Die Corona-Regelungen verlangten allen Branchen viel ab: Hoteliers und Gastwirte mussten plötzlich Gäste registrieren (und dabei den Datenschutz sichern) – oder ihren Betrieb für Monate schließen und auf Außerhauslieferung umstellen. Der Einzelhandel bot „Click und Collect“ an, organisierte Schnelltests für die Kundschaft oder investierte in den Online-Auftritt. Handwerker entwickelten Hygienekonzepte, setzen die Maskenpflicht bei Kundenbesuchen um. Dienstleister ermöglichten Home-Office, wo immer möglich. Parallel machten alle virtuelle Zusammenarbeit möglich und viele überdachten ihr Geschäftsmodell und nutzten die Zeit zur Optimierung.
Doch trotz hohem Engagement: Das Bruttoinlandsprodukt sank im Land Bremen 2020 nominal um 5,4 Prozent – deutlich getrieben vom produzierenden Gewerbe (minus 15,5 Prozent – doppelt so hoch wie der Bundesschnitt). Die Gründe dafür sind vielfältig, weiß Windheuser aus den Gesprächen mit Bremer Unternehmern in den letzten Monaten: „Wir haben in der Region gemerkt, wie verzahnt wir mit dem Rest der Welt sind. Wenn Bauteile oder Rohstoffe nicht pünktlich geliefert werden, stoppt oft die Produktion.“ Das hätte zum Beispiel das Bauhandwerk in den vergangenen Monaten immer wieder gespürt: Es fehlte zum Beispiel Bauholz. Oder an wichtigen Teilen in der Autoproduktion, wie zum Beispiel Chips.
Hilfen haben die Wirtschaft stabilisiert
Aber wenn Material nicht kommt, das Werk daher nicht fertig wird oder ein Geschäft pandemiebedingt sogar vorübergehend schließen musste – „das drückte und drückt noch immer auf die Liquidität und Eigenkapitalquote der Betriebe und Selbstständigen“. Es sei deshalb richtig und wichtig gewesen, dass in Deutschland über 100 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen geflossen seien. „Damit haben wir sicher die Wirtschaft stabilisiert, Arbeitsplätze gerettet und den Menschen auch Hoffnung gegeben“, meint Klaus Windheuser – kritisiert aber auch, „dass insbesondere zu Beginn die Hilfen mit starker Verzögerung ausgezahlt worden sind. Das bedrohte viele Firmen und Selbstständige in ihrer Existenz.“
Sparkasse Bremen: partnerschaftliche Zusammenarbeit in der schwierigen Zeit
Im Firmenkundenbereich der Sparkasse Bremen hätte es sich daher ausgezahlt, „dass wir eng, vertrauensvoll und oft über Jahrzehnte bereits mit den Unternehmen zusammenarbeiten.“ So hätte die Sparkasse die Betriebe dabei unterstützen können, die verschiedenen Hilfsprogramme zum Beispiel der KfW zu nutzen. Windheuser warnt aber auch vor den Folgen der Pandemie. „Gewinne und Eigenkapitalquoten zahlreicher Firmen sind teilweise kräftig gesunken
– die Schulden gestiegen. Umso wichtiger wird es, die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen beurteilen zu können.“
Zwar seien die Insolvenzzahlen im Land Bremen noch nicht deutlich gestiegen: „Im Mai 2021 meldeten 30 Bremer Unternehmen Insolvenz an – im letzten Jahr im gleichen Monat waren es 45“, so Windheuser laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel.
Allerdings seien die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten und es sei mit zunehmenden Insolvenzen zu rechnen: Erst seit Anfang Mai 2021 gelte wieder das alte Insolvenzrecht – die mehrfach verlängerte „Aussetzung der Insolvenzanmeldungsfrist“ ist ausgelaufen. Zudem seien über die geflossenen Liquiditätshilfen Probleme einzelner Unternehmen überdeckt worden.
Unternehmen in die neue Normalität begleiten
Daher gelte es für Finanzdienstleister wie die Sparkasse Bremen, Firmenkunden beim Übergang in eine neue Post-Corona-Normalität gut zu begleiten und ihnen zu helfen, die richtige Bilanz zu finden. „Wie strukturiere ich Eigenkapital und Verbindlichkeiten im richtigen Verhältnis zueinander? Macht ein syndizierter und damit koordinierter Kredit mehr Sinn als bilaterale Finanzierungen? Sind Schuldscheindarlehen ein passendes Finanzierungselement? Lohnt sich für das Unternehmen Factoring – also der Verkauf von Forderungen, um schneller flüssige Mittel zu haben? Rechnet sich Leasing?“ – all das seien Fragen, die Unternehmer und Kundenberater gemeinsam beantworten müssten. Windheuser nennt das einen „Smart Shift“ – denn auch das Geschäftsmodell müsse funktionieren und tragfähig sein. Und hier kann die Sparkasse durch ihren Branchenüberblick gute Impulse geben.
Agil und selbstorganisiert zum Erfolg der Unternehmen beitragen
„Diese Aufgabe ist wichtig und anspruchsvoll – die Sparkasse Bremen ist aber darauf sehr gut eingestellt“, zeigt sich Klaus Windheuser überzeugt. Denn ihn überzeugte für den Wechsel von Budapest nach Bremen im vergangenen Jahr besonders, dass die Sparkasse Bremen eine klare Strategie verfolgt und sich in ein agiles Unternehmen wandelt – mit einer selbstorganisierten Netzwerkorganisation. „In allem, was wir unternehmen, fragen wir uns und unsere Kundinnen und Kunden immer: Welchen Nutzen haben sie davon? Sie stehen im Mittelpunkt der Strategie, für sie entwickeln wir Lösungen.“ Besonders im Firmenkundenbereich käme es dabei darauf an, digitale und persönliche Nähe zum Kunden zu gestalten und schnell und partnerschaftlich auf Augenhöhe reagieren zu können.
„Mit der neuen Netzwerkorganisation, die wir seit 2019 in der Sparkasse Bremen umsetzen, sind wir darauf gut eingestellt. Denn gerade Unternehmern benötigen oft schnelle Entscheidungen – nicht nur in Zeiten einer Pandemie.“ Ein Beispiel dafür sei die neue Kooperation zwischen der Sparkasse Bremen und der Kreditplattform creditshelf als Lösung für das mittelständische Firmenkundengeschäft. Konkret heißt das: Firmenkundinnen und -kunden stehen damit unbesicherte Kreditangebote von bis zu fünf Millionen Euro mit einer Laufzeit von bis zu acht Jahren zur Verfügung. Windheuser: „Spätestens 48 Stunden nach dem Antrag kommt eine Rückmeldung.“ Den gesamten Prozess kann dabei die Beraterin oder der Berater der Sparkasse Bremen begleiten, wenn die Unterstützung von der Kundin oder dem Kunden gewünscht wird.
Digital und auch persönlich nah – regionale Verankerung macht den Unterschied
Digitale Prozesse würden auch immer wichtiger, wenn es um die Unternehmensnachfolge geht. „In den nächsten fünf Jahren suchen bundesweit an die 125.000 Betriebe eine Nachfolge,“ erläutert Windheuser. Um verkaufswillige Unternehmerinnen und Unternehmer sowie potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger zu unterstützen und zusammenzuführen, bieten die Sparkasse Bremen und die Handwerkskammer Bremen in Kooperation mit companylinks seit April 2021 eine neue Online-Plattform an: handwerk-nachfolge.de. „Mit dieser Plattform-Initiative helfen wir den uns sehr am Herzen liegenden Handwerksbetrieben, die große Herausforderung der Unternehmensnachfolge zu lösen“, sagt Windheuser.
Trotz dieser und einigen anderen neuen, digitalen Lösungen – für Unternehmer wie auch Sparkasse Bremen sei es wichtig, sich auch von Angesicht zu Angesicht zu sehen – und das nicht nur über eine Video-Konferenz. „Die Firmenkunden wünschen ausdrücklich den persönlichen Kontakt – das schafft Vertrauen und Verlässlichkeit, besonders in schwierigen Situationen oder wenn es schnell gehen muss. Und genau hier unterscheiden wir uns als regional verwurzelte Bank vom Wettbewerb“, reflektiert Windheuser zahlreiche Rückmeldungen aus seinen Gesprächen. „Wir werden hoffentlich bald wieder unsere Live-Veranstaltungen anbieten können statt nur virtuell“, hofft der Firmenkunden-Vorstand. Denn sein Bereich verantwortet Netzwerkformate wie „Unternehmergala“, „Mahl des Handwerks“, „Machermesse“ oder den Bremer Gründungspreis. Zusammen mit bekannten Institutionen dieser Stadt werden zum Teil über Generationen hinweg auf diesen Veranstaltungen Trends und aktuelle Themen besprochen.Neu ins Leben gerufen ist dagegen das Format „Umdenkwerkstatt“. Hierbei wird zusammen mit Kundinnen und Kunden zu aktuellen Themen in Workshops an Lösungen gearbeitet. Themen in diesem Jahr waren bereits „Wie schütze ich mich vor Cyberattacken“ oder auch „Krisen erfolgreich managen“.
Noch einen Schritt weiter will Klaus Windheuser mit dem Programm „Innoventure“ (Innovation & Adventure) gehen. Um Innovationsprozesse bei den Kundinnen und Kunden zu beschleunigen, möchte er in Zukunft einen mietbaren Inkubator auf Zeit zur Verfügung stellen. Der rund 420 m² große und 4,70 m hohe Raum am Hauptsitz der Sparkasse Bremen soll abseits des Tagesgeschäft Interessierten die Möglichkeit geben, agil, kreativ und vor allem schnell arbeiten zu können. Dabei stellt die Sparkasse Bremen ihre Kompetenzen in den Bereichen Fördermittel, Innovationsmethodik und auch Netzwerk den Externen zur Verfügung.
Kurzvita Klaus Windheuser
Klaus Windheuser ist 51 Jahre alt. Er arbeitete über 30 Jahre in verschiedenen Funktionen für die Commerzbank und studierte zu Beginn seiner Karriere berufsbegleitend mit dem Abschluss diplomierter Bankbetriebswirt. Zuletzt leitete er ab 2015 als CEO die Commerzbank Zrt. in Ungarn. Im April 2020 wechselte er von Budapest nach Bremen, um hier bei der Sparkasse Bremen die Vorstandsfunktion für Firmenkunden und Treasury zu übernehmen. Windheuser ist verheiratet und hat ein Kind.