1927, als man sich anschickte, Motorräder auf die Straßen rund um Hohenstein-Ernstthal "... um die Wette fahren zu lassen", wie es damals hieß, gab es noch Zweifler. 130.000 Menschen kamen zum 1. Badberg-Viereck-Rennen zur Himmelfahrt am 26. Mai 1927. Bis zu einer halben Millionen Zuschauer pilgerten danach jährlich ins sächsische Hohenstein-Ernstthal und jubelten ihren Zweirad- und Vierrad-Helden zu, die sich in erschreckend schnellem Tempo auf der knapp 9 km langen Strecke auch an den Häusern der Stadt vorbei bewegten. Einiges hat sich seit damals geändert, der Adrenalin-Spiegel bei den Rennfahrern und Zuschauern ist jedoch ähnlich hoch geblieben.
Zwischen 1961 und 1972 fanden bereits Weltmeisterschaftsläufe auf dem alten Sachsenring statt und Zweirad-Legenden wie Mike Hailwood, Giacomo Agostini, Barry Sheene oder Phil Read gaben sich auf dem Straßen-Kurs die Ehre. 1972 entschied die Regierung der damaligen DDR jedoch ab sofort neben den einheimischen Rennfahrern nur noch Protagonisten aus dem sozialistischen Ausland an den Start gehen zu lassen. Und so fanden ab 1973 nur noch Rennen der Ostblockstaaten statt. Die Beliebtheit des Sachsenrings bei den Zuschauern riss dennoch nicht ab. Aber das Risiko, welches ein Stadtkurs mit sich bringt, war zu hoch und der alte Sachsenring wurde 1990 nach erneut unfallreichen Rennen, die auch Todesopfer zu beklagen hatten, geschlossen.
Nur sechs Jahre später fand sich mit dem Bau eines Verkehrssicherheitszentrums zwischen den Städten Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz eine passende Alternative für den heiß geliebten Motorsport. Der neue Sachsenring war geboren. Nur zwei weitere Jahre später ist die größte Weltmeisterschaft des Motorrad-Straßenrennsports auf den Sachsenring zurückgekehrt. Seit 1998 fahren die weltbesten Motorradrennfahrer wieder ihre Runden auf der anspruchsvollen Rennstrecke in Sachsen und messen ihr Talent und ihre Fähigkeiten miteinander vor einer unverwechselbaren und auch unter den Fahrern beliebten Kulisse.
Knapp 1000 Helfer, Ordner, Streckenposten und ehrenamtliche Freiwillige helfen jedes Jahr bei der Durchführung der Veranstaltung und opfern zumeist ihren Jahresurlaub, um Teil dieser Veranstaltung zu sein, bei der vielmals auch schon der Vater, die Mutter, oder gar Oma und Opa bei der Organisation geholfen haben. Auch aus den alten Bundesländern und dem europäischen Ausland gibt es immer wieder helfende Hände, deren Herz am Rennsport hängt und die sich gern in die Veranstaltung einbringen möchten. Wenn man rund um den Sachsenring geboren ist, hat man eh „Benzin im Blut“, auch wenn das anatomisch eher unmöglich scheint.
Mehr als 200.000 Zuschauer reisen auch heute noch jedes Jahr an die Traditions-Rennstrecke und 2016 belegte der Sachsenring sogar den zweiten Rang der meistbesuchten Rennstrecken weltweit.
Die Motorrad-Weltmeisterschaft wird in mehr als 200 Millionen Haushalte übertragen und rund 1,3 Millionen Zuschauer haben allein in Deutschland die Rennen am Fernseher verfolgt. Knapp 11 Millionen TV-Zuschauer waren es weltweit. Die enorme Präsenz, die der Sachsenring der Region bietet und sein hoher Wirtschaftsfaktor sind unumstritten.
Mit seinem breiten Rahmenprogramm rund um die Rennstrecke, die nicht nur Motorradbegeisterte zum Feiern einlädt, hat sich der Motorrad Grand Prix Deutschland schon längst zu einem Volksfest entwickelt und zählt unter den Motorsport-Fans zu einer DER Pilgerstätten des Rennsports. Besucher aus der ganzen Welt reisen daher jedes Jahr nach Sachsen und sind fester Bestandteil einer einzigartigen Atmosphäre. Ein Besuch lohnt sich! Aber Vorsicht, Motorsport kann süchtig machen…!
Weitere Informationen zum Pramac Motorrad Grand Prix Deutschland, der vom 13. bis 15. Juli 2018 auf dem Sachsenring stattfindet, finden Sie unter: www.srm-sachsenring.de