Die mit 10 Überwachungsplätzen und 16 Weiterbehandlungsbetten - auch Enhanced-Care-Betten genannt - ausgestattete Einheit versorgt jährlich über 1.000 Patienten. Die Stroke Unit bietet im Verbund mit der Neurologischen Intensivstation, der Neuroradiologie sowie der Neurochirurgischen Klinik und der Klinik für Gefäßchirurgie die gesamte Breite der therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung von Schlaganfällen an.
Den Angaben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zufolge erleiden bundesweit jährlich fast 300.000 Menschen einen Schlaganfall. Zwei von drei Hirninfarkten treten erstmalig auf und bei einem Drittel der Betroffenen handelt es sich um Rezidive. Der Schlaganfall zählt in Deutschland zu den häufigsten Ursachen für Behinderungen im Erwachsenenalter. Ein Großteil der Betroffenen muss nach einem erlittenen Schlaganfall mit einer Behinderung leben. Spezialisierte Einheiten, sogenannte Stroke Units, sollen die therapeutischen Möglichkeiten für die Behandlung von Schlaganfallpatienten verbessern, Komplikationen verringern und Spätfolgen wie auch dauerhafte Behinderungen minimieren und im besten Fall vermeiden.
"Für die Zertifizierung als überregionale Stroke Unit müssen hohe Anforderungen bei der personellen und technischen Ausstattung erfüllt werden", erläutert Georg Gahn, Direktor der Neurologischen Klinik am Klinikum. Steht die Diagnose "akuter Schlaganfall" im Raum, werden die Patienten zur Behandlung und Überwachung auf die Stroke Unit gebracht, die annähernd wie eine Intensivstation ausgestattet ist. "Hier können wir alle relevanten Parameter wie etwa Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Blutzucker kontrollieren und wenn nötig sofort behandeln. Das ist in den ersten Stunden nach dem Ereignis entscheidend für die weitere Entwicklung", betont der Professor. "Durch diese optimale Versorgung kann das Risiko, eine dauerhafte Behinderung davonzutragen oder gar zu sterben, um 80 Prozent reduziert werden".
Bei etwa 30 Prozent der im Klinikum behandelten Patienten werde eine Blutgerinnsel-auflösende Therapie - eine sogenannte Thrombolyse- durchgeführt. "Mit dieser Therapie versuchen wir nach diagnostischem Ausschluss einer Gehirnblutung das ursächliche Blutgerinnsel aufzulösen, um das minderversorgte Hirnareal wieder zu durchbluten und Spätfolgen zu vermeiden. Das ist bundesweit eine exzellente Rate", unterstreicht der auf diesem Gebiet sehr versierte Neurologe. Die hohe Thrombolyserate, die nur in der Frühphase des Schlaganfalles, wenige Stunden nach dem Ereignis, eingeleitet werden kann, sei auch ein Indikator dafür, dass die notärztliche Versorgungskette in Karlsruhe und Umgebung ausgezeichnet auf die stationäre Akutversorgung abgestimmt sei. "Durch die rasche Behandlung können so schwere Behinderungen wirksam vermieden werden."
Abschließend hebt der Leiter der Neurologie noch einmal die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit hervor. "Eine gute Stroke Unit lebt vom Miteinander zwischen der Neurologie und den benachbarten Disziplinen: Neuroradiologie, Neurochirurgie, Gefäßchirurgie und Kardiologie". Diese Form der Zusammenarbeit werde am Klinikum so gut gelebt, dass die DSG das Klinikum im Sommer offiziell als Neurovaskuläres Netzwerk aufgenommen hat. Den Angaben Gahns zufolge ist das Klinikum somit eines von 16 Zentren bundesweit, das an der Pilotphase teilnimmt. Laut der DSG versteht man unter einem Neurovaskulären Zentrum eine überregionale Versorgungsstruktur, in der alle Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, also allen Erkrankungen, die die Blutversorgung des Gehirns und des Nervensystems betreffen, interdisziplinär behandelt werden. Mit der Etablierung von Neurovaskulären Netzwerken verfolgt die DSG das Ziel, eine einheitliche, verlässliche und qualitätsgesicherte Schlaganfallversorgung zu etablieren.