Seit 1991 koordiniert die Schweizerische Vogelwarte Sempach im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) die landesweiten Feldhasenzählungen. Die Erhebungen für dieses Frühjahr sind zurzeit in vollem Gange. Bei den nächtlichen Zählungen in über vierzig Gebieten helfen viele Jäger und Naturfreunde tatkräftig mit. Im Schnitt werden bei den Zählungen etwa 3 Feldhasen/km2 ermittelt. Damit verharren die Bestände seit zehn Jahren auf tiefem Niveau. Diese Werte sind im europäischen Vergleich sehr tief.
Höhere Dichten in Ackerbaugebieten
In den Ackerbaugebieten haben die Bestände seit einem Tief Ende der 90er Jahren wieder leicht zugenommen. Die ermittelten Dichten liegen hier mit etwa 4 Hasen/km2 doppelt so hoch wie in den Zählflächen in Grünlandgebieten. Daniela Heynen, Koordinatorin des Projektes an der Schweizerischen Vogelwarte, sagt dazu: "Die Situation ist für den Feldhasen in den Gebieten mit Graswirtschaft extrem schwierig. Die häufigen Schnitte schon sehr zeitig im Jahr machen es für ihn fast unmöglich, hier noch erfolgreich Junge aufzuziehen."
Erfolgreiches Rezept: Ökologische Ausgleichsflächen
Man könnte den Feldhasen und auch viele Vogelarten der Feldflur fördern - wenn man nur wollte. Die Schweizerische Vogelwarte hat den Beweis dazu in Zusammenarbeit mit engagierten Landwirten, regionalen Partnerorganisationen und Behörden erbracht. In den neunziger Jahren hat sie in der Champagne genevoise, im St. Galler Rheintal und im schaffhausischen Klettgau viele ökologische Ausgleichsflächen eingerichtet. Seither haben sich in diesen Kerngebieten die Hasenbestände wesentlich positiver entwickelt als in der Umgebung. So tummelten sich auf den Genfer Flächen letztes Jahr 16 Hasen pro Quadratkilometer - also 5-mal mehr als im Landesdurchschnitt!
Von hochwertigen ökologischen Ausgleichsflächen würden auch viele Vogelarten des Kulturlandes profitieren. Auf der rund 6 Quadratkilometer grossen Versuchsfläche im Kanton Genf gab es letztes Jahr 65 Paare des seltenen Schwarzkehlchens. 1991 waren es erst 11 gewesen. Damit lebt mittlerweile mehr als ein Zehntel des Schweizer Bestands hier, zusammen mit vielen Wachteln, Feldlerchen, Grauammern und weiteren bedrohten Kulturlandbewohnern.