„Trotz der Verfolgung in sowjetischer Zeit und der räumlichen Zerstreuung hat die Kirche überlebt“, beschreibt Schwartz die schweren Bedingungen der kasachischen Ortskirche. „Der unerschütterliche Glaube und die Treue – gerade von so vielen Frauen, Müttern und Großmüttern – während der dunklen Zeit des verordneten sozialistischen Atheismus sind noch heute beeindruckend.“ Es waren oft einfache Menschen, die in schwersten Zeit den Glauben weitergegeben und so erhalten haben. Hierfür stehen beispielshaft die zur Seligsprechung vorgeschlagene und nach Kasachstan verschleppte Russlanddeutsche Gertruda Detzel und der selige Priester Wladyslaw Bukowinski. Professor Schwartz ist sich sicher: „Auf diese Lebens- und Glaubenszeugnisse kann die kasachische Kirche stolz sein und aus ihnen Kraft und Zuversicht schöpfen.“
Zugleich sieht Schwartz die katholische Kirche Kasachstans in einem großen Umbruch. In den letzten Jahrzehnten haben viele Deutsche und Polen, die als europäische Volksgruppen die katholische Kirche wesentlich getragen hatten, das Land Richtung Westen verlassen. Nun befinde sich die katholische Kirche in Kasachstan auf der Suche nach einer neuen Identität. „Der Besuch von Papst Franziskus in Kasachstan kommt genau zur richtigen Zeit“, ist sich Schwartz sicher. „Er stärkt diese kleine Ortskirche und ermutigt Katholikinnen und Katholiken, aus den eigenen Glaubenswurzeln eine tragfähige Zukunftsperspektive mit einem Beitrag in die Gesellschaft hinein zu entwickeln.“ Der erste Besuch eines Papstes in dem zentralasiatischen Land durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 hatte damals im Land sehr positive Reaktionen und neues Interesse an der katholischen Kirche ausgelöst.
In Kasachstan, mit einer Fläche des 7,6-fachen von Deutschland, gehören von den 19 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern heute rund 123.000 Menschen der katholischen Kirche an. Mehrheitsreligion ist der Islam. Der überwiegende Teil der Christen im Land, die ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, ist russisch-orthodox. Die Religionsgemeinschaften leben in Kasachstan in gutem Einvernehmen miteinander. Renovabis hat seit seiner Gründung 1993 in Kasachstan 781 Projekte mit einer Gesamtsumme von rund 18 Millionen Euro gefördert. Diese Projekte kommen – insbesondere wenn sie zu besserer Schul- und Berufsbildung beitragen oder wenn es sich um Sozialprojekte handelt – auch Menschen zugute, die nicht katholisch sind.