Die Veranstaltung ist mittlerweile eines der wichtigsten Netzwerk-Treffen für Betriebe, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Die rund 250 Gäste nutzen die Gelegenheit, um sich über die vielen Themen auszutauschen, die die Branche bewegen. Denn: „Die Kundenbedürfnisse verändern sich, neue Wettbewerber aus anderen Branchen machen mit digitalen Produkten und Services den Handwerken das Geschäft streitig, sodass auch Handwerksbetriebe ihre Geschäftsmodelle überdenken müssen“, betont Heiko Staroßom, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen, in seiner Eröffnungsrede.
Die Herausforderungen seien aber auch eine Chance, sich neu zu positionieren und erfolgreich im Markt zu agieren. Das zeigt deutlich der Gastvortrag von Michael Masemann, Inhaber der baedertec GmbH unter dem Titel „Nicht gewollt, aber gekonnt in ein Nischen-Handwerk“. Das Unternehmen erstellt schlüsselfertige Hotelbadezimmer in konventioneller Bauweise. Rund 7.500 Bäder – unter anderem für Hotels im europäischen Ausland – realisierte der Betrieb bereits. Dafür sei es zwingend notwendig gewesen, in die Digitalisierung zu investieren und sie zu meistern.
Eine Entwicklung, die auch Staroßom, bestätigt: „Unsere Kunden machen die Erfahrung, dass digitale Prozesse im Handwerk eine immer größere Rolle spielen.
3-D-Druck und Animationen, digitales Verkaufen oder Mixed Reality, wie beispielsweise ein 3-D-Modell im realen Wohnzimmer des Kunden, sind nur einige Beispiele dafür.“
So könne ein Tischler sehr gut sichtbar machen, wie das neue Möbelstück vor Ort aussieht. Zudem sprechen digital gut aufgestellte Betriebe potenzielle Nachwuchskräfte erfolgreicher an – und können so dazu beitragen, dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken.
Welche innovativen Ideen es noch im Bremer Handwerk gibt, um sich erfolgreich für die Zukunft aufzustellen, zeigt am Abend des 6. Novembers dann die feierliche Preisverleihung. Handwerkskammer und Sparkasse Bremen zeichnen drei Betriebe mit dem Preis für „Innovatives Handwerk 2019“ aus. Der Preis fördert innovative und nachhaltige Ansätze, die wertvolle Impulse für das Handwerk, die Wirtschaft und den Handel in Bremen liefern. Als Hausbank des Handwerks dotiert die Sparkasse Bremen den Preis mit insgesamt 6.000 Euro in den Kategorien „Technologie und Nachhaltigkeit“, „Existenzgründung“ und „Gesellschaftliche Verantwortung“.
Die Jury setzt sich dabei aus Expertinnen und Experten der Handwerkskammer Bremen zusammen. Zentrale Kriterien sind gute Ideen, die nachweisbar zu Erfolgen führen, die Umsetzbarkeit in der täglichen Arbeit, ein überdurchschnittlicher unternehmerischer Einsatz sowie das Engagement für mehr Nachhaltigkeit.
Die Preisträger „Innovatives Handwerk 2019“
In der Kategorie „Technologie“ zeichnete die Jury den Heizungs- und Sanitärbetrieb Uwe Röhrs in der Neustadt aus. Steffens Röhrs, der den Betrieb im Jahr 2015 vom Vater übernommen hatte, investierte konsequent in den digitalen Service. So schaffte er zwei Server an, auf denen alle Daten und Arbeitsbereiche eingespeist sind. Jeder Monteur des Unternehmens arbeitet mit einem eigenen Tablet und kann sich so in Echtzeit über den aktuellen Stand eines Auftrages informieren. „Für uns – und zum Nutzen der Kunden – verbesserte sich die interne Kommunikation damit erheblich. Wir konnten Termine besser planen, die Arbeitsprozesse sind transparenter“, betont Röhrs.
Im Jahr 2018 eröffnete die Augenoptikerin Alesya Fox in Bremen-Horn ihr Fachgeschäft „Fox Optik“. Ihr liegt viel daran, Kundinnen und Kunden ausführlich zu beraten. Dies geschieht sowohl stationär in ihrem Ladenlokal als auch in Seniorenresidenzen und – wenn Menschen nicht mehr mobil genug sind – bei Hausbesuchen. „Der Bedarf ist riesengroß“, sagt die Unternehmerin. In ihrem Geschäft arbeitet sie mit einem speziellen Messgerät, das auch bei Kindern oder Demenzkranken einsetzbar ist. Ein großes Lager an Gläsern ermöglicht es ihr, vielen den Service einer Expressbrille innerhalb von einer Stunde anzubieten.
Fox wurde in der Ukraine geboren, dort studierte sie Tiermedizin. Weil das Studium in Deutschland nicht anerkannt wurde, absolvierte die Alleinerziehende eine Umschulung zur Augenoptikerin. Die Jury würdigte ihre Hartnäckigkeit, trotz schwieriger Umstände ihre Ziele zu verfolgen und verlieh ihr den Preis in der Kategorie „Existenzgründung“.
Bäckermeister Joona Tim Hellweg betreibt in Bremen-Nord drei Geschäfte unter dem Markennamen „Brotbude“. Gebacken werden nur wenige Sorten Brot und Brötchen; Kuchen sucht die Kundschaft vergebens. „Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenz“, sagt Hellweg. Geöffnet ist maximal bis 14 Uhr, Sonntag und Montag sind Ruhetage. Damit will Hellweg seinen Mitarbeitenden zwei zusammenhängende freie Tage garantieren. „Für unsere Kunden waren die Öffnungszeiten erst ungewohnt“, sagt der 24-Jährige. „Aber, wenn wir ihnen das erklären, akzeptieren sie es.“ Die Jury zeigte sich beeindruckt, wie der Jungunternehmer seinen Betrieb ganzheitlich ausgerichtet hat und zeichnete ihn in der Kategorie „Gesellschaftliche Verantwortung“ aus.