Während man sich auf dem Lande selbst mit Brot versorgte, gab es bereits im 13. / 14. Jahrhundert das Bäckerhandwerk in der Stadt. Es gehört zu den ältesten Zünften. Die Bäcker waren wirtschaftlich und sozial etwas besser gestellte Handwerker. "Deutsche Abstammung und eheliche Geburt" musste man nachweisen, wollte man ein "ehrbares" Handwerk erlernen. Jedoch wo viele Sorben lebten wie in Bautzen, Luckau oder Cottbus, behaupteten sie sich gegen Ausgrenzungen und waren in allen Zünften vertreten. Die Brotbänke in Bautzen befanden sich bis 1883 am Rathaus, danach verkaufte jeder seine Ware aus der Backstube heraus, bis ein separater Verkaufsraum eingerichtet werden musste. Brote und Semmeln der Bäcker wurden immer wieder auf die vorgeschriebene Mehlmenge überprüft.
Obwohl in den meisten Kirchdörfern seit dem 17. Jahrhundert Bäckereien bestanden, gehörte das Brotbacken noch lange Zeit in der Bauernwirtschaft zur Haustradition. Generationen fertigten es auf gleiche Weise aus einem Teigrest, Wasser, Roggenmehl und etwas Salz. Ohne zu wiegen wusste die Hausfrau genau wie viel gebraucht wurde, bei welcher Temperatur der Sauerteig aufging, wann es Zeit war, den Backofen anzuheizen und wann, die Brote in den Ofen zu schieben und wie lange zu backen war. Je nach Ofengröße wurden bis zu zwölf runde Sechs- bis Achtpfünder gebacken. Der Teig reichte noch oft für einen Brotkuchen, der warm und knusprig verzehrt wurde. Bevor das letzte Brot angeschnitten war, buk man nach zwei bis drei Wochen erneut. Das kräftige Bauernbrot war billiger, sättigender und sparsamer im Verbrauch als frisches Bäckerbrot. Hartes Brot wurde zur Brotssuppe überbrüht, schimmelndes den Tieren verfüttert. Weggeworfen wurde nichts. In Hungerszeiten wurden dem Mehl gemahlene Eicheln oder Bohnen, sogar Lehm und Sägespäne beigemischt.
Zum Brot hatten die Menschen ein ganz besonderes Verhältnis. Der Ehrengast wird mit Brot und Salz begrüßt, auch dem Bettler verwehrte man selbst in schlechten Zeiten nicht die Brotgabe. Der Laib wurde beim Anschneiden bekreuzigt. Brot legte man nicht auf den Rücken und man ließ es nicht zu Boden fallen. Wer dem Nachbarn ein Brot borgte, sollte selbst ein Stück zurückbehalten, damit der Segen im Hause bleibt. In der Volksmedizin heilte man bestimmte Schmerzen und Krankheiten, sogar das Heimweh mit Brot. In zahlreichen sorbischen Sprichwörtern und Sagen wird der Fleißige und Rechtschaffende mit Brot belohnt, bei Brotfrevel aber bestraft. Gebackenes als Geschenk für Mensch und Tier steht für den Brotsegen wie der Geburtstagskuchen, die Patensemmel oder die Neujährchen.
Für Christen ist Brot auch ein Glaubenssymbol. Beim täglichen Gebet dankten sie für diese Gottesgabe. Brot steht für Christus und das ewige Leben. Beim Abendmahl gedenken sie des letzten Mahles von Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod am Kreuz. Brot und Wein werden zu Leib und Blut Christi. Das Abendmahl wird bis heute als Sakrament begriffen, durch das die Gläubigen Gemeinschaft mit Gott und untereinander erfahren.
Im Vaterunser bitten die Christen Gott in vielen Sprachen der Welt "unser täglich Brot gib uns heute". Die evangelischen Sorben der Oberlausitz beten "Naš wš dny chl b daj nam d ensa", die Niedersorben "Naš wšedny kl b daj nam nsa", die katholischen Sorben "Wš dny chl b naš daj nam d ens". Alle aber sagen "boži chl b" - "Gottesbrot". Die Brotbitte steht für alles Lebensnotwendige: Sattwerden, für körperliche und seelische Kraft sowie für geistige Nahrung.