"Viele Ausbildungsplätze können mangels geeigneter Bewerberinnen und Bewerber nicht besetzt werden, zudem bricht jeder fünfte Jugendliche die Ausbildung vorzeitig ab. Diesem Trend möchten wir mithilfe der Ausbildungslotsen gezielt entgegenwirken", sagt Ulf-Birger Franz, Dezernent für Bildung, Verkehr und Wirtschaft der Region Hannover. "Oft hapert es an der Berufsorientierung, manchmal brauchen die jungen Leute auch mehr Unterstützung, um dran zu bleiben - zum Beispiel, wenn es um die Bewerbung für einen Ausbildungsplatz geht." Deshalb investiere die Region Hannover in genau solche Projekte. "Es gibt über 360 Ausbildungsberufe, eine Vielzahl schulischer Ausbildungen und Studiengänge. Sich zurechtzufinden, den passenden Beruf zu finden und damit auch Ausbildungsabbrüche vermeiden - das wollen wir mit dem Projekt unterstützen", so Bärbel Höltzen-Schoh, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hannover. Die Region Hannover und die Agentur für Arbeit tragen die Kosten des Projekts in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro jeweils zur Hälfte.
Die 17 Ausbildungslotsen sind direkt in den Schulen aktiv: Sie fungieren als zentrale Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler, als Mittler an der Schnittstelle zwischen den bereits vorhandenen Angeboten der Berufsberatung und der Schulsozialarbeit und als "Türöffner" bei der Kontaktaufnahme zu ausbildenden Betrieben. Beginnend mit der 8. Klasse beraten und begleiten die Lotsen die Jugendlichen bei der Einschätzung ihrer persönlichen Stärken und Interessen, bei der Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche, beim Bewerbungsverfahren und - über den Schulabschluss hinaus - während der ersten sechs Monate im Ausbildungsbetrieb.
"Unserer Ausbildungslotsin steht ein eigenes Büro zur Verfügung, das die Schülerinnen und Schüler aufsuchen können", berichtet Wolfgang Drücker, Leiter der Bertha-von-Suttner-Schule. "Die Zusammenarbeit mit der Lotsin ist für die Jugendlichen zwar freiwillig, es zeigt sich aber schon jetzt, dass viele von ihnen die angebotene Hilfestellung gern annehmen." Ausbildungslotsin Kerstin Ziemann über ihre neuen Aufgaben an der Bertha-von-Suttner-Schule: "Zunächst geht es darum, Berührungsängste abzubauen und sich ein Bild von der individuellen Situation der Jugendlichen zu machen. Außerdem verstehe ich mich als Netzwerkerin, die den Kontakt zwischen allen Beteiligten - Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern, Berufsberatung und Betrieben - pflegt."
Zu den am Projekt teilnehmenden Schulen gehören in Hannover die Bertha-von-Suttner-Schule (Haupt- und Realschule), die Schule auf Bult (Förderschule mit Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung), die Peter-Ustinov-Schule (Hauptschule), die Südstadtschule (Grund-, Haupt- und Realschule), die Albrecht-Dürer-Schule (Förderschule mit Schwerpunkt Lernen), die Herschelschule (Gymnasium), die Johannes-Kepler-Schule (Realschule), die Ricarda-Huch-Schule (Gymnasium) und die IGS Vahrenheide (Integrierte Gesamtschule). Im Umland nehmen die Goetheschule Barsinghausen (KGS), die IGS Garbsen (Integrierte Gesamtschule), die Marie-Curie-Schule Ronnenberg (Kooperative Gesamtschule), die Oberschule Gehrden, die IGS Langenhagen (Integrierte Gesamtschule), die Gutzmannschule Langenhagen (Förderschule mit Schwerpunkt Sprache) sowie die IGS Lehrte (Integrierte Gesamtschule) teil.
Das Pilotprojekt "Ausbildungslotsen in allgemeinbildenden Schulen in der Region Hannover" läuft zunächst bis 2016 und soll wissenschaftlich begleitet werden. Die Ergebnisse sollen dann in ein Gesamtkonzept einfließen, das zur Ausweitung des Angebots dienen soll.