Nicht allein durch die Könnerschaft des Malers besticht das Büstenportrait des aus einer angesehenen Freiburger Familie stammenden Knaben, sondern auch durch den Liebreiz des dargestellten Kindes - die ebenmäßigen Gesichtszüge, das blonde halblange Haar seiner Pagenfrisur und die großen blauen Augen, die ernst auf den Betrachter gerichtet sind. Der Junge trägt auf dem schwarz-blauen Hemd einen weißen „Matrosenkragen“ mit Spitzenbesatz, der vorne zu einer großen Schleife gebunden ist.
Ein goldfarbener, hochrechteckiger Rahmen mit klassizistischen Elementen umgibt das ovale Format des Gemäldes. Dieses Bildformat wurde bevorzugt zur Darstellung standesbewusster Familien im 19. und 20. Jahrhundert verwendet. Es bezieht sich aber noch auf die Kunstauffassung des 18. Jahrhunderts.
Adolf Schmidlin, seit 1908 als der bedeutendste Portraitist in Freiburger Bürger- und Adelsfamilien tätig, hat bevorzugt Kinderbildnisse gemalt. Das ungekünstelte, natürliche Verhalten der Modelle kommt in seiner Malweise zum Ausdruck - eine lebendige, lockere Pinselführung, die dem Impressionismus nahe steht. Die Qualität seines Farbauftrags, der die Lichtund Schattengebung ebenso wie die feinsten Details des Gesichtsausdrucks aufzeigt, ist auch auf seine Arbeitsweise zu2 rückzuführen. Der Künstler malte grundsätzlich nicht nach Fotos, sondern nach dem Modell. So war es ihm möglich, indem er unter anderem Märchen erzählte, die Kinder in ihrer besonderen Ausstrahlung zu erfassen.
Am Mittwoch, 11. Juli, um 12.30 Uhr erläutert Margret Zimmermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, das Bild in einer Führung.