"Mit unseren Gesundheitsberichten wollen wir den Menschen in der Region Hannover eine umfassende, anschauliche und verständliche Information zu einem medizinischen Thema an die Hand geben und damit die Kompetenz in Gesundheitsfragen stärken", sagte Regionsdezernentin Andrea Fischer bei der Vorstellung des Berichts am Freitag (06.03.). "Wer mehr über das Norovirus weiß, kann sich auch besser schützen und damit das Risiko verringern, sich mit dem Erreger zu infizieren."
"Erkrankungen, die von Noroviren verursacht werden, verlaufen trotz eines ausgeprägten Krankheitsgefühls in der Regel glimpflich, die Symptome sind nach kurzer Zeit wieder abgeklungen", sagte Dr. Mustafa Yilmaz, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover. "Dennoch können Durchfall und Erbrechen vor allem für Kinder und ältere Menschen zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust führen. Deshalb ist es umso wichtiger ist, dass Gemeinschaftseinrichtungen Hygienevorgaben beachten, um Ausbrüche zu vermeiden."
Nach dem grippalen Infekt liegt die Erkrankung an Noroviren auf Platz zwei der Liste viraler Erkrankungen. Sie ist die häufigste an das Robert-Koch-Institut übermittelte meldepflichtige Krankheit. Geschätzt 300 Millionen Erkrankungen gibt es weltweit pro Jahr. 366 Fälle von Norovirus-Erkrankungen hat der Fachbereich Gesundheit der Region Hannover bereits in diesem Jahr an das Landesgesundheitsamt gemeldet. Im vergangenen Jahr waren es 929 Fälle.
Um sich mit dem Norovirus anzustecken, reicht schon eine geringe Anzahl an Viruspartikeln, nur 10 bis 100 Viren. Allein die Virenmenge, die auf einen Stecknadelkopf passt, reicht aus, um mehr als 1.000 Menschen zu infizieren. Übertragen wird das Virus hauptsächlich über die sogenannte Schmierinfektion, zum Beispiel über Handkontakt, durch Berührung von Flächen und Gegenständen, auf denen sich Noroviren befinden.
Auch Lebensmittel können Überträger sein: So waren im Jahr 2012 Noroviren auf gefrorenen Erdbeeren verantwortlich für den bislang größten lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch in Deutschland. Rund 11.000 Menschen konnten diesem Ausbruch zugeordnet werden, die Zahl der Erkrankten in diesem Zusammenhang lag aber vermutlich noch höher.
Noroviren wurden erstmals 1968 in Folge eines großen Ausbruches in einem Hotel in Norwalk in Ohio (USA) entdeckt. Beschrieben wurde die symptomatische Erkrankung aber bereits 1929 als "winter vomiting disease" in einer medizinischen Fachzeitschrift für Kinderkrankheiten. Damals war jedoch noch nicht bekannt, dass ein Virus Verursacher der Erkrankung ist. Der Nachweis gelang dann 1972 durch die Untersuchung der Stuhlproben der Hotelgäste in Norwalk mit dem Elektronenmikroskop. Die Erreger wurden zunächst als "Norwalk-like Viren" benannt und erhielten 2002 ihren heutigen Namen Norovirus.
Im Gegensatz zu Salmonellen-Erkrankungen, die den Menschen besonders in den Sommermonaten zu schaffen machen, werden Norovirus-Erkrankungen vor allem in den Wintermonaten beobachtet. Hauptsaison ist jeweils das erste Quartal des Jahres. Noroviren sind sowohl gegenüber Frost als auch Hitze extrem widerstandsfähig und bleiben - einmal ausgeschieden - über viele Tage in der Außenwelt ansteckend.
Die Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen und sogar alkoholischen Desinfektionsmitteln macht die Prävention besonders schwierig. Sorgfältige und regelmäßige Reinigung der Hände mit klarem Wasser und Seife bieten nach bisherigen Erkenntnissen den besten Schutz vor einer Infektion. Vor allem nach dem Toilettengang ist Händewaschen Pflicht: Der Stuhl eines infizierten Menschen enthält bereits vor den ersten Krankheitssymptomen Noroviren. Und auch nach dem Abklingen der Erkrankung bleiben die Ausscheidungen noch über Tage infektiös.
"Norovirus kompakt" lautet der Titel des 32-seitigen Gesundheitsberichts, der auf www.hannover.de zum Download zur Verfügung steht. Autorin ist Silke Gerdes, Epidemiologin im Fachbereich Gesundheit. Interessierte können auch unter E-Mail: silke.gerdes@region-hannover.de ein gedrucktes Exemplar anfordern. Weitere Informationen rund um den Gesundheitsbericht auch unter Telefon: (0511) 616-22841.
Drei Gesundheitsberichte hat der Fachbereichs Gesundheit zuvor herausgegeben: "Perspektiven der ambulanten medizinischen Versorgung in den Kommunen der Region Hannover (2011), Perspektiven der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung" (2013) und "Tuberkulose in der Region Hannover" (2014).