"Die seit rund einem Jahr vorliegenden repräsentativen Mietspiegel bieten allen Parteien verlässliche Orientierung", sagte Sozialdezernent Erwin Jordan zum Start der Fortschreibung der Mietspiegel am Mittwoch (4.4.) im Haus der Region. "Für uns als Sozialhilfeträger zeigt sich, dass die von den ersten Mietspiegeln abgeleiteten neuen Mietobergrenzen für Empfängerinnen und Empfänger von Transferleistungen angemessen waren und sich bewährt haben."
"Nach den Erfahrungen des letzten Jahres haben sich die Mietspiegel bewährt, weil sie als Transparentinstrumente viele Streitfälle zwischen Mietern und Vermietern vermeiden konnten", sagte Randolph Fries, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds Hannover. "Deshalb würden wir uns freuen, wenn sich möglichst viele Mieterinnen und Mieter auch an der Fortschreibung beteiligen und die Fragebögen ausfüllen."
Auch Oliver Francke-Weltmann vom Verein Haus & Grundeigentum Hannover begrüßte die Aktualisierung der Mietspiegel. "Grundsätzlich tragen sie dazu bei, Konflikte zwischen Mietern und Vermietern beizulegen. Allerdings sehen wir als private Vermieter kritisch, dass hohe Mieten nicht in den Übersichten abgebildet werden und Vermieter damit zunehmend Schwierigkeiten haben, Mieten zu erhöhen, um nach einer Sanierung ihren Aufwand zu refinanzieren."
Dr. Frank Eretge, Mitglied der Geschäftsführung der Firmengruppe Gundlach und Sprecher der Arbeitsgruppe Wohnungswirtschaft, hob ebenfalls hervor, dass die Mietspiegel für mehr Transparenz auf dem Markt gesorgt haben. Er kündigte an, die Fortschreibung zu unterstützen: "Mit Blick auf die nächsten Mietspiegel gehen wir davon aus, dass sich die baulichen Innovationen und Investitionen der vergangenen Jahren auch in leicht erhöhten Mieten widerspiegeln."
Bis in den Juli hinein werden Haushalte und Vermieter schriftlich, in Hannover auch mündlich unter anderem über die Größe ihrer Wohnung, über das Baujahr, die Höhe der Betriebskosten und der Grundmiete befragt. Dazu gehen die Fragebögen zunächst an die rund 3.000 Mieterinnen und Mieter, die sich bei der ersten Erhebung 2010 bereit erklärt hatten, sich erneut bei der Befragung zu beteiligen. "Aus Erfahrung wissen wir aber, dass trotz früherer Zusage nicht alle wieder mitmachen werden. Deshalb und auch um Zuwächse im Wohnungsbestand durch Neubauten im zweiten Mietspiegel abbilden zu können, haben wir wieder eine relativ große Stichprobe gewählt", sagte Dr. Michael Clar vom Hamburger Institut F+B.
Aus diesem Grund ist auch nicht auszuschließen, dass Haushalte, die 2010 eine Wiederholungsbefragung abgelehnt hatten, nun wieder Post mit dem Fragebogen erhalten. "Da wir aufgrund des Datenschutzes die entsprechenden Adressen nicht speichern dürfen, können wir den Personenkreis nicht herausfiltern", so Dr. Clar. Grundsätzlich werden Befragtenadresse und Erhebungsdaten voneinander getrennt aufbewahrt, so dass keine Rückschlüsse zwischen Angaben und Adressen möglich sind. "Außerdem werden Namen und Anschriften sofort nach Prüfung der Daten auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit vernichtet, da sie ja ab diesem Zeitpunkt nicht mehr für Rückfragen benötigt werden."
Voraussetzung für die Erstellung eines repräsentativen Mietspiegels ist, dass sich möglichst viele Menschen an der Befragung beteiligen - in den 20.000 per Zufall ausgewählten Haushalten in der Landeshauptstadt und den rund 59.000 im Umland Hannovers. Sozialdezernent Erwin Jordan bittet daher diejenigen, die Fragebögen erhalten, sich die Zeit zu nehmen, die Fragen zu beantworten. Die Portokosten für die Rücksendung der Fragebögen werden von der Region Hannover übernommen.
Der Mietspiegel wurde politisch auf den Weg gebracht, um die Kosten für die Unterkunft von Empfängerinnen und Empfängern von Transferleistungen zuverlässig und rechtssicher zu berechnen. Auf Basis der vor einem Jahr vorgelegten Mietspiegel wurden zum 1. Mai 2011 die Mietobergrenzen für die Übernahme der Kosten der Unterkunft angepasst. Auch im Jahr 2011 waren die Kosten der Unterkunft mit rund 276 Millionen Euro der mit Abstand größte Ausgabeposten im Regionshaushalt.
Die Erhebung von 21 Mietspiegeln für eine gesamte Region ist in Deutschland einzigartig. Begleitet wird das Verfahren durch eine Mietspiegelkommission, die sich aus Vertreterinnen und Vertreter der Region Hannover, der regionsangehörigen Städte und Gemeinden, der Mieter- und Vermietervereinigungen sowie einem Richter vom Amtsgericht Hannover zusammensetzt. Es ist vorgesehen, dass alle zwei Jahre die Daten der Mietspiegel aktualisiert werden.