Los geht's in Bennigsen: Mit Classica Cubana kommt am Sonntag, 4. Juli, eine Gruppe in die St. Martinskirche, die das Terrain zwischen Folklore, Latin und Jazz mit den Mitteln und den Instrumenten der kubanischen Volksmusik erkundet. Eine Liebeserklärung an die Karibikinsel und eine Hommage an die Trés, das Nationalinstrument. "Charmant wie ein lauschiges Kammerkonzert" sei ein Konzert des Quintetts, schwärmt die Kritik. Der lässige Cubana-Groove wurde im letzten Jahr mit dem "Echo-Preis" in der Kategorie "Klassik ohne Grenzen" ausgezeichnet. Das Konzert beginnt um 17 Uhr.
Classica Cubana - das sind zunächst einmal Pancho Amat und Joaquín Clerch. Pancho Amat wurde 1950 in der Provinz Havanna geboren. Als Kind bekam er eines Tages von seinem Vater eine Tres geschenkt, eine Art kleine Gitarre, die mit drei Saiten bespannt ist und als das kubanische Nationalinstrument schlechthin gilt. Dieser Tag sollte sich als sehr folgenreich erweisen. Zwar promovierte Pancho Amat 1971 erst einmal in Pädagogik, doch noch im selben Jahr gründete er die Band Manguarè, studierte nebenbei klassische Gitarre, absolvierte weiterführende Kurse in Harmonielehre und Orchestrierung und tourte mit seiner Gruppe in mehr als 30 Ländern aller Kontinente. Längst ist er der weltweit führende Tres-Spieler - ein begnadeter Saitenvirtuose, der für seine Kompositionen, Orchestrierungen und Platten vielfach ausgezeichnet wurde und mit allen bedeutenden Musikern Kubas zusammengearbeitet hat.
Sein Partner bei Classica Cubana, der Gitarrist Joaquín Clerch, wurde 1965 in Havanna geboren. In seinem Heimatland studierte er Gitarre, Musik und Komposition. Nach Abschluss seiner Studien an der Hochschule der Künste setzt er seine Ausbildung 1990 an der Universität Mozarteum in Salzburg fort. Sein Lehrer Eliot Fisk urteilte, dass "Joaquín Clerch sicher einer der führenden Gitarristen, wenn nicht sogar der führende Gitarrist seiner Generation weltweit ist". Die Tatsache, dass er inzwischen alle wichtigen Gitarrenwettbewerbe gewonnen und mit vielen bedeutenden Orchestern zusammengearbeitet hat, legt nahe, dass Fisk mit dieser Einschätzung Recht hatte. Seit 1999 ist Joaquín Clerch Professor für Gitarre an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf und darüber hinaus als Solist und Komponist tätig.
Bei einigen Stücken wird die Besetzung von Classica Cubana erweitert, dann ist auch Anette Maiburg mit an Bord. Die Flötistin begann ihre Karriere beim Philharmonischen Orchester Hagen. Nach Tourneen und Einspielungen unter anderem mit dem Rundfunkorchester des WDR begegnete sie den Musikern des Trio Voyage, deren musikalische Bandbreite - von Barock bis Jazz - sie dazu inspirierte, sich auch mit Improvisation und neuen Klangmöglichkeiten auf ihrem Instrument zu beschäftigen. Ob sie nun als Mitglied des Trio con flauto europäische Klassik spielt oder mit Joaquín Clerch im Duo Klassisches mit Kubanischem verbindet: Mit ihren unterschiedlichen Ensembles war sie schon bei zahlreichen wichtigen Festivals zu Gast.
Bei Classica Cubana setzt Anette Maiburg mit ihrem weichen und einfühlsamen Spiel den europäischen Gegenpol zur kubanischen Rhythmussektion mit dem Kontrabassisten Omar Rodriguez Calvo und dem Perkussionisten Alexander Raymat. Musik ohne Grenzen - ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik 2009.
Das Konzert im Rahmen des "Kultursommers 2010" der Region Hannover, gefördert von der Stiftung Kulturregion Hannover, findet statt am Sonntag, 4. Juli, in der St. Martinskirche Bennigsen, Am Gut 11, Springe/OT Bennigsen, Beginn: 17 Uhr. Veranstalter ist die Ev.-luth. Kirchengemeinde Bennigsen-Lüdersen, Eintritt: 20 Euro/erm. 14 Euro, Tickethotline: 01 78-3 52 18 62.
Volles Programm: der Kultursommer 2010
Von kleinen, intimen Konzerten bis zu Auftritten internationaler Größen reicht die Bandbreite des sommerlichen Musikfestivals. Niedernstöcken im Norden der Region wird dabei ebenso zu einem Veranstaltungsort wie Devese, Eldagsen oder Wilkenburg. 29 lokale Kulturinitiativen und -vereine - gefördert von der Stiftung Kulturregion Hannover - engagieren sich für den "Kultursommer". In Kirchen, Kulturscheunen, Kornbrennereien, Gärten, Parks und Schlössern wird Musik gespielt, die keine Rücksicht auf Genre-Grenzen nimmt.
Julia Hülsmann hat Gesangstars wie Roger Cicero und Rebekka Bakken am Piano begleitet und inspiriert. Auch ohne prominente Vorsänger hat sie Sitz und Stimme in der deutschen Jazz-Szene. Am Instrument und als Komponistin ist sie eine Lyrikerin: Sie sucht die knappe Form mit langem Nachhall. Auch vor Popsongs schreckt sie nicht zurück. Seals "Kiss From A Rose" erblüht in der Julia-Hülsmann-Trio-Jazz-Version besonders apart (am 8. Juli im Schloss Landestrost, Neustadt).
"Ein Geburtstagsständchen für 'Klassik in der Altstadt'" stimmt am 9. Juli in der hannoverschen Marktkirche Helen Donath an. Die bekannte Kammersängerin eröffnet mit ihrem Auftritt den zehnten Durchgang der gediegenen Veranstaltungsreihe. An den Samstagnachmittagen 10., 17. und 24. Juli geht es zwischen Markt, Museum und Kreuzkirche weiter.
Doldinger, Dauner, Schoof - drei German Jazz Masters vereint auf einer Bühne in der Konzertkirche St. Martini in Brelingen (am 31. Juli). Nur alle Jubeljahre trommelt Klaus Doldinger seine "Old Friends" für eine Konzerttour zusammen. Jedes Bandmitglied ist ein Star: Manfred Schoof gilt als der große Romantiker unter den deutschen Jazztrompetern, er war maßgeblich an der Entwicklung des Free-Jazz in Europa beteiligt; der Pianist Wolfgang Dauner gehört zu den Pionieren des elektronischen Avantgarde-Jazz und gründete das United Jazz & Rock Ensemble mit. Bandboss Doldinger schließlich ist nicht zuletzt wegen zahlreicher Filmmusiken (Das Boot, Tatort) der wohl bekannteste und erfolgreichste deutsche Jazzmusiker.
Hübscher Name für eine Band: Langfristige Entwicklung des Universums. Das Trio um den Tuba-Neutöner Carl Ludwig Hübsch hat sich auf Biegen und Brechen der Blasmusik verschrieben. Sinnvoll-sinnlich wird Neue Musik, Improvisationen, Jazz und Weltmusik zusammengepuzzelt. Auf vermittelnde Erklärungen wird verzichtet, nicht aber auf das Vergnügen, dem Original Egerländer Musikanten Ernst Mosch neues Leben einzuhauchen. So skurril wie das Programm ist auch der Auftrittsort am 1. August: ein Steinbruch im Park des Hermannshofs in Völksen.
In ihrer Heimat Portugal füllen sie Konzertsäle, in der Region Hannover werden sie den Hof der Kronbrennerei Warnecke in Wennigsen am 7. August zu ihrer Bühne machen. Live sind die Musiker von Oquestrada überall ein Erlebnis. Mit schier grenzenloser Energie spielen sie einen rauen, tanzbaren Mix aus afrikanischen Rhythmen, portugiesischem Fado, Ska, Flamenco und Hip-Hop.
Wen der Ire einen Stümper schimpft, der wird umgangssprachlich zum "Cobblestone". Die vier Musiker aus Berlin, die sich mit einem Augenzwinkern The Cobblestones nennen, waren auch bei der Bandgründung vor gut vier Jahren keine Dilettanten, sondern im Gegenteil schon überaus firm auf dem typischen Instrumentarium des Irish Folk. Aufgebrochen, die angestaubte Szene aufzumischen, sind die flotten Mittdreißiger ein gutes Stück vorangekommen. Ob zotiges Sauflied oder tränentreibende Ballade: Beim Freiluftkonzert am 7. August unter dem Laubdach des Pfarrgartens der St. Martins Kirche in Seelze wird es jedenfalls nicht allzu gottesfürchtig zugehen. Slainte'!
Wer die Bigband-Version des Wir sind Helden-Schlagers "Aurelie (Die Deutschen Swingen Sehr Subtil)" kennt, wird die Qualitäten des Arrangeurs und Musikers Christoph Van Hal auch in ureigener Sache, der Double High C Bigband, zu schätzen wissen. Seit 2004 ist der Wahlhannoveraner Van Hal der scattende, steppende und singende Frontmann der 13-köpfigen Swing-Formation. Eine echte Rampensau, die übrigens neben Jobs für Victor Lazlo, Emmy Lanford und Marquess auch noch Zeit als Sänger und Trompeter für die gefeierten "Tanner" ("Am Arsch vorbei") hat. Bei Double High aber swingt es. Satt im Sound und hoch professionell. Von Van Hal arrangierte Klassiker wie Chet Bakers "Time after time", der Dschungelbuch-Kracher "Mit Ruhe und Gemütlichkeit" oder das ewig frische "Sunny" wechseln mit eigenen Kompositionen. "SummerSwing" am 11. August, Amtshof in Großburgwedel.
Ob nun Kitty Hoff tatsächlich eine "Annett Lousian für Erwachsene" ist, mögen die Kritiker unter sich abmachen. Tatsächlich ist sie aber die erste deutsche Künstlerin, die bei dem legendären Jazz-Plattenlabel Blue Note unter Vertrag steht. Ihre Minutendramen setzt sie ausdrucksstark in Szene. "Zuhause" heißt das neue Album der Berliner Chansonette, auf dem sie zusammen mit ihrer Band Foret-Noire wieder ihr Bestes gibt: Ob orchestraler Glitzerpop, rumpeliger Kirmes-Blues, lyrische Walzerballade oder sommerlicher Off-Beat - alles ist möglich am 12. August im Bürgerhaus Bissendorf.
Die Berliner Band Rotfront bläst mit ihrem "Emigrantski Raggamuffin" den Monokulturen den Marsch. Russendisko Miterfinder Yuriy Gurzhy und seine Crew sorgen für den Soundtrack zur Globalisierungsparty. Rap, Rock, Balkanpop ertönt, dazu galoppieren Punk und Polka, erklingen Klezmerklänge und Reggae-Rhythmen. Rotfront werden auch bei ihrem Auftritt im Isernhagenhof am 20. August schnell die Barriere zwischen Bühne und Tanzfläche überwinden.
Alle Informationen über die insgesamt 33 Veranstaltungen im Kultursommer 2010 der Region Hannover fasst das 64-seitige Programmheft zusammen. Die Broschüre liegt in den Städten und Gemeinden der Region Hannover sowie bei den Mitveranstaltern aus.
Der Kartenvorverkauf findet in den üblichen Vorverkaufsstellen der jeweiligen Veranstaltungsorte statt. Die Adressen sind mit Telefon- und Telefaxnummer bzw. E-Mail im Programmheft unter der Veranstaltung genannt.
Weitere Informationen zum Kultursommer gibt das Team Kultur der Region Hannover unter Telefon 0511/616-22073, E-Mail: kultur@region-hannover.de. Das Kultursommerprogramm steht auch unter www.hannover.de zum Download bereit.