Natalia Tulasiewicz war Absolventin der Universität Posen und unterrichtete dort. Im Krieg arbeitete sie im Auftrag der Untergrundbewegung nach einer entsprechenden Schulung für die polnische Exilregierung. So kam sie im August 1943 als Zwangsarbeiterin nach Hannover zur Fabrik Günther Wagner Verpackungs-Werke, die zum Pelikan-Konzern gehörten, um den Zwangsarbeiterinnen vor Ort zu helfen.
Das Grauen des Krieges, die Trennung von den Angehörigen, die Hoffnungslosigkeit, die ständigen Bombenalarme, der Hunger, die Krankheiten - das alles war der harte Kriegsalltag für die Zwangsarbeiterinnen in Hannover. In dieser Zeit kümmerte sich Natalia Tulasiewicz um die Frauen des Lagers, um etwas Menschlichkeit und Wärme zu vermitteln. Von ihren Leidensgenossinnen wurde sie deshalb "kleiner Apostel" oder "kleiner Priester" genannt. Nur ihrer Anwesenheit wurde zugeschrieben, dass die Lagerbaracken während einer schrecklichen Bombardierung Hannovers unbeschädigt blieben und den Frauen nichts geschah.
Natalia Tulasiewicz wurde am 29. April 1944 von der hannoverschen Gestapo verhaftet und später nach Köln gebracht. Zum Tode verurteilt, wurde sie anschließend zum Sterben in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie am Karfreitag 1945 kurz vor der Befreiung des Lagers hingerichtet wurde.