Viele Familien verschwiegen den Verlust ihrer Angehörigen und schämten sich, die Namen der Opfer zu nennen. Nicht wenige von ihnen fühlten sich erleichtert, hatte der Staat sie doch von einer Lebenslast befreit. Erst heute löst sich der Bann. Nach und nach tauchen die Namen jener Vergessenen wieder auf und mit ihnen die Geschichten von Menschen, die sterben mussten, weil sie als verrückt, lästig oder peinlich galten. Weil sie unnormal, chronisch krank, gemeingefährlich, arbeitsunfähig oder pflegebedürftig waren. Weil sie ihre Familie mit dem Makel "erbkrank" belasteten. Im Vortrag von Dr. Götz Aly bekommen sie eine Stimme.
Götz Aly, 1947 in Heidelberg geboren, studierte Politische Wissenschaft und Geschichte. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. Er arbeitete als Journalist für die taz und die Berliner Zeitung sowie als Gastdozent. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis und 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Veröffentlichungen u.a.: "Warum die Juden? Warum die Deutschen? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800 - 1933" (2011) und "Unser Kampf. 1968 - ein irritierter Blick zurück" (2008). Aly gehörte zu den Begründern und Herausgebern der Quellenedition "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 -1945".