Etwa 800 Kilometer umfasst inzwischen das „Vorrangnetz für den Alltagsverkehr“ in der Region Hannover. Es ist für Radfahrende gedacht, die direkte und sichere Verbindungen zwischen Wohnort und Arbeitsstätte schätzen. Insgesamt sind für den Ausbau rund 90 Millionen erforderlich – 30 Millionen davon entfallen auf die Kreisstraßen, für die die Region verantwortlich ist. Auch Radschnellwege – mit höherem Ausbaustandard – sind weiter in Planung, etwa zwischen Hannover und Lehrte oder Hannover und dem Uni-Campus Garbsen. „Mit dem Konzept liegen für die Region Hannover nunmehr konkrete Entwicklungsleitlinien für die Radverkehrsförderung der nächsten zehn Jahre vor“, sagt Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz. „Wir haben dafür das Motto ‚umsteigen: aufsteigen‘ gewählt. Unser Ziel ist die Steigerung des Radverkehrsanteils in der gesamten Region Hannover bei gleichzeitiger Erhöhung der Verkehrssicherheit. Damit steigt die Bedeutung des Radverkehrs im Gesamtverkehrssystem, ein hoher Radverkehrsanteil wird wesentlich zur Reduzierung verkehrsbedingter CO2-Emissionen beitragen.“ Das Handlungskonzept der Region ergänzt dabei das „Leitbild Radverkehr“ der Landeshauptstadt Hannover, das die Zielmarke bei 25 Prozent bis zum Jahr 2025 setzt. In den 20 anderen Regionskommunen sind im Schnitt gegenwärtig erst zwölf Prozent der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit dem Rad unterwegs, in zehn Jahren sollen es 18 Prozent sein.
Schnell und sicher unterwegs: für eine bessere Vernetzung
Eine bessere Vernetzung der regionalen Radwege ermöglicht es Radfahrenden, zukünftig schneller ans Ziel zu kommen. Vorrangig sollen deshalb vielfach genutzte Wege ausgebaut und modernisiert werden. Breitere Fahrbahnen und eine bessere Qualität des Fahrbahnbelags sorgen dafür, dass die Wege auch bei schlechtem Wetter gut befahrbar sind und auch bei hoher Beanspruchung über Jahre Bestand haben. Die Instandhaltungskosten bleiben damit auf Dauer niedrig.
Die Verkehrssicherheit verbessert sich zudem durch Umbaumaßnahmen in den Ortsdurchfahrten sowie an schwer einsehbaren Kreuzungen. Insgesamt sind zwölf Sofortmaßnahmen vorgesehen. Bei den Baumaßnahmen an Kreisstraßen hat der Radverkehr daher eine Priorität. Insgesamt werden dafür in diesem Jahr 1,56 Millionen Euro eingesetzt. Neben dem Neubau von Radwegen werden an verschiedenen Ortsdurchfahrten die bestehenden Radwege durch neue Fahrbahndecken und durch eine Markierung von Schutzstreifen optimiert. An der K 117 Ramlingen bis Ehlershausen wird der bestehende Radweg auf komfortable 2,50 Meter verbreitert.
Abstellanlagen
Mehr Fahrradabstellplätze sowie die Modernisierung bestehender Abstellanlagen steigern die Attraktivität des Radfahrens in den Städten und Kommunen. Die Region Hannover unterstützt dies ab diesem Jahr durch das sogenannte Bügelprogramm: Sie bestellt und finanziert pro Jahr rund 1.000 Fahrradbügel, die die Städte und Gemeinden in eigener Verantwortung an Orten ihrer Wahl platzieren. Zwölf der insgesamt 21 Kommunen beteiligten sich im ersten Jahr des Programms – und durch einen günstigen Einkaufspreis aufgrund der Bestellmenge konnten im ersten Jahr sogar insgesamt 1.500 Bügel in den Städten und Kommunen verteilt werden. „Eine echte Erfolgsgeschichte“, so Ulf-Birger Franz. „Durch das Programm kann die Region gemeinsam mit den Städten und Gemeinden die Abstellsituation für Radler spürbar verbessern.“ In den nächsten Jahren sollen neben den Standardbügeln auch Modelle für Kinder- und Lastenräder angeboten werden. Franz: „Wir sind offen für die Wünsche der Kommunen.“
Mit dem Rad in Bus und Bahn
Radverkehr und ÖPNV sind in der Region Hannover keine Konkurrenten, sondern ergänzen sich in der intermodalen Wegekette. Konkret wird das bei den Angeboten zum Abstellen der Räder an Stationen und Haltestellen des ÖPNV (Bike&Ride) sowie bei den Möglichkeiten zur Mitnahme von Rädern in Bussen und Bahnen deutlich. Die Region will beide Angebote zukünftig noch attraktiver gestalten: Ein Förderbescheid des Bundesverkehrsministeriums liegt für beide Projekte bereits vor. „Wir stehen damit in Deutschland an der Spitze der Entwicklung und werden bezüglich der Mitnahme und dem Abstellen von Rädern in Kürze neue Maßnahmen präsentieren“, verrät Franz.
Kampagnen und Aktionen
Neben der Förderung von Infrastruktur ist es wichtig, die Wahrnehmung des Radverkehrs in der Öffentlichkeit zu verbessern. Am Sonntag, 29. Mai 2016, heißt es daher mittlerweile zum vierten Mal: „Stadtradeln – Wer radelt die meisten Kilometer in der Region Hannover?“. Die drei Aktionswochen, die im Rahmen des gleichnamigen bundesweiten Wettbewerbs des Klima-Bündnisses laufen, haben sich in den zurückliegenden Jahren zum Höhepunkt der alljährlichen Fahrradsaison entwickelt. Erstmals beteiligen sich alle 21 Kommunen in der Region an der Aktion für mehr umweltfreundliche Mobilität. Los geht es am letzten Mai-Sonntag (29.05.) mit einer großen Fahrradsternfahrt über die Schnellwege Hannovers zum Aktionstag „Autofreier Sonntag“. Als weiterer Höhepunkt geht es am Sonntag, 5. Juni 2016, gemeinsam von Hannover raus aufs Land zu einer „Stadtradeln-Landerleben-Tour“. Auf einem Bio-Bauernhof in die Wedemark warten vielfältige Angebote und kulinarische Genüsse. Am darauf folgenden Wochenende, 12. Juni 2016, unterstützt die Region den ADFC beim Familienradwandertag mit einer eigenen Station. Den Abschluss der Aktivitäten im Aktionszeitraum bildet am Freitag, 17. Juni 2016, eine erstmals im Umland veranstaltete Velo-City-Night mit Start und Ziel in Langenhagen.
Ziel: Mehr Radfahrende, weniger CO2
Das Handlungskonzept ist Teil des Verkehrsentwicklungsplans pro Klima. Dieser sieht vor, dass sich durch die Ausweitung des Radverkehrs rund ein Viertel der CO2-Emissionen im Personenverkehr vermeiden lassen. Steigerungen bei der Zahl der Radfahrer gab es in den vergangenen Jahren vor allem im Gebiet der Landeshauptstadt. Im Umland liegt das Rad als Verkehrsmittel weniger im Trend – bisher. „Wir erwarten gerade auf diesem Gebiet durch unsere Maßnahmen neuen Schwung für den Radverkehr“, so Franz.