Ziel des Projektes ist es, einen Carbonfaser-Precursor für Hochleistungsanwendungen in der Luft- und Raumfahrt sowie für den Verteidigungssektor zu entwickeln.
Der Precursor ist als polymeres Ausgangsmaterial entscheidend für die Qualität der Carbonfasern und des daraus hergestellten Carbonfaser-Verbundwerkstoffs.
Die SGL Group produziert derzeit als einziger europäischer integrierter Hersteller Carbonfasern für industrielle Anwendungen, insbesondere für die Wind-, Automobil- und Bauindustrie sowie für die Sport- und Freizeitindustrie. Zusammen decken diese Marktsegmente rund 80 % der Nachfrage nach Carbonfasern ab. Auf die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie den Verteidigungsbereich entfallen rund 20 % der weltweiten Nachfrage.
Angesichts steigender Rohstoff- und Energiekosten und der Notwendigkeit zur Emissionsreduzierung werden Carbonfasern aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften wie Leichtigkeit und Materialsteifheit zunehmend als Substitutionsmaterialien traditioneller Werkstoffe nachgefragt. Vor allem die Luft- und Raumfahrt sowie die Verteidigungsindustrie stellen hohe Anforderungen an die Qualität und Verarbeitungsmerkmale der in Strukturbauteilen verwendeten Carbonfasern. Deshalb müssen die einzelnen Produktionsstufen vom Polymer über die Rohmaterialherstellung bis zur Carbonfaserproduktion und den daraus gefertigten Verbundwerkstoffkomponenten aufeinander abgestimmt werden.
Die European Precursor GmbH (EPG) mit Sitz in Kelheim (Donau) wurde Ende 2006 als ein Produktions-Joint Venture zwischen der SGL Group und der Lenzing Gruppe zur Entwicklung und exklusiven Rohstoffversorgung der SGL Group für Carbonfaser- Precursor aus europäischer Produktion gegründet. Beide Partner haben seit Gründung des Joint Ventures zusammen bereits rund 20 Mio. Euro in eine erste Fertigungsanlage für einen Standard-Precursor auf Basis spezieller Polyacrylnitritfasern (PAN) für industrielle Anwendungen - insbesondere in der Windenergie - investiert. Damit hat die SGL Group ihre Rohstoffversorgung zur Herstellung von Carbonfasern für dieses Anwendungsfeld langfristig abgesichert. Mittelfristig sollen bis zu 50 Mio. Euro in Kapazitätserweiterungen investiert werden.
Die SGL Group plant, konzernweit rund 300 Mio. Euro in den Wachstumsmarkt für Carbonfasern zu investieren, um die eigenen Kapazitäten bis 2012 auf bis zu 12.000 Tonnen zu erhöhen, einschließlich eines neuen Produktionsstandortes in Deutschland.
Anfang 2009 wird die SGL Group an ihren Standorten in Evanston (Wyoming/USA) und Inverness (Schottland) bereits über eine Kapazität von ca. 6.000 Tonnen p.a. verfügen.
Darüber hinaus ist es das Ziel, die Wertschöpfungskette über Verbundwerkstoffe weiter auszubauen.
In diesem Zusammenhang ist auch die kürzlich erfolgte Einweihung des neuen Technology & Innovation-Zentrums in Meitingen zu sehen, wo die gesamte weltweite Forschung und Entwicklung der SGL Group gebündelt wurde, mit bis zu 150 Arbeitsplätzen für Wissenschaftler und Techniker.
"Bayern FIT" ist ein Programm zum Ausbau des Forschungs- und Technologiestandorts Bayern mit einem Volumen von insgesamt 1,5 Mrd. Euro, das am 8. Juli 2008 durch die Bayerische Staatsregierung beschlossen wurde. Darin enthalten sind die bislang für den Transrapid vorgesehenen Mittel von 490 Mio. Euro.
Die Unterstützung des Freistaates für die Entwicklung dieser wichtigen Schlüsseltechnologie war ein wichtiger Bestandteil der Entscheidung für Bayern als Hochleistungsstandort.