Die europäische Elektro- und Elektronikschrott-Richtlinie (WEEE) legt Verwertungsquoten von 75 Prozent fest. Je nach Art der elektronischen Produkte war es bisher schwierig, mit den bestehenden Metall-Recycling-Verfahren diese Quote zu erreichen.
Eine selektive Behandlung der beim Produktionsprozess anfallenden Stoffe und Teile ist sehr aufwändig und verlangt heute noch Handarbeit. Deshalb sind einer sicheren Behandlung sowohl technische als auch ökonomische Grenzen gesetzt. Und auch die Qualität der dabei gewonnenen Wertstoffe und insbesondere die Sortenreinheit unterliegen starken Schwankungen – je nach Sorgfalt und Qualität der Demontage.
„Die größte Herausforderung beim Elektronikschrott-Recycling liegt darin begründet, dass eine Vielfalt von Kunststoffen zusammenkommen, die zusätzlich mit Störstoffen kontaminiert sind. Die Kunststoffe sind zudem meist mit Schwermetallen oder bromhaltigen Flammschutzmitteln verunreinigt. Diese Schadstoffe konnten mit bisheriger Technik nicht abgetrennt werden. Das erschwert den gesamten Prozess der Wiederverwertung“, erklärt Hans-Otto Hagemann, Leiter des Werks in Bergkamen.
Bei Sims Recycling Solutions sollen zukünftig sortenreine und saubere Kunststoffe hergestellt werden, die als Mahlgüter oder Rezyklate vermarktet werden. In diesem Bereich hat das Unternehmen in den letzten Jahren die Forschung und Entwicklung intensiviert und an einem großtechnischen und damit bezahlbaren Verfahren zur Trennung von Kunststoffen gearbeitet.
In einer Pilotanlage wird das Verfahren seit Ende letzten Jahres erfolgreich getestet. Hier werden die Kunststoffe einstiger Haushaltsgeräte in Fingernagel große Teile zerlegt, bevor sie in einzelne Polymere verfeinert werden. „Mit einer Sortenreinheit von 99 Prozent“, erklärt Hagemann. Ziel ist es, den Vorgang baldmöglichst industriell umzusetzen.
Mit der neuen Anlage will Sims Recycling Solutions einen Beitrag zu einer höheren Wertschöpfung im Interesse aller europäischen Kunden von Sims leisten. Wichtig ist diese Weiterentwicklung vor allem, um die von der Elektroschrottverordnung geforderten Quoten erfüllen, wenn nicht gar übertreffen zu können.
Hans-Otto Hagemann: „Innovationen sind in der Recycling-Branche eine wichtiger Markttreiber. Die neue Technologie würde einen Durchbruch bei der Wiederverwertung von Kunststoffen darstellen.“
Über Sims Recycling Solutions in Deutschland
Im Oktober vergangenen Jahres hat die Sims Group den Metall und Recycling Betrieb M+R in Bergkamen übernommen. Das Unternehmen ist neben der Verwertung von Elektro- und Elektronikgeräten auf die Separation von NE-metallhaltigen Gemischen wie Schredderfeinfraktionen und anderen Rückständen aus der Altprodukte- und Schrottaufbereitung und der Abfalltrennung spezialisiert.
Als Teil der Sims Tochtergesellschaft Sims Recycling Solutions ist der Betrieb in Bergkamen ein wichtiger Baustein der Unternehmensstrategie. Ziel ist es, in Europa der größte Dienstleister zur Umsetzung der WEEE-Direktive zu werden – inklusive aller logistischen, technischen und rechtlichen Aspekte.