- Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) sind der Auffassung, dass die Politiker in der Hauptstadt keinen Bezug zur Wirklichkeit der Bürger im Land haben (USA: 84 Prozent).
- 7 von 10 Befragten (71 Prozent) glauben, dass die führenden Personen im Land sich nicht wirklich um Leute wie sie kümmern (USA: 82 Prozent).
- 7 von 10 Befragten (69 Prozent) haben den Eindruck, dass das, was sie denken und meinen, nicht mehr viel zählt (USA: 68 Prozent).
- Ein Drittel der Befragten fühlt von dem ausgeschlossen, was um sie herum geschieht (USA: 40 Prozent).
- Auch die Sichtweise „Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer“ ist in beiden Ländern praktisch gleichermaßen populär (78 Prozent in Deutschland, 84 Prozent in den USA). Und die Anteile jener, die die Entwicklungen im Lande auf dem richtigen Weg sehen, sind auf niedrigem Niveau nicht wesentlich verschieden (35 Prozent in Deutschland, 27 Prozent in den USA).
Über die zurückliegenden zehn Jahre haben sich insbesondere das Gefühl, die eigenen Ansichten und Meinungen seien unbedeutend, und der Eindruck, die führenden Personen im Land kümmerten sich nicht um den Normalbürger, verstärkt, während der Anteil derer, die die Entwicklungen im Lande auf dem richtigen Weg sehen, deutlich abgenommen hat.
Die Intensität dieser Entfremdung korreliert in hohem Maße mit der Affinität zu politischen Parteien: Unter jenen, die sich den extremen Parteien am nächsten fühlen, ist der Entfremdungsgrad am höchsten. Aber dies ist keineswegs eine exklusive Charakteristik. Die hohe Konzentration des Entfremdungsgrades hier kommt schließlich aus einem großen Reservoir Entfremdeter unter den bisherigen bzw. früheren Anhängern etablierter Parteien und aus der größten Fraktion derer, die sich noch keiner Partei oder keiner Partei mehr nahe fühlen (37 Prozent aller Befragten). Auch die soziodemografischen Trennlinien nach Bildung, Einkommen und sozialer Schicht verlaufen nicht klar und eindeutig: Entfremdung und Partei-Affinitäten ziehen sich durch alle Gruppierungen der Bevölkerung.
So gesehen ist es die vornehmste Aufgabe aller etablierten Parteien, unter ihren bisherigen Anhängern und unter den Partei-Unentschiedenen die Entfremdung zu reduzieren.
Der Auftakt in den „heißen Wahlkamp“ während der vergangenen Tage mit gegenseitiger Gesinnungs- und persönlicher Verhaltenskritik der beiden noch größten Parteien leistet diesem Anliegen einen Bärendienst; es ist nur eine weitere Parallele zum Wahlkampf in den USA, der hierzulande mit „Schlammschlacht statt Visionen“ kommentiert wurde.