"Das 'Sehpferdchen' macht Lust auf Kino und fördert gleichzeitig einen kritischen Umgang mit dem Medium und der Sprache der Bilder", sagt Andreas Holte, Leiter des Medienzentrums der Region Hannover und des Medienpädagogischen Zentrums. "In der Auswahl haben wir besonders solche Filme berücksichtigt, die in Deutschland noch keinen Verleih haben und daher nur geringe Chancen haben, in viele Kinos zu kommen. Daher bietet das 'Sehpferdchen' viele einmalige Gelegenheiten, einen besonderen Film zu sehen", so der Organisator des Festivals.
Erneut im Programm: eine Reihe speziell für Jugendliche ab 14 Jahren. "Die in der vergangenen Ausgabe erstmals eingeführte Programmschiene hat sich bewährt, weil die Altersgruppe normalerweise zwischen die Raster des üblichen Kinderfilms und den Filmen für Erwachsene fällt", sagt Andreas Holte. "Das 'Sehpferdchen' entwickelt sich damit auch aus einem klassischen Festival für Kinder heraus und ist im besten Sinne ein Angebot für mehrere Generationen: für Eltern, Kinder und Jugendliche." Auch der abendliche Programmbereich 'Generationenkino' trägt dem Rechnung.
Alle Vorstellungen werden moderiert und durch Filmgespräche im Kino vor- und nachbereitet. Zu zahlreichen Aufführungen werden Gäste erwartet - Regisseure, Schauspieler und Experten stehen dem Publikum Rede und Antwort. Die Auswahl der Filme spricht sowohl Schulklassen als auch Familien an, die thematische Bandbreite reicht vom Animationsfilm und Komödie über sozial-realistische Dramen bis hin zu einer Collage aus heimlich mit dem Handy gefilmten Szenen über die so genannte Grüne Revolution in Iran im Jahr 2009. Die Produktionen stammen aus Europa, Asien und Nordamerika.
Ausgewählte Kinderfilme des "Sehpferdchens" sind außerdem in Braunschweig zu sehen. Das Programm mit allen Informationen über die Filme sowie mit allen Terminen der Aufführungen, Publikumsgespräche und des Rahmenprogramms steht im Internet unter www.filmfest-sehpferdchen.de. Reservierungen für alle Veranstaltungen im Internet oder unter Telefon 0511 / 66 13 93.
Der Eintritt beträgt pro Veranstaltung drei Euro, die Vorstellungen um 20.15 Uhr kosten sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Inhaberinnen und Inhaber des HannoverAktivPasses haben freien Eintritt. Die Teilnahmegebühr für die FilmSchule beträgt drei Euro.
Seit 1998 steht das "Sehpferdchen" für die intensive Verbindung von Filmkultur und Medienpädagogik. Veranstalter sind das Medienpädagogische Zentrum/Landesfilmdienst Niedersachsen e.V., das Medienzentrum der Region Hannover, das Kino im Künstlerhaus Hannover, die Landeshauptstadt Hannover und die LAG Jugend & Film Niedersachsen e.V.. Gefördert wird das Festival von der nordmedia Fonds GmbH, dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), der VR-Stiftung, der Stiftung Kulturregion Hannover, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Landeshauptstadt Hannover und der Region Hannover.
Das Programm im Einzelnen:
"Zwischen Schnuller und Popcorn - Ein Programm für die Jüngsten" aus KiTas und den ersten Klassen der Grundschulen. Programmgestaltung und zu Gast: Das "Spatzenkino" aus Berlin. Das "Sehpferdchen 2012" erhält erneut eine Erweiterung, nämlich für Kinder ab vier Jahren ein Kurzfilmprogramm mit besonderen Angeboten zur Vor- und Nachbereitung.
Sehpferdchen-Filme 6 bis 12 Jahre
Insgesamt sind 15 Titel im Programm. Darunter:
"Auf leisen Pfoten" (Belgien/Frankreich 2011, ab 7): Ein sechsjähriges Mädchen verbringt eine Woche allein im Wald, mutig, erfindungsreich und aus Trotz gegen ihre Eltern.
"Stanleys Lunchbox" (Indien 2011, ab 7): Eigentlich hat Stanley in seiner Schule keine Probleme. Doch warum hat er nicht wie alle anderen Kinder eine Lunchbox dabei? Ein fesselnder Blick in den Alltag einer indischen Schule - mit einigen Bollywood-Elementen.
"Kukys Rückkehr" (Tschechien 2010, ab 8): Das ebenso anrührende wie turbulente Trickfilm-Abenteuer eines Teddys im realen tschechischen Wald - und es klingen Fragen an vom Werden und Vergehen des Lebens und in der Natur.
"Mit erhobenen Händen" (Frankreich 2010, ab 10): Wie sich Kinder der brutalen Abschiebung von Migranten widersetzen: mutig, einfühlsam und doch auch mit der Härte der Realität.
"Skellig" (Großbritannien 2009, ab 11): Ein mystischer, mit großen Bildern und Gefühlen beeindruckender Film über einen sonderbaren Mann im Gartenschuppen. Skellig wird von Michael entdeckt und zusammen mit seiner Freundin motiviert, das Leben der schwerkranken, neugeborenen Schwester Michaels zu retten. Wird es ihm gelingen?
"Monsieur Lazhar" (Kanada 2011, ab 12): Kann ein "falscher" Lehrer, der auch noch aus Algerien emigriert ist, ein "richtiger" Lehrer sein für Kinder, die ihre Lieblingslehrerin durch einen Selbstmord verloren haben? Ein provokativer und feinfühliger Film von Philippe Falardeau, der schon mit seinem Film "Ich schwör's, ich war's nicht" beim Sehpferdchen 2010 einen Höhepunkt setze.
Sonderprogramm "Kinderfilmland Niederlande": Eine Nachmittagsreihe mit Kinderfilmen aus den Niederlanden, die sich mit leichter Hand, oft auch sehr humorvoll und in vielen Facetten dem Alltag von Kindern und Erwachsenen widmen.
Filme 14plus
Zum zweiten Mal präsentiert dieses Programm Filme, die inhaltlich und ästhetisch mit ihren Erzählungen und Bildern gezielt ein junges Publikum ansprechen. "14plus" macht das Kino zu einem Forum, sucht das Gespräch mit jugendlichen Kinogängern über ihre - und damit unser aller - Welt und wie sie auf der Kinoleinwand Gestalt annimmt. "14plus" reflektiert über einen Alltag am Übergang von Jugend und Erwachsensein und richtet den kritischen Blick auf unsere globalisierte Gesellschaft. Darunter:
"Tausendmal stärker" (Schweden 2010, ab 14): Die Jungs sind cool und dominieren das Geschehen. Die Mädchen müssen sexy sein oder werden nicht beachtet. So ist das - bis eines Tages die neue Mitschülerin Saga an die Schule kommt und zum Machtkampf der Geschlechter aufruft.
"Du fehlst mir, du fehlst mir!" (Schweden/Finnland 2011, ab 14): Tina und Cilla sind Zwillingsschwestern, äußerlich gleich, aber zwei ganz verschiedene Persönlichkeiten. Als Cilla bei einem Autounfall ums Leben kommt, beginnt für Tina eine schwierige Zeit der Trauer und der Bewältigung.
"Und dann der Regen" (Spanien/Frankreich/Mexiko 2010, ab 15): Ein Filmteam will in Cochabamba/Bolivien einen Spielfilm über Kolumbus drehen. Dabei gerät der Kolonialismus-kritische Regisseur und sein Stab mitten hinein in einen neokolonialen Konflikt um die Privatisierung der Wasserversorgung, in dem sich die indianische Bevölkerung und die Staatsmacht gegenüber stehen.
"The Green Wave" (Deutschland 2010, ab 15): Der deutsch-iranische Regisseur Ali Samadi-Ahadi komponiert aus heimlich aufgezeichneten Bildern von Handys und Fotokameras, aus Twitter-Botschaften, Blog-Einträgen und Interviews ein Bild der 'Grünen Revolution' im Iran 2009. Ein Plädoyer für Menschenrechte.
Generationenkino am Abend
Das Programm ab 18 Uhr lädt ein zu einem ganz besonderen "Generationenkino". Zu sehen sind Filme, die Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt haben, doch mit ihren Geschichten Fragen an die älteren Generationen stellen. Fragen u. a. nach der Verantwortung und der Moral der Erwachsenen. Ein äußerst sehenswertes cineastisches Spannungsfeld!
SehpferdchenAktiv
Und natürlich ist das Sehpferdchen wie stets ein Filmfest mit einem außerordentlich umfangreichen, medienpädagogischen Rahmen. Es gibt Film-Patenschaften, das Studio der "Filmschule", Werkstätten, eine Schüler-Redaktion - die Cinekids und seit September 2011 Videoprojekte, die als Vorfilme zur "Weltpremiere" kommen.