Die Besuchskommission des Landes hatte in der besagten Nacht - nicht wie berichtet am 18. Januar - die Einrichtung begutachtet und laut einer Handnotiz eines Mitglieds festgestellt, dass 13 Patienten bei eingeschalteter Beleuchtung in einem Gemeinschaftsraum untergebracht waren. "Uns ist erläutert worden, dass es in bestimmten Fällen sinnvoll ist, permanenten Sichtkontakt zu haben. Das gilt besonders bei sehr gebrechlichen und demenzkranken Menschen, die nicht ohne Hilfe aufstehen können, weil sie sonst fallen und sich etwas brechen", berichtete Fischer. Die besondere Herausforderung sei, dass die Psychiatrie keine Patienten abweisen dürfe - der Betreuungsaufwand sei daher nicht vorab kalkulierbar.
Jagau und Fischer stellten fest, dass die Klinikleitung aus dem Ereignis bereits Konsequenzen gezogen haben. "Wie uns berichtet wurde, wurde das Meldesystem verbessert, so dass ein hoher Betreuungsaufwand rechtzeitig gemeldet wird und Abhilfe geschaffen werden kann", sagte Jagau. Zudem sei im Regelbetrieb nun eine Nachtwache mehr im Einsatz. "Ich denke, dass die Klinikleitung den Vorfall ernst nimmt und alles tut, um im Sinne der Patienten zu handeln", ergänzte Fischer. Sie will schnellst möglich klären, was noch geschehen muss, um solche Vorfälle künftig zu verhindern.
Bereits am Donnerstagabend hatten Jagau und Fischer die Geschäftsleitung des Klinikums zum Gespräch bestellt und einen 13 Punkte umfassenden Fragenkatalog übergeben, der nun abzuarbeiten ist. "Wenn es den Verdacht auf Missstände gibt, wollen wir uns dem als Trägerin des Klinikum stellen und die Situation aufklären", betonte Jagau abschließend.
Der Fragenkatalog der Region an die Geschäftsführung des Klinikums:
- Wie hoch ist die Personalausstattung der Psychiatrien bzw. die Erfüllungsquote der Psych-PV in Niedersachsen/im Bund durchschnittlich?
- Wie sah die Personalausstattung der Psychiatrie Wunstorf vor dem Kauf durch die KRH GmbH aus?
- Welche Personalentwicklung ist seitdem eingetreten (differenziert nach Berufsgruppen)?
- Wie hat sich das Verhältnis von Beschäftigten zu Patienten und Betreuungsaufwand seit dem Kauf des Unternehmens entwickelt?
- Wurde die Erfüllungsquote von 90 % Psych-PV, wie in den Sitzungen des AR im Jahr 2012 mehrfach gefordert, eingehalten?
- Hat es in der Vergangenheit Besuche der Kommission gegeben? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
- Wie sind die Beobachtungen der Besuchskommission aus fachlicher Sicht zu bewerten?
- Hatte das Direktorium der KRH Psychiatrie Wunstorf bzw. die Geschäftsführung der KRH Kenntnis von den Beobachtungen der Besuchskommission. Wenn ja, seit wann? (Ggf.) Wie hat das Direktorium der KRH Psychiatrie Wunstorf bzw. die Geschäftsführung der KRH auf die Darstellung der Besuchskommission reagiert?
- Welche Maßnahmen wurden ergriffen, damit sich Derartiges nicht wiederholt?
- Wurde vom Direktorium der KRH Psychiatrie Wunstorf GmbH in der Vergangenheit gegenüber der Geschäftsführung der KRH auf Pflegeprobleme hingewiesen? Wenn ja, wann, in welcher Form und wie wurde seitens der Geschäftsführung mit diesen Hinweisen umgegangen?
- Wie wird die Einhaltung der ordnungsgemäßen Betreuung der Patientinnen und Patienten durch das Direktorium der KRH Psychiatrie Wunstorf bzw. die Geschäftsführung der KRH überprüft.
- Sind mit Blick auf die Wirtschaftsplanung 2013 Anpassungen der Personalausstattung der Psychiatrie Wunstorf geplant? Wenn ja, welche?