld drückt, und so haben sie meist präzise Anträge für kleine Vorhaben in ihrem großen Betätigungsfeld gestellt", so das Jury-Mitglied.
Im April 2010 sollen die jetzt geförderten Projekte mit einer großen Messe im Haus der Region vorgestellt werden. "Mit der Schau wünschen wir uns, dass die Projekte möglichst viele Menschen inspirieren und vielleicht auch dazu anregen, selbst aktiv zu werden", so Volker Dahle von der Leitstelle für Integration der Region Hannover. Es sei durchaus auch erwünscht, erfolgreiche Konzepte zu kopieren und in einem anderen Rahmen, an einem anderen Ort umzusetzen. "Im Vordergrund des Integrationsfonds steht nicht die punktuelle Förderung, sondern das Ziel, das gemeinschaftliche Miteinander der Kulturen strukturell im Denken und Handeln zu verankern", sagte Dahle.
Nach dem erfolgreichen Start in 2009 sollen auch im Jahr 2010 Mittel für Projekte zur Förderung der Integration zur Verfügung stehen.