Die 103 Kinder, Mütter und Mitarbeiter des Dorfes konnten trotz der dramatischen Vorkommnisse unbeschadet evakuiert werden. Sie wurden vorerst in einem Hotel untergebracht in der Nähe des derzeit wegen der Kämpfe geschlossenen Flughafens. Notfalls werden Kinder und Mütter nach Juba ganz im Süden des Landes gebracht, wo bisher keine Kampfhandlungen stattfanden.
"Es war grauenhaft", erklärte der Direktor der SOS-Kinderdörfer Sudan, Ali Mahdi. "Erst erzwangen sich die Rebellen mit Waffengewalt Eintritt in unser Dorf. Glücklicherweise haben wir die Kinder sofort in Sicherheit gebracht. Anschließend kamen die SPLA-Truppen und die Hölle brach los. Wir mussten alles zurücklassen." Mahdi versucht nun, Unterstützung von der UN und Verantwortlichen des Süd-Sudan zu bekommen.
Die Kämpfe auf dem Gelände des Kinderdorfes hielten auch am Montag an. Inzwischen drohen die Soldaten des Süd-Sudan mit der Zerstörung des Hauses, in dem sich die Rebellen verschanzt haben.
Unbeachtet von der Welt findet im Süd-Sudan ein Bürgerkrieg statt, dem trotz erfolgreicher Abstimmung des Süd-Sudan über seine Unabhängigkeit viele Menschen zum Opfer fallen. Immer wieder flammen Kämpfe zwischen regierungstreuen Rebellen und den SPLA-Truppen des Süd-Sudan auf. Erst Anfang Februar hatte das SOS-Kinderdorf aus der Nachbarschaft rund 150 Menschen aufgenommen, die vor den Kämpfen geflohen waren. Dabei war auch das SOS-Kinderdorf kurzzeitig unter Beschuss geraten, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten.
Auch in der Elfenbeinküste musste das SOS-Kinderdorf Abobo Gare wegen der Kampfhandlungen zwischen Truppen des alten und des neu gewählten Präsidenten evakuiert werden. Das Kinderdorf Abobo Gare ist das erste Kinderdorf auf dem afrikanischen Kontinent und sollte dieses Jahr eigentlich sein 40. Jubiläum feiern. Die Kinder wurden in ein zweites Kinderdorf im Osten des Landes gebracht, wo sie derzeit beengt, aber sicher leben können.