Schüler wollen provozieren
Insgesamt 9 Schüler, 4 Syrer und 5 Münchner wollen ohne Filter und ohne Dresscode auf der Straße eine Geschichte erzählen, die sie selbst berührt und mit der sie andere berühren wollen. Menschen, die gerade einkaufen oder von der Arbeit kommen. Menschen wie Du und ich. Menschen, die mit Sicherheit negative Erfahrungen mit Vertrauensmissbrauch gemacht haben. Menschen, die sich genau wie Du und ich wünschen, dass sie – z.B. im Job, in der Schule oder im Privatleben – anderen vertrauen können …
Vertrauen statt Misstrauen
Auch die Schüler sprechen aus eigener Erfahrung. Nicht nur hier in Deutschland, sondern auch im Rahmen ihrer Flucht aus Kriegsgebieten. „Jeder von uns hat schon einen Vertrauensbruch erlebt oder den unermesslich großen Wert eines unzerbrechlichen Vertrauens zu spüren bekommen“, so das Credo der Jung-Schauspieler. „Weil eine Gesellschaft, in der Vertrauen mit großem V geschrieben und auf den Gesichtern Aller sichtbar wird, ein erstrebenswertes Ziel ist, setzen wir uns dafür ein und wollen darauf aufmerksam machen!“ Mit performativer Kunst, eigenen Texten, aber auch Zitaten von „den Großen“ wollen die Schüler wie ein Schlag ins Gewissen wirken. In Anlehnung an Stücke wie „Biedermann und die Brandstifter“ und Marina Abramovićs „The other: Rest Energy“ beweisen sie, dass Vertrauen ein Risiko ist, das wir alle auf uns nehmen sollten, um zu erleben, dass es sich auszahlt.
Der GASTEIG als Plattform
Die Theater-Performance findet auf den Treppen des „Celibedacheforums“ statt, nahe dem bekannten blauen Kunstwerk „Gerundetes Blau“. Dabei ist die Wahl des Ortes nicht zufällig. „Der Gasteig ist das kulturelle Herz unserer Stadt“, so die jungen Künstler. „Hier herrscht Trubel und Wissensdurst, und genau diese beiden Bedingungen sind ideal für uns. Wir wollen Passanten für einige Minuten innehalten lassen und sie nachdenkend wieder auf den Weg schicken.“
Ein Youtube-Video zeigt erste Eindrücke
Die Proben für das Straßentheater wurden bereits gefilmt. Daraus entstanden ist ein berührendes Video, welches die Intention dessen erahnen lässt. Wie fühlt sich Vertrauen an? Was erlebt man, wenn man Vertrauen erlebt? Was geschieht, wenn wir Ablehnung und Misstrauen erfahren. Das Video ist zu finden auf der Homepage des Projektes: www.jahr-des-vertrauens.de
Bekannte Stimmen zur Straßentheater-Performance:
Das Projekt „Jahr des Vertrauens“ wird unterstützt von namhaften Persönlichkeiten mit gesellschaftspolitischem Engagement, Mit-Initiatoren und Veranstalter. Ihre Stimmen zur Wirkung der Straßentheater-Performance skizzieren die Dimension dessen:
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Literatur-Professor Universität Tübingen:
Das Projekt basiert auf den Erfahrungen und Aktivitäten meines Forschungsprojekts „Werte-Welten“ und meines Buchs „Vertrauen – ein riskantes Gefühl“. Ein Fazit ist, dass Vertrauen in unserer Gesellschaft umfassend gepflegt und in den öffentlichen Diskussionen zum Thema gemacht werden muss, nicht aber einfach vorausgesetzt werden kann. Das Theater-Projekt verbindet Impulse für Vertrauensbildung mit dem Erleben und den Meinungen der Bürger.
Dr. med. Ellis Huber, Arzt und Gesundheitspolitiker:
Der globale Grundkonsens über Werte und Normen, der vom Weltethos definiert wird, braucht in der praktischen Umsetzung lokale Handlungskulturen, die Menschen berühren, überzeugen und begeistern. Vertrauen kann als ein Maßstab und Wirkstoff für soziale Gesundheit und friedliche Gemeinschaft verstanden werden. Ich denke dabei an den letzten Satz im Dokumentarfilm „Weit: Die Geschichte von einem Weg um die Welt: Es ist schön zu wissen, dass man überall der Welt vertrauen kann. In Erinnerung bleibt, dass es sich lohnt, zu vertrauen.“
Dr. Hans Christian Meiser, Philosoph, Publizist, Verleger, Programmdirektor Radio39:
„VERTRAUEN ALS THEATERAUFFÜRUNG, nicht für den bildungsbeflissenen Bürger, den Helmut Dietl in der Gestalt des Dr. Schönfärber gnadenlos entlarvt hat, sondern als künstlerischer Ausdruck eines globalen Anliegens und einer gesellschaftspolitischen Verantwortung gedacht – von wenigen für alle. Diese wenigen zeigen den Weg schonungs- und kompromisslos. So wirkt Theater auch auf die einfältigste Seele… und verwandelt, ganz im Sinne der griechischen Katharsis.“