Die Flutkatastrophe Anfang August hatte die alten Behausungen zerstört, sogar der Lehm wurde fortgespült. "Die Menschen leben auf ihren Grundstücken unter freiem Himmel, haben alte Stoffbahnen als Sichtschutz aufgehängt, um einen letzten Rest von Privatsphäre zu wahren", beschreibt Stolte die Situation in den Dörfern. Die Menschen hätten große Angst vor dem Winter. Im kommenden Jahr könnten sie die Ein-Raum-Gebäude dann erweitern. Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen sollen bereits jetzt mit eingeplant werden. "Jedes Lehmhaus kostet etwa 850 Euro", so der Shelter Now-Direktor. Zusätzlich sollen die Familien auch Steppdecken erhalten.
Der Schutz der Menschen vor dem nasskalten Winterwetter und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sind die dringendsten Herausforderungen im Katastrophengebiet. Das Wasser der Jahrhundertflut hatte wochenlang in der Hitze gestanden und auch die Brunnen verseucht. Shelter Now verteilt weiterhin Chlortabletten, mit denen verunreinigtes Wasser desinfiziert wird, setzt aber gleichzeitig eine dauerhaftere Lösung in Gang: Die 136 Familien von Mumtazabad haben bereits so genannte "Jerrycans" erhalten - Kanister mit einem eingebauten Filtersystem.
Das Prinzip der Jerrycans wurde bereits in anderen Katastrophengebieten erprobt: "Das verschmutzte Wasser wird in den Behälter gefüllt, der sodann mit der Handpumpe unter Druck gesetzt wird. Wenn man nun den Wasserauslass öffnet, erhält man einwandfreies Trinkwasser", erklärt Udo Stolte. "Wir fühlen uns jetzt sehr sicher mit diesem Filtersystem", sagt Jamil Khan, Familienvater aus Mumtazabad. Drei weitere Dörfer sollen ebenfalls mit den Filter-Kanistern versorgt werden, die pro Stück etwa 190 Euro kosten. Dank der Jerrycans werden fast 10.000 Menschen für ein Jahr sauberes Trinkwasser haben. Spätestens dann sollen die Brunnen wieder reines Wasser liefern.