"Der Sozialpsychiatrische Verbund ist ein großes Geschenk für die Region Hannover", sagte der Regionsdezernent bei der Vorstellung eines Bandes, in dem die Arbeit der ersten 15 Jahre des Zusammenschlusses bilanziert wird. "In den vergangenen Jahren wurden exzellente ambulante Strukturen aufgebaut, so dass inzwischen jede und jeder in der Region Hannover ein individuell passendes Versorgungsangebot finden kann. Mit den neuen Gemeindepsychiatrischen Zentren wollen wir das bestehende Netz ergänzen und zugleich eine Lücke schließen, die durch den Rückzug der Medizinischen Hochschule in Hannover entsteht."
Zum 1. Januar 2015 übernimmt die Region Hannover die bisher von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gewährleistete sozialpsychiatrische Versorgung in zehn hannoverschen Stadtteilen - insgesamt für rund 150.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Geplant ist, dass ab Anfang nächsten Jahres in der Region in Kooperation mit den psychiatrischen Versorgungskliniken zunächst drei Gemeindepsychiatrische Zentren entstehen, in denen räumlich und inhaltlich der Sozialpsychiatrische Dienst der Region, eine Tagesklinik und eine Institutsambulanz zusammengefasst sind. Voraussichtlich befinden sich zwei Standorte in Hannover und ein Standort im Umland. Bewährt sich die Zusammenarbeit, soll das Modell aufs gesamte Regionsgebiet ausgedehnt werden.
"Das niedrigschwellige Verbundprinzip entspricht dem ursprünglichen Ansatz der Sozialpsychiatrie, den Menschen nicht nur als Patienten mit einer psychischen Krankheit aufzufassen, die nach ärztlichem Urteil und klinischer Diagnose therapiert wird, sondern es geht auch darum, seinen sozialen Lebenszusammenhang in die Behandlung miteinzubeziehen und danach die entsprechenden Hilfen auszurichten", so Jordan. "Die Sozialpsychiatrie tut gut daran, sich auch künftig an dieser Grundidee zu orientieren und mit Hilfen und Angeboten vor Ort weiterhin dazu beizutragen, dass Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen abgebaut werden."
Seit Gründung des Sozialpsychiatrischen Verbundes hat sich die ambulante Versorgung im Bereich Eingliederungshilfe in der Region Hannover deutlich verbessert, betont Dr. Thorsten Sueße: "Wir haben flächendeckend ausreichende Plätze im ambulant betreuten Wohnen und in psychosozialen Kontaktstellen, außerdem hat sich das Kontingent an Tageskliniken merklich erhöht und die Zahl der ambulant aufsuchenden Dienste in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt", so der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Region Hannover.
Welcher Hilfebedarf für die Eingliederung von Menschen mit seelischen Behinderungen nötig ist, wird in einer Hilfekonferenz persönlich von ärztlichen und sozialpädagogischen Fachkräften des Sozialpsychiatrischen Dienstes ermittelt. Fühlen sich Patientinnen und Patienten nicht angemessen behandelt, besteht seit 2005 die Möglichkeit, sich an die "Beschwerdeannahme- und Vermittlungsstelle für Psychiatrie-Erfahrene und ihre Angehörigen" des Sozialpsychiatrischen Verbundes zu wenden. Weit über 200 Beschwerden sind seitdem eingegangen - "jedem Hinweis gehen wir nach", so Lothar Schlieckau, Psychiatriekoordinator der Region Hannover.
Auf 174 Seiten beleuchtet ein gerade vorgelegter Band die nun 15-jährige Arbeit des Sozialpsychiatrischen Verbundes der Region Hannover, vor allem aus fachlicher Perspektive. Nicht nur aufgrund seiner Größe, auch durch die jährlichen, themenorientierten Pläne zur qualitativen, inhaltlichen Weiterentwicklung nimmt der Verbund eine Sonderstellung ein und besticht durch seine Kompetenz, wie der Hildesheimer Nervenarzt Prof. Dr. Eberhard Höfer in einem kurzen Aufsatz schreibt: "Dabei sind viele Ergebnisse und Lösungsansätze nicht nur für die Region Hannover, sondern auch für Niedersachsen, wenn nicht für die gesamte Bundesrepublik Deutschland beispielhaft."
Der in der Reihe Sozialpsychiatrische Schriften erschienene Band steht unter www.sozialpsychiatrischer-verbund-region-hannover.de zum Download bereit.