Das Wohlstandsgefälle in Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer verstärkten Arbeitsmigration geführt, vor allem in Richtung Westen. Der Krieg in der Ukraine hat diese Bewegung weiter verstärkt, weil die Angst um das Überleben Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainern ins Ausland getrieben hat, wo sie sich ein neues Leben aufbauen müssen. Die aktuelle OWEP-Ausgabe nimmt diese und weitere komplexe Facetten der Arbeitsmigration mit dem Fokus auf Mittel-, Ost- und Südosteuropa in den Blick.
Während der Beitrag von Historiker und Migrationsforscher Jochen Oltmer einen Überblick zur Geschichte osteuropäischer Arbeitsmigranten in Deutschland bietet, widmen sich andere Autorinnen und Autoren den Migrationsbewegungen der Gegenwart: Renata Mieńkowska-Norkiene, Politikwissenschaftlerin aus Polen, schreibt über Ukrainer, die schon lange in Polen arbeiten und nun durch den Krieg Konkurrenz aus dem eigenen Land bekommen. Snježana Gregurović, Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Migration und Ethnische Studien in Zagreb, beschreibt, was es für die Herkunftsländer bedeutet, wenn so viele Menschen weggehen. Auf die Lage von Wanderarbeitern aus Zentralasien in Russland geht in einem Interview die russische Bürgerrechtlerin Swtlana Gannuschkina ein. Andere Beiträge lenken den Blick auf die Situation in Deutschland: Sie widmen sich der Ausbeutung auf Berliner Baustellen oder dem "grauen" Pflegemarkt.
Arbeitsmigration fairer gestalten
Die aktuelle OWEP-Ausgabe begleitet die Pfingstaktion des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, in deren Mittelpunkt unter dem Leitwort "Sie fehlen. Immer. Irgendwo" in diesem Jahr die Arbeitsmigration aus Osteuropa steht. Das Hilfswerk hat mit dem „Münchner Appell“ sieben konkrete Forderungen gestellt und die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Kirche dazu aufgerufen, Arbeitsmigration fairer zu gestalten.