Ihr Aufstieg aus einer sozialen Randposition gelang den Juden mit der Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Der moderne Antisemitismus selbst ist eine Reaktion auf den damit verbundenen gesellschaftlichen Fortschritt und Aufstieg der Juden. Mit ihnen wollte Hitler die angeblichen Profiteure der Moderne treffen und mobilisierte dafür die Fortschrittsverlierer. Den "Antisemitismus des Gefühls" versuchte er in einen "Antisemitismus der Vernunft" zu verwandeln. In der Weimarer Republik wurden die Juden dann zu designierten Opfern der antidemokratischen Kräfte, im Nationalsozialismus zum Objekt der Vernichtung. Welches Kapitel der moderne Antisemitismus in der Geschichte der Juden bildet, darauf geht Prof. Dr. Detlev Claussen in seinem Vortrag ein, welche Formen der Antisemitismus in Hannover annahm, darüber spricht Dr. Peter Schulze.
Der Publizist Prof. Dr. Detlev Claussen war bis 2011 Professor für Gesellschaftstheorie, Kultur- und Wissenschaftstheorie an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Antisemitismus, Xenophobie, Nationalismus, Transformationsgesellschaften und Migrationsbewegungen.
Dr. Peter Schulze ist Historiker und Autor. Er widmet sich in seiner Arbeit vor allem der Geschichte der Juden und der Stadtgeschichte Hannovers und gilt als "Kenner der Geschichte der jüdischen Einwohner und der jüdischen Gemeinden in Hannover".